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Vladimir Burlakov und Florian Froschmeyer über ihre Culture-Clash-Komödie "Verliebt in Amsterdam"

Florian Froschmeyer: "Die Holländer sind echt in Ordnung

Vladimir Burlakov und Florian Froschmeyer über ihre Culture-Clash-Komödie Verliebt in Amsterdam
ARD Degeto/Conny Klein
Foto: Schneider-Press/John Farr, Regisseur Florian Froschmeyer
Ihr Hauptdarsteller Vladimir Burlakov sagt, dass "Verliebt in Amsterdam" keine Liebeskomödie im eigentlichen Sinn ist.

Florian Froschmayer: Für mich ist es eine Komödie, aber eben keine klassische Comedy. Da gibt es für mich einen Unterschied. Eine gute Komödie ist auf einem dramatischen Fundament gebaut. Das heißt, ich kann die Konflikte der Figuren ernst nehmen und muss nicht andauernd Witze darüber reißen. Und dann muss man es schaffen, aus dieser Ernsthaftigkeit heraus etwas leichtes, etwas komisches entstehen zu lassen. Eine erfahrene Theaterschauspielerin hat mir mal gesagt: Im Boulevardtheater geht es immer um die ernsthafte Verteidigung einer Situation. Daraus entsteht schlussendlich eine Komödie. Das war auch unser Ziel für "Verliebt in Amsterdam".

Haben Sie ein Beispiel?

Wenn die Eltern von Max vor der langen Treppe zu seiner Wohnung stehen, dann nehmen wir die Situation ernst: Da stehen zwei ältere Menschen und müssen schwere Koffer hochschleppen. Die Szene ist aber auch irgendwie lustig. Würden wir den Vater jetzt noch dreimal stolpern lassen, wäre die Ernsthaftigkeit dahin und damit vielleicht auch der gewünschte komödiantische Effekt. Ein anderes Beispiel ist das erste tölpelhafte Zusammenkommen von Vladimir und Bracha auf deren Hausboot. Beides sind eigentlich Dramaschauspieler und sie verleihen ihren Figuren eine gewisse Ernsthaftigkeit, die die Situation wieder lustig macht.

Wie fanden Sie Amsterdam?

Ich war noch nie dort, wollte aber immer hin. Als dann klar war, dass ich den Film mache, bin ich am darauffolgenden Wochenende direkt hingefahren und habe mir die Stadt angeschaut.

Welche Erfahrungen haben Sie persönlich mit dem Thema "Culture Clash"?

Ich bin ursprünglich aus der Schweiz. Als Einwohner eines kleinen Nachbarlandes von Deutschland habe ich teilweise ähnliche Erfahrungen, wie unsere Filmfiguren gemacht. Einige Holländer haben gegenüber den Deutschen einen kleinen Minderwertigkeitskomplex, was fußballhistorisch noch einmal ein ganz anderes Level erreicht, als bei den Schweizern. Da konnte ich mich schon sehr gut einfühlen.
"Die Holländer sind echt in Ordnung."
Foto: ARD Degeto/Conny Klein
Gab es beim Dreh besondere handwerkliche oder persönliche Herausforderungen? Herr Burlakov erwähnte bereits das Schwimmen im Kanal.

Das war vor allem für die Schauspieler eine Herausforderung. Ich war ja warm angezogen. (lacht) Eine Schwierigkeit war, einen Film zu drehen, bei dem ein Großteil des Teams holländisch ist. Bis auf Kamera, Regie und Maske waren alle Mitarbeiter aus den Niederlanden. Die Set-Sprache war Englisch.

Sind dank dieser Konstellation auch einige witzige Anekdoten vom Set übrig geblieben?

Ja, mir fällt aber gerade wirklich keine ein (lacht). Ich überlege mal kurz... Auf jeden Fall ist dir in beinahe jeder Szene ein Fahrrad ins Bild gerollt.

Sind Sie selbst Fan des Genres Liebeskomödie?

Ich schaue solche Filme gerne. Ich mag Harry und Sally und Billy Crystal im Allgemeinen. "Notting Hill" fand ich auch super lustig. Die haben nämlich etwas, was unserem Film hoffentlich auch gelungen ist: Man möchte nach dem Schauen verliebt sein.

Die Geschichte des Kennenlernens ist doch recht konventionell...

Wir haben auch nicht versucht, eine besonders spezielle Konstellation für den Film zu kreieren. Ich fand es viel spannender, dass ich viele Konflikte, die Max hat, auch bei mir oder meinen Freunden wiederfinde. Und ich denke, dass das den Film auch für ein großes Publikum zugänglich macht.

Sind Max und Sophie Blaupausen für ihre Altersgeneration?

Das sollen sie schon irgendwie sein. Im Prinzip geht es aber um zwei Generationen. Die erwachsenen Kinder und ihre Eltern. Bei denen verändert sich nämlich auch einiges. Ich bin jetzt Mitte 40 und bin gerade zwischen diesen Lebensphasen. Mit 18 Jahren denkt man sich, mit 25 habe ich es geschafft und dann merkt man erst, dass die großen Veränderungen noch kommen. Und da stecken unsere Figuren momentan drin.

Wie überspitzt war denn die Darstellung der Hausboote, auf denen einige Figuren leben?

Überhaupt nicht. Das ist erstaunlicherweise total realistisch. Mittlerweile ist das Hausbootwohnen dort der Trend schlechthin. Wenn du durch Amsterdam gehst, findest du ein Hausboot neben dem anderen. Manche kann man sogar mieten.

Die extrem lange Treppe in den Häusern ist dann auch keine Fabelgeschichte?


Die gibt es in jedem Haus. Jeden Tag bin ich so eine hochgelaufen. Nach einigen Wochen Amsterdam hat man dann sehr trainierte Oberschenkel. Die Schnur zum Öffnen der Tür gibt es dagegen tatsächlich nicht überall, deswegen haben wir für die Treppe und die eigentliche Wohnung von Max zwei Motive genutzt.

Ist Ihnen mittlerweile noch eine lustige Anekdote eingefallen?

Die Szenen, in denen eine Touristenführerin durch die Stadt schippert und den Besuchern die Stadt zeigt, mussten wir separat drehen. Wir hatten Angst, dass der kommende Wintereinbruch uns keine Sonne mehr liefert und genau bei diesem Part musste aber die Sonne scheinen. Wir sind also mit drei Booten und Kamerateams in diese Grachten (Kanäle) gefahren. Ich dachte, man braucht bestimmt eine Genehmigung. Die Holländer meinten aber: "Kannste machen, kannste machen". Dann kam plötzlich die Küstenwache und wir sollten runter vom Boot. Als die aber sahen, dass wir vom Film sind, durften wir auf einmal weiterdrehen. Die Holländer sind echt in Ordnung. (lacht)
Autor: Maximilian Fischer