Netlix-Nutzer hatten auch 2020 nicht immer etwas zum Lachen gehabt. Klar, so mein eine große Serie wie "Barbaren" ging frisch an den Start, bei anderen gingen neue Runden an den Start. Gefühlt legten sich aber mehrere Meldungen über unerwartete Serien-Absetzungen wie ein dunkler Schatten über das Streaming-Jahr, dass die Vermutung schon laut werden konnte, ob denn das große Seriensterben begonnen hat. Netflix hat diese Vorwürfe erst vor kurzem abgestritten.
In der Zwischenzeit tummeln sich Tag für Tag Millionen von Kunden auf der beliebten Plattform, um altbekannte wie neue Filme und Serien zu streamen. Dabei scheinen sie zunächst die Qual der Wahl zu haben, doch so einfach ist es nicht: Tatsächlich ist im Hintergrund ein Algorithmus am Arbeiten, der sich das Nutzerverhalten ganz genau anschaut und entsprechend darauf reagiert.
Der Netflix-Algorithmus: Eine lernende Maschine
Nein, wer bei Netflix etwas empfohlen bekommt, sieht nicht ein kuratiertes Ergebnis, hinter dem ein oder mehrere Experten aus Fleisch und Blut stehen. Stattdessen agiert im Hintergrund eine künstliche Intelligenz, die selbstständig lernt – Netflix selbst nennt es ein "proprietäres, komplexes Empfehlungssystem". Das schaut genau auf das Verhalten des jeweiligen Users, wofür er sich entscheidet und wie viel Zeit er womit verbringt.
Das Genre spielt dabei eine Rolle, aber auch Schauplätze, Drehbücher oder Figuren. Die bislang angeschauten Inhalte und deren Empfehlung haben einen großen Einfluss sowie der Vergleich mit anderen Nutzern, die dem System nach einen ähnlichen Geschmack haben. Davon ausgehend werden dem Nutzer dann passend zugeschnittene Empfehlungen ausgespielt – auch in der richtigen Reihenfolge.
Netflix: Zeit als Kriterium
Darüber hinaus spielt auch Zeit eine wichtige Rolle. So wird unter anderem auch die Tageszeit registriert, in der man Netflix benutzt sowie die Nutzungsdauer. Wie lange man braucht, um von einer eingeblendeten Empfehlung auch direkt zum Inhalt überzugehen, wird ebenfalls wahrgenommen. Und auch das Abspielgerät wird vom Streamingdienst ausgewertet. Zuletzt gesehen Titel werden übrigens immer stärker gewichtet als ältere, Geschlecht und Alter spielen eigenen Angaben nach keine Rolle.
Bei der manuellen Suche werden ganz oben Titel auf Basis vorhergehender Suchen anderer Nutzer angezeigt. Die Netflix-Reihen werden ebenfalls vom Algorithmus bestimmt, um "eine personalisierte Umgebung zur Verfügung zu stellen": Das bedeutet also, dass die Startseite bei jedem Nutzer anders aussehen wird, je nachdem, wie er bislang bei Netflix unterwegs war. In jeder Reihe gibt es dabei drei Personaliserungsebenen:
Auswahl der Reihe (z. B. "Weiterschauen", "Derzeit beliebt", "Preisgekrönte Dramen" usw.)
Auswahl der Titel, die in der Reihe angezeigt werden
Bewertung der Titel
Ganz oben ist dann stets die Reihe mit den höchsten Empfehlungen zu sehen, so wie es der Algorithmus einschätzt. Mit jedem Besuch bei Netflix werden kontinuierlich neue Daten erfasst, um die Empfehlungen weiter zu verbessern. Ganz ohne Kritik ist das System aber nicht: Zum Beispiel hat der TV-Kritiker Daniel Fienberg im Zuge der Absetzung von "Teenage Bounty Hunters" moniert, dass durch den Algorithmus bestimmte Serien eher beworben werden, als andere, die dadurch kaum eine Chance erhalten.