Das wars also. Nach zehn Folgen endet die dritte Staffel der beliebten Krankenhausserie "Club der roten Bänder" mit einem nicht mehr ganz so überraschenden Knall. Anführer Leo (Tim Oliver Schultz) stirbt. Das ist vielleicht nicht das, was sich langjährige Fans für das große Finale gewünscht haben, aber die Konsequenz, mit der VOX bei der Erzählung vorgeht, ist bemerkenswert. Es gibt nicht dieses eine Schlupfloch, diese eine Wunderheilung, die den krebskranken Jungen doch noch retten könnte. Vielmehr geht es für Zuschauer und den Club darum, noch die letzten gemeinsamen Stunden mit Leben zu füllen. Und das gelingt dem finalen Zweiteiler sehr gut, gerade weil er nicht in Selbstmitleid zerfließt. Leo nimmt sich die Zeit, mit Jonas (Damian Hardung) einen neuen Anführer zu bestimmen, Emma (Luise Befort) zu ermutigen, die Welt zu erobern, Hugos (Nick Julius Schulz) Schreibtalent zu fördern und Toni (Ivo Kortlang) zu seiner wahren Liebe zu führen. Und schließlich gelingt dem Clubgründer auch etwas, mit dem man fast nicht mehr rechnen durfte: Er versöhnt sich mit seinem Vater. Der Chef tut alles dafür, dass seine Gefährten auch nach seinem Tod zusammenbleiben. Ähnlich wie Alex (Timur Bartels) pflanzt auch Leo in jeden seiner Freunde einen Teil seines Lebens. Die sind bis zum Schluss bei ihm. An seinem Bett in Benitos Haus, das er am Ende nicht mehr verlassen kann.

Der Zuschauer darf sich trotz kleinem Krankenzimmer auf einige Schauwerte freuen, denn dank Gedankenreise verschlägt es das Team in ein Kino, auf einen Fußballplatz und an einen Flughafen. Überhaupt überzeugt das Finale durch seine abwechslungsreichen Settings, die starken Dialoge und ein fantastischen Timing für humorvolle Szenen.

Ein letztes Abenteuer erleben die Freunde dann aber doch noch, als sie Leo nach einem Zusammenbruch in bester Agentenmanier aus einem fremden Krankenhaus "stehlen". Es ist einer dieser vielen heiteren Momente, die, versehen mit einem Schuss Tragik, die Serie so besonders machen.

Die Beerdigungssequenz und der Ausblick auf die Zukunft dürften für den ein oder anderen vielleicht einen Zacken zu lang geraten sein, aber insgesamt verabschiedet sich "Club der roten Bänder" sehr gelungen und wohlwollend von seinen Figuren. Dass am Ende kein reines Happy End möglich ist, muss nicht jedem gefallen, doch in dieser Form erreicht die Geschichte einen glaubwürdigen Abschluss, der trotz aller Härte weit versöhnlicher daherkommt, als man es vermuten durfte.

Ausblick: "Club der roten Bänder" Kinofilm?

Zwar konnte VOX mit dem Finale der dritten Staffel nicht ganz die hervorragenden Quoten der zweiten Staffel toppen, qualitativ nehmen sich die einzelnen Folgen jedoch kaum etwas. Auch die finalen zehn Episoden überzeugen mit tränenreichen Einzelmomenten und zahlreichen Handlungsfäden, die zum Ende hin größtenteils befriedigend aufgelöst werden. Mit der Entscheidung, Anführer Leo (Tim Oliver Schultz) schon sehr früh in der Staffel sein finales Todesurteil mitzuteilen, begibt sich der Sender außerdem auf ganz dünnes Eis, das bis zum Schluss hält. Nur die Liebesbeziehung von Jonas (Damian Hardung) zu seiner viel älteren Schwimmlehrerin Iris ist ein Punkt, der nicht ganz zufriedenstellend aufgelöst wird.

Erfrischend ist, dass das Serienfinale gerade am Anfang und am Ende bekanntes Krankenhausterrain verlässt und die "Patienten" plus Zuschauer in eine für sie ungewohnte Umgebung wirft. Das wirkt wie ein Befreiungsschlag, den die Show auch dringend nötig hat, bevor sie in ihr doch recht schwermütiges Finale geht, das dank Fingerspitzengefühl jedoch ein versöhnlicher Abschluss geworden ist.

Wie geht es jetzt weiter mit "Der Club der roten Bänder"? Eigentlich sollte die Serie mit der dritten Staffel offiziell enden. Glaubt man aber den jüngsten Aussagen des Senders VOX, scheint ein zusätzlicher Kinofilm kein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Ob solch eine Weitererzählung jedoch sinnig oder gar erfolgreich wäre, darf bezweifelt werden. Immerhin wäre mit Leo der eigentliche Protagonist maximal noch als Geist zu sehen und nicht jede Kinoadaption kann nahtlos an den Erfolg ihrer Vorlage anschließen. Vielleicht sollte VOX einfach seinen Frieden mit "Club der roten Bänder" machen. Ihren Helden ist das ja schließlich auch gelungen.

"Club der roten Bänder" im Podcast

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