Zwar inszeniert der Regisseur demnächst mit der DC-Verfilmung "Aquaman" eher Unterwassermenschen als Untote, dennoch dürfte auch in Zukunft im blutigsten Genre des Films kein Weg an ihm vorbeiführen. Seine Karriere beginnt der 40-Jährige mit dem Low-Budget-Schocker Stygian, bevor er ab 2004 als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Folterknecht zahlreicher weiterer Horrorperlen wird.
Man Saw es kommen!
Das bekannteste Franchise, das Wan bis zu seinem aktuellsten Teil "Jigsaw" (2017) begleitete, ist die Saw-Reihe. In dem mittlerweile achteiligen Horrorspaß werden regelmäßig nichtsahnende Menschlein in unterschiedlichsten, meist sehr unappetitlichen, Formen zu Tode gefoltert. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Innereien eines Gefangenen von einem mörderisch scharfen Pendel an den Wänden verteilt werden oder eine krude Maschine mit Eigenblut versorgt werden muss, damit eine Bombe nicht hochgeht. James Wan selbst begleitete die ekligen Spielereien nur im ersten Teil als Regisseur und beschränkte sich für die Sequels auf die Rolle des Drehbuchautoren, Ideengebers oder Produzenten.
Im Reich der Dämonen
Immerhin zweimal schwang Wan das Regiezepter bei der "Insidious"-Reihe (Start 2010), deren vierter und letzter Teil "Insidious: The Last Key" (04.01.2018) gerade in den deutschen Kinos startete. Die Serie dreht sich vor allem um heimgesuchte Kleinfamilien und dämonische Parallelwelten und zeichnet sich durch einen subtilen Schrecken aus, der die gottlosen Monster meist nur in Ausschnitten zeigt. Der ursprünglich "The Further" betitelte Streifen markiert die erste von vielen Zusammenarbeiten zwischen Wan und seinem erschreckend guten Hauptdarsteller Patrick Wilson. Dabei wäre es beinahe nie zu dieser fruchtbaren Kombination gekommen, denn ursprünglich war "Boyhood"-Mime Ethan Hawke für die Rolle des Josh Lambert vorgesehen.
Der Horror wird greifbar
Und das hätte wohl auch Wans derzeit lukrativstes Langzeitprojekt "The Conjuring" völlig verändert. Insgesamt zwei Teile umfasst mittlerweile die Hauptreihe, in der Patrick Wilson und Vera Famiga als Exorzistenehepaar die bösen Geister aus Menschen und verfluchten Gegenständen treiben. Die Filme basieren lose auf den Aufzeichnungen der echten Dämonologen Ed und Lorraine Warren, die ab den 50er Jahren unterschiedlichsten Geisterphänomenen nachgingen. Das in den Filmen zu sehende Museum okkulter Gegenstände gibt es es übrigens auch in Wirklichkeit. 1952 entschlossen sich die Warrens, unter ihrem Haus in Connecticut eine Sammelstelle für verfluchte Objekte einzurichten. Dort ruht ebenfalls die furchterregende Puppe Annabelle, die den Startschuss für eine Reihe von Spin-Offs einleitete, die James Wan federführend bis heute betreut. Neben einem 2017 erschienenen Prequel zur Horrorpuppe, sollen in den kommenden Jahren die Ableger "The Nun" (2018) und "The Crooked Man" erscheinen. Auch ein neuer Warren-Fall soll in "Conjuring 3" auf der Leinwand für erschrockene Gesichter sorgen.
Die Schattengestalt
Nicht nur James Wan sollte man in Zukunft im Auge behalten, sondern auch seine in den letzten Jahre erstarkte rechte Hand David F. Sandberg. Der Schwede inszenierte für sein australisches Pendant nicht nur Annabelle 2, sondern ebenfalls den lichtarmen Schocker "Lights Out" (2016) mit Teresa Palmer. Der Film basiert auf einem von Sandbergs Kurzfilmen, hat nichts mit bereits bekannten Franchises am Hut und diente für den 37-Jährigen als Fingerübung, um sich für größere Aufgaben zu empfehlen, die schlussendlich auch folgten.
Der König des Grusels dürfte also so schnell nicht abtreten, aber ein würdiger Kronprinz hat noch nie geschadet.