Im Kino erleben Krimis in jüngerer Zeit wieder einen kleinen Aufschwung. Mehrere alte Agatha-Christie-Hits wurden neuverfilmt, zuletzt "Tod auf dem Nil". 2020 avancierte zudem "Knives Out – Mord ist Familiensache" zum Publikumshit. Der Filmemacher Rian Johnson erhielt für seine verzwickte Mördersuche sogar eine Oscar-Nominierung für das beste Originaldrehbuch. Und wo könnte ein solcher Film besser deutsche TV-Premiere feiern als bei Das Erste, dem Heimatsender der wohl längsten Krimi-Reihe der Welt: "Tatort".

"Knives Out" kann es dabei locker mit den besten "Tatort"-Ausgaben aufnehmen. Der sensationelle Krimi ist unerhört spannend und hat gleich mehrere Wendungen an Bord, bei denen selbst dem geschulten Publikum die Kinnlade runterfällt. Ein Pflichttermin also, am 27. Juni um 20:30 Uhr bei Das Erste einzuschalten und die Mordermittlung mit aufzunehmen.

Starbesetzter Krimi "Knives Out": Jeder ist verdächtig

Mit der ganzen Familie feiert der Krimiautor Harlan Thrombey (Christopher Plummer) seinen 85. Geburtstag. Am nächsten Morgen liegt er tot in seinem Bett. Für den Detective Lieutenant Elliot (Lakeith Stanfield) deutet alles auf Selbstmord hin. Da schaltet sich der Privatdetektiv Benoit Blanc (Daniel Craig) aus rätselhaften Motiven ein. Er vermutet einen Mord. Verdächtig ist für ihn jeder: Wollten Harlans älteste Tochter Linda (Jamie Lee Curtis) und ihr Mann Richard (Don Johnson) an das Erbe? Ging es Harlans Sohn Walter (Michael Shannon) um die Verfilmungsrechte der Krimi-Romane? Was heckt Harlans verwitwete Schwiegertochter Joni (Toni Collette) mit ihrer vorlauten Tochter Meg (Katherine Langford) aus?

Bei seinen Ermittlungen stolpert Blanc von einer Lüge zur Nächsten. Vertrauen kann er einzig Harlans Pflegerin, der Migrantin Marta Cabrera (Ana de Armas), die zum Toten eine besonders innige Beziehung hatte. Für Blanc ist zudem vor allem ein Familienmitglied interessant: Hugh Ransom Drysdale (Chris Evans), Harlans Enkelsohn. Der ist nämlich weder zur Beerdigung noch zum polizeilichen Verhör erschienen und soll sich noch auf der Geburtstagsfeier mit seinem Opa gestritten haben. Gerade als der Fall klarer zu werden scheint, sorgt die Testamentsverlesung durch den Anwalt Alan Stevens (Frank Oz) für eine faustdicke Überraschung – und eine zweite Leiche taucht auf.

Spannend, clever: "Knives Out" ist ein "Cluedo"-Spiel als Film

Mit "Knives Out" kehrt das Miträtsel-Kino zurück. Den Film in großer Runde zu schauen ist wie eine Partie "Cluedo" mit der Familie. Das beliebte Brettspiel wird sogar mitten im Film von Benoit Blanc einmal angesprochen, als er einen geheimen Zugang zu Thrombeys prächtigem Anwesen entdeckt. Es macht Spaß, gemeinsam den Mörder erraten zu wollen, ehe der geniale Ermittler die Lösung des Rätsels durchschaut hat. Es ist dem intelligenten Drehbuch von Rian Johnson zu verdanken, dass das so viel Spaß macht – denn die Auflösung ist absolut perfekt durchdacht und vollkommen logisch. Und da wirklich jede noch so kleine Rolle durch einen bekannten Star besetzt ist, kann wirklich jeder der Täter sein. Eine Meisterleistung!

Richtig clever ist der Film aber noch darin, wie er über die Mordermittlung hinaus Themen anspricht. Durch die Rolle der Marta behandelt der Film das Schicksal von Migranten aus Lateinamerika in den USA und wie sie von der wohlhabenden weißen Gesellschaft behandelt werden. Auch Benoit Blanc ist ein Meisterdetektiv, wie es ihn noch nie zuvor gab: Freundlich, vornehm, verschroben, manipulativ, kauzig, aber vor allem ein Dramatiker, der die großen Auftritte liebt und braucht. Daniel Craig hat sich hier eine Paraderolle geschaffen – und kann sich in dieser austoben. "Knives Out 2" erscheint schon 2022 bei Netflix, weitere Teile erarbeitet Rian Johnson bereits für den Streamingdienst. Wenn das Niveau so hochbleibt, können die neuen Filme gar nicht schnell genug kommen.