Film- und TV-Fans der Kategorie "OmU", also Original mit Untertiteln, mögen bei dem Problem nur müde lächeln, für den Normalgucker aber steht fest: Jeder Star, jeder Schauspieler, jede Schauspielerin, deren Werke für den deutschen Markt synchronisiert werden, hat seine eigene (Synchron)stimme. Ändert die sich plötzlich - schlimmstenfalls nach Jahrzehnten der Gewöhnung und Liebgewinnung - kann das den ganzen Genuss sabotieren.

Zuletzt sorgte die neue deutsche Stimme von Sylvester Stallone für Stirnrunzeln. Am 21. März erschien "Backtrace", ein Direct-to-Video-Thriller, u.a. mit Matthew Modine, Ryan Guzman und eben Stallone. Der gute Sly nun wurde nicht, wie gewohnt, von seinem Stammsprecher Thomas Danneberg synchronisiert, sondern von Axel Lutter, der auch schon Größen wie Pierre Richard ("Die Sch'tis in Paris") und Nick Nolte (aktuell in "Head Full Of Honey") seine Stimme geliehen hatte. Danneberg war aus Krankheitsgründen nicht verfügbar.

Superstars im Doppelpack

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Stallone und Schwarzenegger in "Escape Plan"

Schon um den Film "Escape Plan" (2013), mit Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger, gab es eine Kontroverse, in dessen Mittelpunkt Danneberg stand. Das Problem: Der Mann mit der markanten Stimme spricht für gewöhnlich beide Stars in den deutschen Fassungen. War es bei den "Expendables"-Filmen kein Problem, dass die beiden Big Names von ein und demselben Sprecher synchronisiert werden, hielten die Verantwortlichen dies im Fall von "Escape Plan", nicht nur zum Ärger der Fans, sondern auch von Danneberg selbst, für problematisch. Während Danneberg also mit der Synchronisation von Sylvester Stallone betraut wurde, lieh Ralph Schicha, als Schauspieler in Serien wie "Sylter Geschichten" und "Sturm der Liebe" zu sehen, dem guten Arnie seine Stimme.

DPA Picture Alliance

Synchronsprecher Arne Elsholtz bei der Arbeit

Dass derlei Stimmchen-wechsel-Dich-Spiele für Diskussionen sorgen, ist so neu nicht. In der Vergangenheit gab es immer wieder mal Besetzungswechsel am Mikro, die von den Fans wenig goutiert wurden, die Gründe dafür jedoch zumeist so vielschichtig wie nachvollziehbar. Dass Tom Hanks etwa in der Literaturverfilmung "The Circle" von Thomas Nero Wolff gesprochen wird, ist dem Tod des traditionellen Hanks-Sprechers Arne Elsholtz im Jahre 2016 geschuldet. Neben Wolff und Elsholtz hatte auch Joachim Tennstedt den Superstar synchronisiert, etwa in "Schlappe Bullen beißen nicht" und "Big". Zudem gab es sogar einen "The Circle"-Trailer, in dem Tennstedt zu hören war. Am Ende fiel die Wahl jedoch auf Wolff.

Danneberg, Depp & Co.

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Marge und Homer Simpson

Und noch einmal Danneberg: Der kam nämlich auch für den Willis-Kracher "Stirb langsam: Jetzt erst recht" (1995) zum Einsatz. Willis' üblicher Sprecher, Manfred "Yippie-Ya-Yeah, Schweinebacke" Lehmann, war zur selben Zeit für Dreharbeiten auf Bali und nicht dazu zu bewegen, diese für den Die-Hard-Job zu unterbrechen. Ähnlich wie im Fall von Arne Elsholtz auch die Situation in punkto Marge Simpson. Anderthalb Dekaden lang, von 1991 bis zu ihrem Tod 2006, hatte Elisabeth Volkmann ("Klimbim") die gelbe Serienheldin gesprochen. Ihre Nachfolgerin nicht minder namhaft: Anke Engelke übernahm das schwere Amt.

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Johnny Depp in "Public Enemies"

Auch die deutsche Stimme von Johnny Depp mussten einige Veränderungen durchleben. Hatte Marcus Off den Superstar z.B. in seiner Rolle als Jack Sparrow gesprochen, hörte man im Film "Public Enemies" David Nathan, was zur Folge hatte - siehe Sly/Arnie-Problematik - dass Co-Star Christian Bale wiederum, sonst auch von Nathan synchronisiert, hier von Sascha Rotermund gesprochen wurde.

Sender

Fox Mulder und Dana Scully

Auch die Fans sowohl von Gandalf als auch von "Akte X" mussten sich im Laufe der Jahre umstellen. Hatte Joachim Höppner in den ersten drei Herr-der-Ringe-Filme Gandalf synchronisiert, fiel diese Aufgabe nach dessen Tod Eckart Dux zu. Die X-Files waren es, die zuletzt den Trauerflor ans Revers hefteten. Hatte beim Serien-Comeback 2016 die Stimme Mulders irritiert, der nach Benjamin Völz nun von Sven Gerlach gesprochen wurde, war es Scullys Sprecherin, von der es sich endgültig zu verabschieden galt. Am 23. Februar starb die wunderbare Franziska Pigulla.