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Interview

Vladimir Burlakov und Florian Froschmeyer über ihre Culture-Clash-Komödie "Verliebt in Amsterdam"

Vladimir Burlakov und Florian Froschmeyer über ihre Culture-Clash-Komödie Verliebt in Amsterdam
ARD Degeto/Conny Klein

"Verliebt in Amsterdam" ist Jungstar Vladimir Burlakov ("Im Angesicht des Verbrechens") in der gleichnamigen ARD-Komödie. Wir haben mit ihm und Regisseur Florian Froschmeyer gesprochen.

Deutsche sind verspannt, Holländer locker, das WM-Finale 1974 endete selbstverständlich ungerecht. So denken die Niederländer über ihre Nachbarn. Die Amsterdamerin Sophie (Bracha van Doesburgh) nimmt da kein Blatt vor den Mund. Nach einem Abend an der Bar ist sie mit dem Deutschen Max (Vladimir Burlakov, "Im Angesicht des Verbrechens") auf ihrem Hausboot gelandet. Der Karrierist ist schnell verknallt. Sehr zum Missfallen seiner stocksteifen Eltern (Rita Russek, Hans-Joachim Heist). Die wollen Max nach Hause holen... Wir haben mit Hauptdarsteller Burlakov und Regisseur Florian Froschmeyer über die Dreharbeiten in der Grachtenstadt und die Unterschiede zwischen Deutschen und Holländern gesprochen.
TV Spielfilm: Herr Burlakov, wie war Amsterdam?

Vladimir Burlakov: Ich finde die Stadt großartig. Ich war vorher noch nie da. In den ersten Wochen wirkte alles dort so märchenhaft. Es gibt überall nette Cafés und süße Läden. Wir waren auch in einem tollen Viertel, das ist natürlich nicht überall so. Da muss man aufpassen, dass man sich nicht blenden lässt. Ich war aber ein paar Mal in Venedig und finde Amsterdam wesentlich schöner.

Sowohl Holländer als auch Deutsche arbeiteten hinter der Kamera an dem Film. Blieb die Zusammenarbeit ohne Folgen?

Ich erinnere mich, dass die Holländer nicht so auf unser Essen standen. Ich fand das Catering dagegen super. Ansonsten habe ich von eventuellen Streitereien nichts mitbekommen.

Als Sie als Kind von Russland nach München gezogen sind, gab es da für Sie auch einen "Culture Clash" wie im Film?

Ich war damals acht Jahre alt und habe mich relativ schnell assimiliert. Ich habe automatisch die Sprache gelernt. Ich ging normal zur Schule und wohnte mit meiner Schwester, Mutter und der Oma in einem Asylantenheim. Das war damals alles nicht der Rede wert. Wenn ich heute mit 30 daran denke, war es schon krass, einfach so das Land zu wechseln. Das habe ich aber nie hinterfragt, denn Mama hat gesagt, "wir machen das jetzt".

Können Sie dann diesem Kulturkampf zwischen Holland und Deutschland überhaupt etwas abgewinnen?

Doch, das kann ich schon verstehen. Das gibt es ja auch innerhalb Deutschlands. Wenn ein Münchner auf einen Berliner trifft, dann kann das ebenso krachen. Wenn mich Freunde aus München besuchen, heißt es manchmal: "Ach mit den Berlinern komme ich gar nicht klar." Zwischen Holland und Deutschland herrschen ebenfalls ganz andere Mentalitäten.
"Der Humor sollte nie zum Selbstzweck da sein"
Foto: ARD Degeto/Conny Klein
Welche Rolle spielt Humor im Film?

Unser Film wird zwar als Liebeskomödie gesehen, ich persönlich sehe aber Themen in dem Film, die sehr existenziell sind. Der Humor sollte nie zum Selbstzweck da sein. Wir haben die komödiantischen Elemente nie geprobt, vieles entstand aus der Situation heraus. Wenn Max von seinem Vater Besuch bekommt und der versucht, seine neue Freundin Sophie in der Wohnung zu verstecken, dann ist das vor allem Situationskomik.

Sie spielen gerne Charaktere mit doppeltem Boden. Die Hauptfigur aus "Verliebt aus Amsterdam", Max, ist ein ganz normaler Typ. Wie passt das zusammen?

Ich fand nicht nur die Figur an sich interessant, sondern vor allem die Beziehungen von Max mit seinen Eltern und Sophie. Danach habe ich erst geschaut, wie man die Figur selbst darstellen könnte. Es war einfach schön zu sehen, wie sich eine Figur, die in vielen Bereichen so pedantisch ist - immer weiß wann sie frühstückt, wann sie zu Mittag isst - dann plötzlich verändert, weil sie mit Sophie auf jemanden trifft, der genau das Gegenteil verkörpert. Das fand ich sehr spannend und das Buch hat mir beim Lesen viel Freude bereitet. Es muss nicht immer, wie bei dem Film "Moonlight", ein krasses Thema behandelt werden, sondern der Job eines Schauspielers ist es manchmal, gute Laune zu verbreiten. Filme wie "La La Land" zum Beispiel sind für die Darsteller, in Bezug auf die Figuren - abgesehen vom Tanzen und Singen - , nicht die größte Herausforderung, aber das Werk zaubert dir ein Lächeln ins Gesicht.

Was macht Max als Charakter besonders?

Es war mir wichtig, eine Entwicklung darzustellen. Max ist jemand, der immer auf Nummer sicher geht und sich dann wegen der Liebe entscheidet, etwas Neues zu probieren.

Ist der dreißigjährige Max, der seine Eltern verlässt, Abstand gewinnen will und für die Karriere in ein anderes Land zieht, auf eine gewisse Art und Weise eine Blaupause seiner Generation?

Als ich in München Schauspiel studiert habe, gab es schon viele Leute mit 18 oder 19, die ihr eigenes Leben weit weg von zu Hause wollten. Dieses Streben nach Selbstständigkeit und Karriere ist ein Drang, den viele junge Leute heute haben. Das kann auch etwas generationenspezifisches sein, muss es aber nicht. Im besten Fall können sich natürlich viele Leute mit der Filmfigur identifizieren.
"Heath Ledger hat mich beeinflusst"
Foto: ARD Degeto/Conny Klein
Welche Liebeskomödie schauen Sie besonders gerne?

Als ich klein war, mochte ich "Notting Hill" sehr gerne. Julia Roberts ist für mich die schönste Frau auf dem Planeten. Allein deswegen habe ich den Film oft gesehen.

Kann man europäische Liebeskomödien mit amerikanischen vergleichen?

Ich wage da eigentlich keinen Vergleich. Das liegt aber auch daran, dass die Amerikaner die Komödie ganz anders begreifen. In deutschen Raum gilt da immer der Satz, "weniger ist mehr". Die Amerikaner sehen das nicht so. Filme wie "Ghostbusters" oder "Brautalarm" sind dermaßen überhöht und pompös aufgezogen, so etwas gibt es in Deutschland eher selten . Die meisten Liebeskomödien bei uns haben eine romantische Geschichte mit ein paar Lachern. Man traut sich aber nicht, eine Figur auch mal komplett "over the top" zu zeichnen.

Ist das kulturell bedingt?


Burlakov: Das hat mit Sehgewohnheiten zu tun. Im Fernsehen kennt man sein Zielpublikum ganz genau. Das Produkt wird dann an die Sehgewohnheiten angepasst. Trotzdem sollte man immer versuchen, diese Gewohnheiten etwas herauszufordern. Dominik Graf hat gesagt, man solle den Zuschauer nicht für dümmer verkaufen, als er ist. Die Quote bestimmt jedoch vieles und die ein oder andere mutige Idee fällt der natürlich zum Opfer. Deswegen ist so eine bewussten Überhöhung bei uns häufig ein No-Go.

In der Fortsetzung der Sci-Fi-Satire "Iron Sky" spielen sie solch eine überhöhte Rolle.

Ich liebe diese übertriebenen Darstellungen. Das könnte ich jetzt auch nicht immer machen, aber manchmal hat man darauf einfach Bock. Es ist reizvoll, einen ganz entfernten Charakter zu spielen und zu sehen, was man mit dem Handwerk der Schauspielerei daraus schaffen kann. Die alltäglichen Figuren finde ich sehr interessant, aber manchmal will man auch einfach die Sau rauslassen.

Lässt sich so ein "Normalo" wie Max leichter spielen, als ein Charakter aus dem Iron-Sky-Universum?

Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich und hängt auch vom Schauspieler ab. Dem einen fällt das eine leichter, dem anderen das andere. Bei mir hält es sich die Waage. Bei solchen überhöhten Figuren kann man sich meist mehr trauen, weil man vieles ausprobieren kann und wenn es zu viel wird, zügelt einen der Regisseur. Bei Max muss man wiederrum darauf achten, nicht zu überdrehen und die Figur immer wieder auf ihre Glaubhaftigkeit abklopfen.

Sean Penn ist eines Ihrer Schauspielvorbilder. Schaut man sich beim eigenen Spiel einige Dinge ab?

Ich bin überzeugt davon, dass das, wenn auch nicht immer bewusst, jeder Schauspieler macht - also nicht eins zu eins kopiert, sondern sich in einem Spiel beeinflussen und inspirieren lässt. So wie Maler auch von anderen Malern beeinflusst werden. Als Schauspieler hat man dann Vorbilder, von denen man viele Filme gesehen hat und irgendwann begreift, wie sie an eine Rolle herantreten.

Welche Schauspieler haben Sie noch geprägt?

Burlakov: Während meines Studiums haben mich einige Lehrer geprägt. Ich habe mal mit meiner damaligen Dozentin an der Otto Falckenberg Schule, Wiebke Puls, den Monolog des Prinz Friedrich von Homburg erarbeitet. Von der Zusammenarbeit profitiere ich bis heute. Heath Ledger hat mich im Filmbereich beeinflusst. Essenzen seines Spiels habe ich häufig als Modell für mich übernommen. Christoph Waltz, der in Deutschland ja nie angekommen ist, ist mit seiner eloquenten Sprache eine Inspiration, weil er sich auch getraut hat, dieses Überhöhte in seinen Figuren durchzuziehen. Den hatte ich auch manchmal im Hinterkopf, wenn es bei einer Rolle darum ging, bestimmte Sätze zu betonen.