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"Kadaver": Diese Idee hätte den neuen Netflix-Film gerettet

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"Kadaver" aus Netflix verpasst eine gute Idee, die den Film retten könnte. Netflix; Montage TV Spielfilm

Der Film "Kadaver" ist seit mehr als einer Woche beim Streamingdienst Netflix verfügbar. In seiner Geschichte birgt er eine Idee, die ihm einen großen Gefallen getan hätte.

Am 22. Oktober startete in Deutschland der norwegische Horrorfilm "Kadaver" bei Netflix. Passend zum Monat gab es eine ganze Reihe von Horrorfilmen und -Serien bei dem Service. Seitdem rangiert der Film auf den mittleren Plätzen der von Netflix selbst ausgegebenen Top 10. Dass er nicht auf Platz 1 ist, verwundert die Zuschauer vielleicht gar nicht so sehr. Es gäbe nämlich einiges zu verbessern.

Kadaver: Inhalt und Kritik

Achtung! Es folgen Spoiler zu "Kadaver".

Nach einer atomaren Katastrophe müssen sich die Menschen in Norwegen auf der Straße durchschlagen. Darunter auch die Eltern Leonora (Gitte Witt), Jacob (Thomas Gullestad) mit ihrer Tochter Alice. Als sie von einem Hotel hören, dass gegen Eintritt nicht nur ein Abendessen rausgibt, sondern auch ein Theaterstück aufführt sind sie dabei. Prompt ist die Tochter weg, alle anderen Gäste verschwinden in unterschiedliche Himmelsrichtungen und das Theaterstück, das im ganzen Gebäude spielen soll, entpuppt sich als Entführungsaktion, bei dem nach und nach die Gäste verschwinden. Als Leonora und Jacob auf der Suche nach ihrer Tochter sind, stoßen sie auf geheime Türen und eine versteckte Küche. Dort arbeitet eine Reihe von grobschlächtigen Metzgern, die die Menschen, wie es der Titel schon andeutet, zu Essen verarbeiten, das dann wieder an die neuen Gäste verfüttert wird.

Die hanebüchene und vorhersehbare Geschichte hat keinerlei Qualitäten. Der Film ist weder besonders brutal noch einigermaßen clever. Dass die Eltern schon nach wenigen Schritten ihre Tochter im Hotel verlieren und sich selbst dann noch dazu, erscheint ebenso stumpfsinnig wie die ungeklärte Motivation der "Schauspieler", die anscheinend auch nicht ahnen, was mit den verschwundenen Gästen passiert. Einziger Lichtblick des Films ist der Schauspieler Thorbjørn Harr, der den Hotelleiter und Regisseur Mathias spielt. Er ist nicht nur ein guter Darsteller, sondern er liefert auch ein entscheidendes Detail in der Geschichte, das den Film hätte retten können.

Das Spiel mit der Fiktion

Die Ausgangslage des Films ist: Die Gäste sind Zuschauer und gleichzeitig Teilnehmer eines Theaterstücks, die Schauspieler nehmen verschiedene Rollen an mehreren Orten des Hotels ein, um die Gäste zu verwirren. Zum Schluss tritt Leonora als einzige Überlebende vor Mathias und seine Schauspieler, während diese gerade der nächsten Runde Gäste das Theaterstück erklären. Leonora erzählt von den brutalen Machenschaften und dem Kannibalismus, der in dem Hotel versteckt vor sich geht. Mathias gratuliert ihr daraufhin mit einem Lachen zu ihrer tollen Vorstellung und tut so, als wäre sie ebenfalls eine Schauspielerin, die den Gästen bloß Angst machen will.

Aus diesem Moment macht "Kadaver" gar nichts. Alle glauben Eleonora trotzdem und töten Mathias. Warum nicht an dieser Stelle die einzige, die die Wahrheit spricht, auf Seiten des Films tatsächlich zur Verrückten erklären, zur Schauspielerin? Sie könnte sich gegen diese Behauptung nicht wehren und Mathias würde einen grausamen Sieg über sie einfahren – das wäre eine echte Horrorvorstellung gewesen. Auch die Möglichkeit selbst den Kannibalismus und die Grausamkeiten als Teil des Theaterstücks zu inszenieren, um die Gäste mit einem doppelten Boden zu schocken, wäre eine gute Idee gewesen. Leider holt "Kadaver" aus dieser einen guten Idee nichts raus und verläuft damit im Sand.

"Kadaver" ist ab sofort bei Netflix verfügbar.