Der neue Film der Coen-Brüder "The Ballad of Buster Scruggs" feierte gerade seine Weltpremiere auf dem Festival von Venedig. Kritiker konnten sich dort einen ersten Eindruck von der Western-Groteske machen und dieser ist größtenteils positiv. In sechs Teilen entfalten die Filmemacher von modernen Klassikern wie "No Country For Old Man" oder "True Grit" eine Erzählung aus dem amerikanischen Westen. Es geht um Verbrechen, um die Vergänglichkeit der Existenz und - ganz Western-typisch - um das Streben nach Geld, Gold oder Land.

Schnell wird klar, warum "The Ballad of Buster Scruggs" zunächst als Netflix-Serie geplant war. Zu Beginn jeder Episode präsentieren Joel und Ethan Coen einen alten Erzählband mit farbigen Abbildungen von Wild-West-Szenen: Es wirkt wie gemacht für eine Anthologieserie, bei der jede Episode eine abgeschlossene Handlung erzählt. Nun ist es ein Episodenfilm geworden.

Da ist der singende Cowboy (Tim Blake Nelson), der alle Duelle gewinnt. Der Bankräuber (James Franco), der dem Tod durch den Strang (zunächst) entrinnt. Der alte Goldgräber (Tom Waits), auf dessen Schatz es ein Halunke abgesehen hat. Oder auch die alleinstehende Siedlerin (Zoe Kazan), die auf einem Zug ihrem zukünftigen Ehemann begegnet. Eine Episode ist auch als politische Botschaft zu verstehen:

Ein Schausteller (Liam Neeson) zieht mit einem arm- und beinlosen Schauspieler (Harry Melling) durch die Städtchen und Dörfer des Westens. In einem improvisierten Planwagentheater rezitiert der Darsteller auf immer andere Weise einen Monolog, an dessen Ende der berühmte Schlusssatz von Abraham Lincolns Gettyburg-Rede von 1863 steht: "Und auf dass die Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk, nicht von der Erde verschwinden möge."

"The Ballad Of Buster Scruggs" ist ab 16. November auf Netflix verfügbar.