Am 26. April 1986, also vor knapp 33 Jahren, kam es im Kernreaktor des Atomkraftwerkes in Tschernobyl zur Kernschmelze: Der Super-GAU. 300.000 Menschen mussten aus einem 2.000 Quadratkilometer großen Gebiet evakuiert werden. Seither ist die Gegend rund um das Gebäude für Menschen unbewohnbar und von der Regierung zum Sperrgebiet erklärt worden. Der anliegende Ort Prypjat, in denen damals viele Kraftwerkarbeiter wohnten, ist heute eine Geisterstadt wie aus einem Gruselfilm. Die Reaktorkatastrophe ist bis heute ein Zeugnis für die Gefahren der atomaren Energiegewinnung und hat noch immer Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Helfer und Anwohner, die nicht in den darauffolgenden Wochen nach dem Unglück an der Strahlenkrankheit gestorben sind (134 Tote), sind noch Jahre später an Leukämie, Schilddrüsenkrebs und anderen gesundheitlichen Leiden erkrankt. Besonders die genetischen Schäden wirken sich bis heute aus.

Rekolonialisierung nach Tschernobyl

Bevor die Landschaft zwischen der Ukraine und Weißrussland (ca. 70 Kilometer nördlich von Kiew) besiedelt wurde, war sie ein Feuchtbiotop mit einer prächtigen Tier- und Pflanzenwelt. Die Fauna mit seinen Flüssen und Wäldern war Lebensraum vieler Organismen, die mit der Bebauung dem Feuer, dem Beton und dem Menschen mit seinen Vodka-Brennereien, den Glasmanufakturen, aber auch den Schulen, Krankhäusern und dem Kernkraftwerk weichen musste. Doch seit der Mensch einen großen Bogen um das Gebiet rund um den Reaktor machen muss, holt sich die Wildnis das Territorium Stück für Stück zurück. Besonders von der Strahlung betroffen ist der berüchtigte "Rote Wald". Bäume die hier noch leben, wachsen langsamer, Vögel haben kleinere Gehirne und es gibt weniger Insekten. "An manchem Frühlingstag hört man gerademal einen einzigen Vogel im Roten Wald singen", so Anders Møller, Ökologe an der Universität Paris-Süd, der seit 1991 die Todeszone von Tschernobyl studiert. Aber es gibt auch positive Nebeneffekte: Durch die Absenz von Menschen konnte sich die Natur weitestgehend frei entfalten. So haben zum Beispiel Braunbären das Gebiet (re-)kolonialisiert.

Chernobyl trifft den wunden Punkt

HBO und Sky haben nun eine Miniserie mit dem Titel "Chernobyl" veröffentlicht, die das Unglück von 1986 rekonstruiert. In Deutschland ist die 5 Episoden lange Serie seit heute, dem 14. Mai 2019, bei Sky abrufbar. Regisseur Johan Renck (u.a. 3 Folgen "Breaking Bad") hat mit "Chernobyl" eine dramaturgisch packende Momentaufnahme geschaffen, welche die Erlebnisse der Anwohner und Kernkraftwerkmitarbeiter von damals realitätsnah wiederspiegelt. Mit dabei sind Stellan Skarsgård, Jared Harris und Emily Watson

Verantwortlich für die Serie zeichnet der bisher vornehmlich als Drehbuchautor tätige Craig Mazin ("Hangover 2"). Selten war eine auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte über eine Umweltkatastrophe derart spannend und zugleich feinfühlig inszeniert. In langsamen, aber nicht minder mitreißendem Tempo wird die Geschichte aus Sicht der Betroffenen dargelegt. Fünf Folge lang werden minutiös die Folgen des Desasters gezeigt, in intensiven Bildern und mit einem überragenden Jared Harris ("The Terror").

Die im Wochentakt bei Sky zu sehende Produktion ist Teil einer mit 250 Millionen Dollar unterfütterten Allianz zwischen Sky und dem US-Sender HBO. Das Pay-TV rüstet auf im Kampf gegen die Streamingriesen Netflix und Amazon Prime Video.