Seit einigen Wochen läuft "Die Eiskönigin 2" in den Kinos und damit die Fortsetzung zum großen Disney-Hit von 2013. Der Film von Jennifer Lee und Chris Buck ist ein voller Erfolg und hat die ein oder andere Überraschung zu bieten und auch leidenschaftliche Disney-Fantheoretiker werden auf ihre Kosten kommen.

Doch neben neuen Abenteuern und eingängigen Liedern punktet "Die Eiskönigin 2" auch in einem ganz anderen Aspekt, dessen sich womöglich viele Kinogänger gar nicht gewahr sind. Doch wie das NOW Magazine aus Kanada berichtet, hat man sich bei Disney dieses Mal besonders viel Mühe gegeben, eine fremde Kultur korrekt und respektvoll darzustellen.

Die Eiskönigin 2: Vertrag zwischen Disney und Samen

Konkret geht es um das indigene Volk der Samen, das vornehmlich im Norden von Skandinavien lebt und Gebiete in Schweden, Norwegen, Finnland und sogar Russland besiedelt hat. Schon damals in "Die Eiskönigin" war sein Einfluss hör- und sichtbar: Gleich zu Beginn des Films singt auf der Tonspur ein Chor ein Lied, das vom samischen Musiker Frode Fjellheim geschrieben wurde und dessen Musik sich an Joik, einer traditionellen Gesangsart, orientiert. Zudem ähnelten Details wie zum Beispiel Kristoffs Kleidung an Elemente der samischen Kultur.

Dem Bericht zufolge wurden nach dem Erscheinen des Films kritische Stimmen laut, die Disney in "Die Eiskönigin" Whitewashing und kulturelle Inbesitznahme vorwarfen, besonders weil man sich auch nur sehr selektiv an der Kultur bedient habe. Damit sich das bei "Die Eiskönigin 2" nicht wiederholt, traten Vertreter des Volkes mit Disney in Kontakt und schlossen mit dem Filmstudio einen Vertrag ab, der bekräftigen soll, dass sich die samische Kultur auch im Besitz der Samen befindet.

Indigenes Volk soll von "Die Eiskönigin 2" profitieren

Die Filmemacher Lee und Buck sowie Produzent Peter Del Vecho unterstützten die Zusammenarbeit und Del Vecho unterschrieb auch den Vertrag zwischen Disney und den Samen. Letztere entsendete eine Gruppe von Experten, die als Berater den Animatoren zur Seite standen. Zu den wesentlichen Punkten des Vertrages zählt unter anderem, dass "der Inhalt von ‚Die Eiskönigin 2‘ einfühlsam, angemessen und respektvoll gegenüber der samischen Kultur" sein wird. Zudem wird auch erwähnt, dass die Einnahmen des Films fair mit den Samen geteilt werden. Wer also den neuen Ausflug nach Arendelle sieht, tut auch etwas Gutes! Disney stimmte übrigens einer speziell angefertigten Synchronfassung in einer samischen Sprache zu und versprach, an Initiativen zur Unterstützung indigener Gemeinschaften in Skandinavien teilzunehmen.

In "Die Eiskönigin 2" spielt das fiktionale Volk der Northuldra eine wichtige Rolle, deren Darstellung stark von den Samen beeinflusst wurde. Die Musik (der Chorgesang ist erneut zu hören), die Kleidung und sogar die Anwesenheit von Geistern, die die Naturelemente repräsentieren, sind von der samischen Kultur entlehnt. Insgesamt sei den Machern die richtige Darstellung gelungen, wie Anne Lajla Utsi gegenüber CBC erzählte. Utsi arbeitet beim International Sámi Film Institute und war Teil der Expertengruppe, die Disney beriet. "Wir sind sehr stolz und glücklich über den Film, so wie er jetzt ist."

Disney musste sich in der Vergangenheit schon oft Vorwürfe wegen verschiedener Darstellungsweisen in ihren Trickfilmklassikern gefallen lassen – damals wurden Szenen und Figuren gezeigt, die man heute auf keinen Fall mehr durchwinken würde. Der Megakonzern hat die Zeichen der Zeit erkannt. Unter anderem werden alte Filme auf dem neu gestarteten, eigenen Streamingdienst Disney+ mit einem Warnhinweis über nicht mehr zeitgemäße Darstellungen gezeigt. Die Plattform nimmt am 31. März 2020 in Deutschland ihren Betrieb auf; "Die Eiskönigin 2" läuft indes seit dem 20. November 2019 hierzulande auf der großen Leinwand. Hier ist noch einmal der Trailer: