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Wer nach Feierabend gerne ins Kino geht, hat schon seit Wochen Pech. Die Filmtheater in Deutschland sind wegen der Pandemie geschlossen worden, wie viele andere Kultureinrichtungen auch. Die Popcorn-Maschinen stehen still und die Leinwände bleiben schwarz. Nun wollen einige Bundesländer den Kinobesuch wieder erlauben, wenn Hygieneregeln eingehalten werden.
"Das Gute ist, dass man über die Öffnung von Kinos spricht", sagt Christian Bräuer von der AG Kino. Der Berliner Verband vertritt bundesweit rund 370 Programmkinos. Die Situation, wie sie sich jetzt darstelle, sei aber "suboptimal". Denn jedes Bundesland setze selbst Öffnungstermine und Regeln fest.
Programmkinos wollen zeitgleich neue Filme zeigen
Wie u. a. das Studio-Kino Hamburg mitgeteilt hat, haben sich die AG Kino (Gilde deutscher Filmkunsttheater) und der Verleiher-Verband darauf verständigt, dass ab dem 2. Juli 2020 Programmkinos bundesweit wieder öffnen werden und dass die Verleiher auch ab demselben Tag wieder Neustarts in die Häuser bringen werden. Es ist davon auszugehen, dass vereinzelt kleinere Kinos schon vorher öffnen werden, die dann jedoch nur bereits bekannte Titel spielen können.
Cinemaxx öffnet sofort
Die Cinemaxx-Kinokette will nicht länger warten und nimmt den Spielbetrieb sofort auf. Schon seit dem 21. Mai wurden Häuser in Dresden, Kiel und Offenbach wieder geöffnet, am 28. Mai kamen Halle Magdeburg dazu. Am 30. Mai werden nun Essen, Bielefeld, Hamburg (Dammtor und Wandsbek), Hamm, Krefeld, Mülheim und Wuppertal nachziehen. Es gelte mit Ausnahme von 3D-Filmen ein vorübergehender Einheitspreis von 4,99 Euro. Umfassende Sicherheitsmaßnahmen sollen gewährleistet sein.
Update mit Stand 3. Juni: Bei Cinemaxx kommen neue Häuser hinzu, die wiedereröffnen. Insbesondere dürfen sich Filmfreunde in Baden-Württemberg freuen: Ab dem 6. Juni sollen nämlich die Häuser in Heilbronn, Freiburg, Sindelfingen und Stuttgart wieder Gäste empfangen.
UCI-Kinos öffnen ab 8. Juni 2020
Nachdem schon Cinemaxx mit ersten Wiedereröffnungen vorgelegt hat, wird demnächst auch die UCI-Kinokette nachziehen. Am 8. Juni sollen zunächst einmal Häuser in Neuss, Flensburg und Hamburg-Othmarschen ihre Pforten wieder öffnen. In den "kommenden Wochen" sollen dann weitere Filialen dazukommen. Neue Sicherheitsvorkehrungen sollen implementiert worden sein, darunter zählen u. a. die beschränkte Anzahl an Plätzen mit blockierten Sitzen zwischen den Gästen und eine "kontaktlose Gäste-Reise".
Auch bei UCI gibt es einen vorübergehenden Sonderpreis: Tickets sollen pauschal 6,90 Euro kosten. Für den Imax-Saal in Othmarschen beträgt er 9,90 Euro.
Cinestar und Kinopolis
Cinestar wird nach erfolgreichen Tests alle Häuser in drei Etappen öffnen. Diese erfolgen jeweils am 25. Juni, am 2. Juli und am 9. Juli.
Nach ersten Testläufen sieht man bei Kinopolis nun vor, dass ab dem 2. Juli alle Filialen wieder öffnen werden.
Bayern
Im flächenmäßig größten Bundesland Deutschlands wurde mittlerweile der 15. Juni festgelegt, ab dem Tag dürfen Kinos wieder öffnen. Pauschal werde zu Beginn eine Begrenzung von 50 Personen im Innenraum gelten, allerdings wurde jüngst eine Erhöhung auf 100 Personen ab dem 22. Juni mitgeteilt. Die Hygienevorschriften sind nach wie vor recht streng: Anders als in anderen Bundesländern gilt nämlich in Bayern die Maskenpflicht auch im Kinosaal.
Berlin
Nach einer neuen Senatssitzung steht jetzt endlich auch der Termin für die Bundeshauptstadt fest – und er ist deutlich später als in vielen anderen Bundesländern: Erst ab dem 30. Juni werden auch in Berlin Kinos wieder ihren Betrieb aufnehmen. Kritische Stimmen gab es bereits, aber auch Lob, denn so hätten viele Häuser Zeit, sich darauf vorzubereiten. Einige werden auch erst kurz danach wieder öffnen: Ähnlich wie andere deutsche Programmkinos wird zum Beispiel auch die Yorck-Kinogruppe erst am 2. Juli loslegen.
Baden-Württemberg
Hier ist Pfingstmontag, der 1. Juni 2020, der Stichtag für die Wiedereröffnung der Kinos. Natürlich werden hier wie anderswo strenge Vorschriften gelten: Die Anzahl der zugelassenen Besucher muss pro Vorstellung unter 100 bleiben. Zudem muss die Rückverfolgbarkeit der Kunden gewährleistet werden.
Brandenburg
Seit dem 9. Mai 2020 ist die Inbetriebnahme von Autokinos gestattet und einem neuen Beschluss zufolge werden demnächst auch die regulären Spielstätten nachziehen: Ab dem 6. Juni dürfen sie auch in Brandenburg wieder Filme zeigen.
Bremen
Für Bremen gibt es aktuell noch keine aktuellen Pläne zur Wiedereröffnung der Kinos. Allerdings werden ab dem 15. Mai einige Autokinos ihre Pforten eröffnen.
Hamburg
In der Hansestadt ruhten noch die Filmprojektoren, allerdings geht es auch hier weiter: Ab dem 27. Mai dürfen Filmtheater wieder weitermachen. So weit die Theorie, in der Praxis haben aber schon mehrere Kinos angekündigt, noch mehr Zeit zu benötigen (siehe auch oben).
Hessen
In Hessen dürfen Kinos seit dem 9. Mai wieder Besucher empfangen, die mindestens anderthalb Meter Abstand voneinander einhalten müssen. Im Saal ist rechnerisch pro fünf Quadratmeter Fläche eine sitzende Person erlaubt und es muss Teilnehmerlisten geben.
Am ersten Wochenende haben dort nach Einschätzung des Film- und Kinobüros Hessen nur sehr wenige Betreiber die Chance zur Öffnung genutzt. Auch Christopher Bausch lässt seine zwei Frankfurter Kinos vorerst zu. "Wir waren alle sehr überrascht von der Nachricht", sagt er. Sie hätten lange auf ein Signal zur Öffnung gewartet. Mit den jetzigen Auflagen aber sei de facto keine Öffnung möglich, findet er.
Mit 1,5 Metern Sicherheitsabstand hätte er etwa 20 bis 30 Prozent der Kapazitäten belegen können, sagt Bausch. Mit der in Hessen zusätzlich geltenden Quadratmeterregelung komme er auf eine noch geringere Auslastung. Das mache wirtschaftlich wenig Sinn. Zudem hätte er sich einen einheitlichen Starttermin für alle deutschen Kinos gewünscht.
Lesetipp
Mecklenburg-Vorpommern
Ersten Informationen nach soll die Wiedereröffnung der Kinos ab dem 25. Mai stattfinden können. In der phasenweisen Lockerung der Coronamaßnahmen fallen Kinos in die dritte Phase, die vom 25. Mai bis zum 15. Juni andauern soll.
Niedersachsen
Jüngst wurde tatsächlich beschlossen, dass Kinos in Niedersachsen bis zum 22. Juni geschlossen bleiben. Sie sind, wie schon zuvor gemutmaßt wurde, noch nicht Teil der vierten Phase der Lockerungen, die am 8. Juni beginnt. Zudem wird mit besonders strengen Sicherheitsauflagen gerechnet: Ähnlich wie in Bayern soll so die Maskenpflicht auch im Kinosaal greifen. Kurioserweise dürfen aber schon jetzt die Filmpassage Osnabrück und die Hall of Fame Osnabrück Filme zeigen, da die Betreiber einen Eilantrag vor Gericht einreichten - und damit Erfolg hatten.
Update: Seit dem 22. Juni dürfen Kinos in Niedersachsen wieder flächendeckend öffnen. Erlaubt sind bis zu 250 Personen unter der Einhaltung gängiger Sicherheitsvorkehrungen. Dazu gehört allerdings auch die Maskenpflicht im Saal, für die jedoch die Ausnahme zum Verzehr von Speisen und Getränken gilt.
Nordrhein-Westfalen
In NRW können sich Kinofreunde den 30. Mai vormerken – ab diesem Tag soll es auch für sie wieder weitergehen, der Termin wurde jetzt bestätigt. Strenge Sicherheitsvorkehrungen sollen natürlich zum Einsatz kommen, doch bis auf die bekannten anderthalb Meter Abstand wurden noch keine konkret genannt.
Update: Ab dem 15. Juni 2020 darf auf die Einhaltung des Mindestabstands von 1,50 Meter im Kino verzichtet werden, sofern die Rückverfolgbarkeit der anwesenden Personen auch im Saal gewährleistet werden kann. Im Klartext: Neben der Erhebung der Personendaten soll auch bis vier Wochen nach dem Besuch einsehbar sein, wo genau der entsprechende Kinogänger gesessen hat. Diese Regelung tritt ausdrücklich auch für Veranstaltungen mit mehr als 100 Gästen in Kraft.
Rheinland-Pfalz
Der 27. Mai wurde vor Kurzem für die Wiederinbetriebnahme kultureller Einrichtungen, darunter auch Kinos, festgelegt. Sicherheitsmaßnahmen werden aktuell noch entwickelt und konkretisiert. Dazu gehören u. a. Zugangskontrollen, Abstandsregeln, Sicherstellung der Nachverfolgbarkeit und Maskenpflicht. Neuesten Entwicklungen nach soll aber die Maskenpflicht auch während der Vorstellungen gelten, was den Verzehr von Speisen und Getränken verhindern würde.
Saarland
Filmfreunde im Saarland dürfen sich ab dem 18. Mai wieder auf neue Kinovorstellungen freuen. Dafür wurde ein umfangreicher Hygiene- und Schutzplan der Landesregierung erstellt. Details sind daraus noch nicht bekannt, man kann aber davon ausgehen, dass bereits bekannte Regelungen wie die Abstandseinhaltung darin vorkommen.
Sachsen
Offiziell darf es ab dem 15. Mai wieder weitergehen, doch ähnlich wie in Hessen wurden viele Betreiber von der kurzfristigen Erlaubnis überrascht. Es werde noch etwas mehr Vorbereitungszeit benötigt, von daher ist davon auszugehen, dass sächsische Kinos erst später öffnen werden. Dafür sind bereits einige Autokinos in Betrieb.
Sachsen-Anhalt
Einige Autokinos zeigen schon jetzt Filme und wie jüngst bestätigt wurde, werden endlich auch die regulären Kinos nachlegen: Ab dem 28. Mai ist es so weit.
Schleswig-Holstein
Hier ist es ab dem 18. Mai so weit. Dann dürfen auch in Schleswig-Holstein Kinos wieder Filme zeigen.
Thüringen
Nachdem es noch danach aussah, dass es in Thüringen ab dem 6. Juni so weit sein könnte, werden Kinogänger voraussichtlich noch länger warten müssen. Erst Mitte Juni können sie mit Lockerungen der Sicherheitsmaßnahmen rechnen.
Kinos in Deutschland: Öffnungserlaubnis bringt neue Probleme
Mit dem Kino ist es ein wenig wie mit einer Fabrik: Das Geschäft läuft nur, wenn auch die nötigen Teile zugeliefert werden. Und im Kino sind das Filme. Etliche Filmstarts wurden allerdings um Monate verschoben – teilweise sogar um ein ganzes Jahr. Das neue James-Bond-Abenteuer "No Time To Die" zum Beispiel soll nun erst im November anlaufen.
Die Kinos aber brauchen neue Filme. Und für Verleiher lohnt ein Kinostart oft nur, wenn viele Häuser offen sind. "Niemand bringt einen Film heraus, wenn man nur ein Drittel des Bundesgebiets bespielen kann", sagt Verbandschef Bräuer der dpa. Außerdem fehlten die internationalen Märkte. Er wünscht sich genug Vorlauf, um mit Verleihern zu sprechen, und plädiert für einen Kinostart Anfang Juli.
Einheitlicher Start erwünscht
Auch der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF Kino) fordert einen einheitlichen Start. Die Kulturminister von Bund und Ländern haben am Dienstagabend über eine gemeinsame Position zur Öffnung von Kinos und Theatern beraten. Der HDF schlägt den 4. Juni vor. "Man braucht eine Planbarkeit", sagt HDF-Vorstand Christine Berg. Es brauche außerdem ein einheitliches Hygienekonzept. Es gebe etwa in Hessen bei den Betreibern noch viele Fragen zur Umsetzung.
Mitte März hatten viele Kinos schließen müssen, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu verhindern. Die Verbände warnten vor einem Kinosterben und forderten Unterstützung. "Finanziell ist das ein schwerer Ritt", sagte Berg. Manche hätten aus Not ein Autokino eröffnet, müssten nun in Hygienekonzepte investieren und Einbußen bei Einnahmen hinnehmen, sollten Säle nicht voll besetzt werden. Sie fürchte, dass einige Kinos auch dann in die Knie gehen könnten, wenn sie wieder öffnen dürften.
"Tenet" und "Mulan": Hoffnungen fürs Kino
Aus Bräuers Sicht sind die Voraussetzungen im Kino andere als etwa in einer Bar: Man schaue in eine Richtung, unterhalte sich nicht, Besucher könnten auch mit Markierungen gelenkt werden. Er plädiert für eine strenge Kontaktverfolgung und hohe Hygienestandards, also etwa größere Reinigungen zwischen den Vorstellungen. Kinobetreiber Bausch sieht das ähnlich. Als Besucher werde man sich auch darauf einstellen müssen, dass man mehr Zeit mitbringen müsse.
Aus Bräuers Sicht gibt es spannende Filme, die fertig in der Schublade liegen. Kurz vor dem Lockdown liefen auf der Berlinale noch zwei deutsche Produktionen: Zum einen Christian Petzolds "Undine" mit den Schauspielern Paula Beer und Franz Rogowski. Und zum anderen eine Neuverfilmung des Romans "Berlin Alexanderplatz" von Regisseur Burhan Qurbani - die Literaturverfilmung soll nach einer Verschiebung laut derzeitiger Planung nun am 25. Juni anlaufen.
Mit diesen beiden Filmen, dem neuen Film "Tenet" von Christopher Nolan und der Disney-Neuverfilmung von "Mulan" – "damit kann man einen starken Sommer hinbekommen", sagt Bräuer. Er sorgt sich auch um die Vielfalt im Kino. Wenn man viele Plätze im Saal freilassen müsse, könne das dazu führen, dass Kinos einen beliebten Film auf mehreren Leinwänden spielen. Also gleich mehrfach parallel "James Bond". "Die Frage ist dann: Wie viel Vielfalt wird noch stattfinden?"