Wer in China online nach "Pu der Bär" sucht, der wird nichts finden. Das liegt zum einen daran, dass das gemütliche Bärchen in diesem Land "Kleiner Bär Winnie" genannt wird. Zum anderen aber auch daran, dass die Kinderbuchfigur in China seit kurzem zensiert wird. Wer dennoch sucht, bekommt statt Bildern und Geschichten des kleinen Abenteurers nur ein Error-Zeichen angezeigt. Daneben ein dicker Hinweis, dass es sich um "illegalen Inhalt" handle. Aber was hat der Honig liebende Bär getan, dass die chinesische Regierung derart verärgerte?
Er selbst hat gar nichts gemacht. Aber die Kinderbuchfigur wurde immer wieder Teil von Fotomontagen, die die Ähnlichkeit zwischen ihm und dem chinesischen Staatsmann Xi Jinping nahelegen. Dieser ist Staatspräsident und Generalsekretär der kommunistischen Partei. Über die optische Ähnlichkeit der beiden lässt sich sicher streiten. Aber darauf kam es bei den Fotomontagen wohl weniger an: Pu der Bär, so heißt es in den Büchern, ist von "sehr geringen Verstand". Ein unbekannter Blogger sah darin offensichtlich eine Parallele zum Staatschef und fertigte die Bilder an. Bereits seit 2013 sind diese in Umlauf. Aber damit ist jetzt Schluss! Die Regierung greift durch und hat alle Pu-Bilder, egal ob der Xi Jinping darauf zu sehen war oder nicht, aus den sozialen Netzwerken gelöscht. Auch bei Suchmaschinen-Anfragen findet man nun keine Ergebnisse mehr. Was Pu der Bär wohl dazu sagen würde? Vielleicht das hier: "Einige Leute sorgen sich so sehr. Ich glaube, es heißt Liebe."
Internetzensur verschärft
Die Staatsgewalten Chinas achten penibel darauf, dass ihre Politiker nicht vorgeführt oder ins Lächerliche gezogen werden. Gerade im Vorfeld des Parteitages im Herbst wird die ohnehin schon sehr strenge Internetzensur noch schärfer. Öffentlich Kritik üben ist nicht möglich. Selbst für die subtilen Pu der Bär-Bilder bleibt kein Platz mehr. Und so witzig die Vorstellung auch sein mag, dass chinesische Regierungsmitarbeiter das Internet nach Bärchen-Bildern durchsuchen, die Zensur in China bietet keinen Grund zum Lachen. Wer sich im Land befindet, der kann nicht auf ausländische Medien, Google oder Facebook zugreifen. Eine unsichtbare, chinesische Mauer, die die Freiheit mit Füßen tritt.
Autorin: Katharina Kunzmann
Autorin: Katharina Kunzmann