Seit den 80er-Jahren erfreuen die "Transformers" Menschen quer durch alle Altersklassen und das mittlerweile auf verschiedene Weise: Zunächst als Spielzeugmarke etabliert, folgten recht schnell Comics, Trickfilmserien, Videospiele und seit 2007 beehren sie sogar in regelmäßigen Abständen die Kinos weltweit. Bislang war vor allem Krawall-Spezialist Michael Bay dafür als Regisseur verantwortlich, doch nachdem mit "Transformers: The Last Knight" der letzte Teil hinter den Erwartungen zurückblieb, war endlich die Zeit für etwas Neues gekommen. Mit "Bumblebee" kommt nun das erste Spin-off in die Kinos, in dem der titelgebende Autobot in den Mittelpunkt gestellt wird. Ob sich das wohl lohnt? So viel sei verraten - ja!

Die Handlung von "Bumblebee"

Ein kleines Küstenstädtchen in Kalifornien, 1987: Charlie (Hailee Steinfeld) ist eine Außenseiterin, die am liebsten an Autos herumschraubt und in der örtlichen Werkstatt herumstöbert. Zu ihrem 18. Geburtstag hätte sie liebend gerne ein eigenes Auto, doch das bekommt sie zunächst nicht. Also muss sie sich eben selbst drum kümmern! Als sie eines Tages einen gelben VW-Käfer sieht, ist es Liebe auf den ersten Blick und Charlie holt sich den Wagen in die eigene Garage. Sie ahnt ja nicht, dass sich ihr neues Gefährt in Wahrheit als getarnter Roboter aus dem All entpuppen soll, der ihr Leben für immer verändern wird...

Mehr Intimität

Bislang galten die "Transformers"-Filme als Paradebeispiele für tumbeste Blockbuster aus der Traumfabrik: Pervers hohe Produktionskosten, plumpe Figuren und Dialoge und ein Übermaß an Materialschlachten und visuellen Effekten ohne einen Hauch von Seele. An den Kinokassen schlugen sie sich mit mehreren Milliarden US-Dollar Einspielergebnis mehr als nur formidabel, doch die Kritiker waren sich insgesamt schon immer einig, dass das eigentlich alles ziemlich großer Schrott war, der da fabriziert wurde. Mit "Bumblebee" geht Regisseur Travis Knight, der hiermit sein Live-Action-Debüt abgibt (nach dem Stop-Motion-Animationsfilm "Kubo - Der tapfere Samurai"), erfrischenderweise den entgegengesetzten Weg: Die Dimensionen wurden um ein Vielfaches verkleinert, weniger Figuren stehen im Mittelpunkt, es werden nicht ganze Städte auf mehreren Kontinenten dem Erdboden gleichgemacht.

Stattdessen geht es viel intimer zu und das fängt auch schon bei der Action selbst an. Abgesehen von einer imposanten Eröffnungsschlacht im Weltall, beschränkt sich diese weitestgehend auf zwei bis maximal drei riesige Blechbüchsen auf Beinen, die sich gleichzeitig irreparable Dellen zufügen. Das ist zwar immer noch spektakulär, laut und technisch imposant umgesetzt, aber im Vergleich zur Hauptreihe kann man das schon beinahe kammerspielartig nennen, wenn man ein klein wenig übertreiben möchte. Dafür erhalten die Auseinandersetzungen größeres emotionales Gewicht, denn mehr als je zuvor sorgt man sich um das Wohlergehen der Figuren - insbesondere um den Titelhelden.

Perfekte Technik

Und dass das überhaupt funktioniert, ist die wohl größte Stärke von "Bumblebee". Nach ein wenig Krach zu Beginn des Films nimmt sich der Film viel Zeit, um die Beziehung zwischen dem gelben Besucher aus dem All und seiner neuen Freundin behutsam aufzubauen. Zur Genüge werden dabei humoristische Elemente eingestreut, die aber nie erzwungen wirken und toll umgesetzt wurden: Wenn zum Beispiel der aufgrund eines Defekts stumme Bee unbeholfen durch Charlies Haus stapft, dann ist das großartige Stummfilm-Slapstick-Comedy, der man hier in einem teuren Mainstreamfilm beiwohnen darf.

Solche Elemente sind zwar auch schon in den vorherigen Werken angeklungen, aber dort wurden sie lange nicht so gewinnbringend und charmant eingesetzt. Dabei zeigt sich auch, dass technische Virtuosität dann am besten ist, wenn sie der Handlung und den Figuren dienlich ist: Bumblebee ist ein einziger umherwandelnder, technisch perfekter Computereffekt. Doch so echt, wie er zum Leben erweckt wird, vergisst man das schnell. Seine Körpersprache sagt mehr als tausend Worte und auch seine mimische Ausdrucksfähigkeit wurde verfeinert.

Großartige Hailee Steinfeld

Leise und auch rührende Momente gibt es aber auch ausreichend im Drehbuch, die für ein wohliges Gefühl sorgen. Das Verhältnis zwischen Bee und Charlie ist Herz und Seele des Films und die viele gemeinsame Zeit, die sie miteinander verbringen - und wir als Zuschauer gleich mit - macht sich letztendlich in vielen kleinen wie größeren Momenten im Laufe des Films bezahlt. Neben der hervorragenden Realisierung von Bee als vollwertige Figur trägt vor allem Hailee Steinfeld als Charlie dazu bei. Als schnoddrige und doch verunsicherte Teenagerin erdet sie den gesamten Film und nimmt uns mit auf ihre emotionale Reise. Davon kann auch ein potenzieller und zum Glück nicht allzu nerviger Love-Interest ablenken.

Null Innovation, aber alles richtig gemacht

Möchte man dem Film überhaupt etwas vorwerfen, dann dass er vielleicht auf eine Nummer zu sicher gehen mag. Vorhersehbarkeit könnte sicher ein Wort sein, das fällt, möchte man weniger wohlwollend urteilen. In der Tat wirkt viel vertraut und das nicht nur wegen der gelungenen Wiederbelebung der 80er. Erzählerisch läuft eigentlich alles in geregelten Bahnen, ohne große Überraschungen und auch die Geschichte von einem Menschen und einem ungewöhnlichen Freund ist ein alter, aber gern gesehener Hut. Parallelen zu Brad Birds Trickfilmklassiker "Der Gigant aus dem All" sind nicht zu übersehen und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er nicht auch tatsächlich als Inspiration diente.

Aber wenngleich "Bumblebee" keine Innovationspreise gewinnen wird: Er mag zwar nichts neu machen, aber dafür macht er einfach alles richtig. Die Action ist wohldosiert, die leisen Töne werden immer zum genau richtigen Zeitpunkt eingestreut, ebenso die Gags, und im Grunde ist es ein im besten Sinne altmodischer und doch zeitloser Film, der nun deutlich mehr an Werke von dem als Ausführender Produzent beteiligten Steven Spielberg und an "E.T." erinnert, als an Michael Bays Testosteron-Abfahrten. "Bumblebee" ist vielleicht sogar der beste Spielberg-Film der letzten Jahre, den der Meister selbst nicht gedreht hat.

Fazit: "Bumblebee" ist das längst überfällige und gelungene Tuning des "Transformers"-Franchises im Kino, das die Fans verdienen und mit dem die Marke einen Schritt zurück zu einem neuen Anfang geht, um zwei große nach vorne zu machen. Der mit großem Abstand beste Film der Reihe und einer der besten, weil rührendsten Blockbuster 2018!