Erst kürzlich kursierte die Nachricht im Netz, dass der geplante Streamingdienst des Hauses Disney vorsieht, die gesamte Filmbibliothek des Unternehmens auf Abruf zu haben. Dies bestätigte ebenfalls Disneys CEO Bob Iger. Ein eindeutig aufregendes Konzept sowohl für Disney-Fans als auch für Film-Fans im Allgemeinen, da Disney über eine jahrzehntelange Bibliothek verfügt. Es ist jedoch höchst unwahrscheinlich, dass buchstäblich jedes der Meisterwerke jemals auf Disney+ gestellt wird, da mindestens ein Animationsfilm fehlen wird: "Onkel Remus‘ Wunderland".

Viele selbsternannte Disney-Fans kennen den Klassiker "Onkel Remus‘ Wunderland" oder "Song of the South" – wie er im Original genannt wird – gar nicht und werden ihn vermutlich nie zu Gesicht bekommen. Dabei hat Walt Disney im Jahr 1946 mit diesem Film erstmals Real- und Zeichentrickfilm zu einem brillanten Meisterwerk verbunden.

Onkel Remus'' Wunderland: Eine kontroverse (Kinder-)Geschichte

Der Film – von Wilfred Jackson und Harve Foster mit Ruth Warrick, Bobby Driscoll und Luana Patten – handelt von dem dunkelhäutigen, alten Onkel Remus, der sich mit einem weißen Jungen anfreundet. Zwischendurch erzählt er dem Jungen drei Geschichten über den flinken und geistreichen Hasen Meister Lampe, die als Zeichentrickfilme gezeigt werden. Zuletzt wurde er 2001 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Zudem wurde er lediglich auf VHS veröffentlicht, die allerdings sehr rar geworden ist und niemals auf DVD oder Blu-ray. Grund dafür ist, der laut Zuschauer, beinhaltende Rassismus in der Geschichte:

Das erste Problem von "Onkel Remus‘ Wunderland" ist, dass während der 94 Minuten des Filmes nie ganz klar wird, in welcher Beziehung die schwarzen und weißen Charaktere des Films stehen. Während das Werk in der Zeit des Wiederaufbaus spielen soll, wird dies nie zu hundert Prozent deutlich. Zudem haben viele Zuschauer die Beziehung zwischen den schwarzen und weißen Charakteren, die oftmals als die von Sklaven und Meistern betrachtet wird, wenig Anhaltspunkte, um diese Ansicht abzulehnen. Eine Tatsache, die gegen diese Ansicht spricht, wird etwa zehn Minuten vor Ende des Streifens deutlich: In dieser Szene entscheidet sich Onkel Remus deutlich dazu, die Plantage der Handlung zu verlassen. Die Tatsache, dass er dazu berechtigt ist, ist der einzige Hinweis, dass er kein Sklave ist.

Unabhängig davon wird die Beziehung zwischen schwarzen und weißen Charakteren als ideal dargestellt. Alle sind glücklich, auch wenn eine Gruppe hier eindeutig reich ist und die andere eindeutig arm.
Heutzutage gibt es zwei Ansichten darüber, was mit Disneys Meisterwerk "Song of the South" zu tun ist: Während viele der Meinung sind, der Film sollte einfach begraben bleiben, vertreten andere wiederum die Ansicht, dass der Film ein Produkt einer Ära und einer Einstellung zum Rassismus ist, von der wir heute wissen, dass sie falsch war. Den Film zurückzubringen, würde die Menschen nur an die passierte Vergangenheit erinnern.

Andere möchten sich jedoch auf die positiven Aspekte des Films konzentrieren, wie etwa die populäre Musik und die revolutionäre Animation. Viele glauben, dass der Film historisch wertvoll ist und dass er existieren sollte.

Eine entgültige Entscheidung von Disney ist jedoch noch nicht gefallen. Bleibt also abzuwarten, was der Streamingdienst Disney+ nach Veröffentlichung zu bieten hat.