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Oscars 2020: Nigerianischer Netflix-Film wird ausgeschlossen - trotz Protesten zu Recht

Oscar Statuen
Die Oscars 2020 haben ihren ersten Skandal. A.M.P.A.S.

Der nigerianische Beitrag "Lionheart" von Netflix wird nicht für den Ausland-Oscar 2020 zugelassen. Es hagelt Proteste und Rassismusvorwürfe. Doch die Academy hat innerhalb der bestehenden Regeln richtig gehandelt.

Nach dem Hickhack um die Moderation der Oscar-Verleihung 2019 haben nun auch die Oscars 2020 ihren ersten Skandal. Der nigerianische Beitrag für den Oscar für den besten internationalen Film, "Lionheart", wird disqualifiziert. Der Grund: Die Netflix-Produktion bedient sich größtenteils der englischen Sprache und erfülle deshalb die Kriterien nicht. Die Academy hatte den ersten nigerianischen Beitrag der Geschichte des Auslands-Oscars erst angenommen, nach eingehender Prüfung aber abgelehnt.

Der Oscar für den "besten internationalen" Film wird erst seit diesem Jahr so genannt, zuvor firmierte er unter der Bezeichnung "bester fremdsprachiger Film". Jedes Land kann einen Film einreichen, der außerhalb der USA produziert wurde und nicht in englischer Sprache ist. Auch nach der Umbenennung gelten diese Regeln.

Neo-Kolonialismus? Brisanter als 2016 bei "Victoria"

In Deutschland sorgten die Regeln des Fremdsprachen-Oscars schon 2016 für Unmut. Damals wollte German Films, die Auslandsvertretung der deutschen Filmwirtschaft, das in einem Take gedrehte Berlin-Drama "Victoria" ins Oscar-Rennen schicken. Doch die Liebesgeschichte zwischen einem Berliner und einer Spanierin ist größtenteils in englischer Sprache gedreht, "Victoria" fiel durch das Raster.

Bei dem nigerianischen Beitrag ist die Lage aber noch etwas brisanter. Schließlich war das Land bis 1960 eine britische Kolonie und englisch ist bis heute Amtssprache. Obwohl ca. 75 Prozent der Filme aus Nollywood - wie die nigerianische Filmindustrie wegen ihrer Produktivität genannt wird - in lokalen Sprachen wie Yoruba gedreht werden, spielt englisch eine immer größere Rolle.

FilmemacherInnen wie Ava DuVernay protestierten via Twitter gegen die Entscheidung. Die Journalistin Ivie Ani und andere warfen der Academy kolonialistisches Denken vor.

Die Academy handelt richtig - das System ist fragwürdig

Innerhalb der bestehenden Regeln handelte die Oscar-Academy korrekt. Durch die Umbenennung bei gleichzeitiger Beibehaltung der sinnvollen Regeln - die etwa verhindern sollen, dass große britische oder kanadische Produktionen antreten - hat bei Ländern wie Nigeria falsche Erwartungen geweckt.

Die Causa "Lionheart" könnte jetzt aber eine wichtige Diskussion darüber auslösen, wie sinnvoll die Kategorie in globalisierten Zeiten noch ist. So fallen Filme wie "Lionheart" oder "Victoria" komplett durchs Raster. Sie könnten nur bei den "normalen" Oscar-Kategorien antreten. Dazu müssten sie jedoch regulär in amerikanischen Kinos laufen und gegen die Großproduktionen aus Hollywood antreten.

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