Es gibt ein Zitat von Philip Pullman über seine Buchreihe "His Dark Materials", welches perfekt als Bewerbungsschreiben für den Nachfolgewettbewerb von "Game of Thrones" fungieren könnte: "Ich interessiere mich nicht für Drachen und Schwerter. Ich habe mich für die menschliche Psychologie interessiert und das ist ein absolut realistisches Interesse. Es geschah einfach, dass das Fantasy-Genre mir ein breiteres Spektrum von Metaphern für die Erkundung der Natur des Menschseins eröffnete, als es ein geradliniger Realismus getan hätte", so erzählte es der britische Autor kürzlich der Irish Times.

Auf den ersten Blick ist die Abwendung von "Drachen und Schwertern" ein Widerspruch, wenn die neue BBC/HBO-Koproduktion "His Dark Materials" in die Fußstapfen von "Game of Thrones" treten will. Doch Pullman beschreibt sehr gut, was der eigentliche Kern eines guten Fantasystoffes ist: Die Frage nach dem Menschsein. Insofern war GoT ein bestens geeigneter Stoff, weil er komplizierte Machtstrukturen, ein komplexes Figurenensemble und fantastische Elemente wie Untote, Drachen oder Hexen miteinander kombinierte. Der Zuschauer erfuhr dabei vor allem, wie Menschen sich unter sozialem, politischem oder ökologischem Druck - der Nachtkönig als Metapher für den Klimawandel - verhalten.

"His Dark Materials", welches bereits als "Der Goldene Kompass" mit Daniel Craig und Nicole Kidman adaptiert wurde, bietet eine ebenso figurenreiche und fantasievolle Grundlage. Pullmans Trilogie ist in Deutschland unter den Titeln "Der Goldene Kompass", "Das Magische Messer" und "Das Bernstein-Teleskop" erschienen und wurde weltweit über 15 Millionen Mal verkauft.

Stars wie James McAvoy, Newcomer wie Amir Wilson

Die BBC produziert die Serie, HBO wird sie international vertreiben. Hier in Deutschland ist sie ab dem 25. November via Sky zu sehen. Bevor überhaupt eine Folge im Fernsehen zu sehen ist, hat der britische Sender bereits eine zweite Staffel in Auftrag gegeben. Damit kommt "His Dark Materials" insgesamt auf 16 Episoden, beide Staffeln werden aus jeweils acht Folgen bestehen.

Die erste Staffel folgt der Geschichte von Lyra (Dafne Keen), einer scheinbar gewöhnlichen, aber mutigen jungen Frau aus einer anderen Welt. Lyras Suche nach einem entführten Freund deckt eine finstere Verschwörung auf. Überall in dieser mysteriösen Parallelwelt verschwinden Kinder. Während ihrer Reise durch die Welten trifft Lyra einen entschlossenen Jungen namens Will (Amir Wilson). Gemeinsam begegnen sie außergewöhnlichen Wesen und gefährlichen Geheimnissen ...

Keen (bekannt für ihre Rolle in "Logan") wird von James McAvoy als Lyras Onkel Asriel begleitet; Ruth Wilson spielt Mrs. Coulter, eine glamouröse, attraktive und in der von Männern dominierten Welt auch beruflich äußerst erfolgreiche Frau und Lin-Manuel Miranda wird als Abenteurer Lee Scoresby zu sehen sein. Für die zweite Staffel gibt es bereits Cast-Zuwachs: "Fleabag"-Schauspieler Andrew Scott wird als Colonel John Parry hinzukommen, den Buchlesern ist er als Gelehrter und Schamane Jopari bekannt. 

Jack Thorne ("The Aeronauts") wird die Romane für das Fernsehen adaptieren, wobei die ersten beiden Folgen von Oscar-Preisträger Tom Hooper ("The King's Speech") inszeniert werden. Romanschöpfer Philip Pullman ist bei der Serie als Ausführender Produzent mit an Bord.

Teure Dæmonen in "His Dark Materials"?

Statt von Schattenwölfen wie in "Game of Thrones" werden die Figuren in "His Dark Materials" von Dæmonen begleitet. Sie treten in den Büchern, aber auch in dem Film von 2007 und künftig in der Serie als sprechende ständige Begleiter und Freunde in Tiergestalt auf. Diese Dæmonen sind Teil der Menschen in dieser Welt und mit diesen so eng verbunden, dass sie sich nie weit voneinander entfernen können.

Es wird interessant sein, wie die Interaktionen zwischen dem Computer-animierten Tier und dem realen Schauspieler filmisch in der Fantasyserie gelöst werden. Schließlich gaben die "Game of Thrones"-Macher in Staffel 8 an, den Schattenwolf Geist nicht mehr so häufig gezeigt zu haben, weil die CGI-Herstellung den finanziellen Rahmen der Produktion gesprengt hätte.