Jüngst ist wieder eine Videospielverfilmung in den Kinos gestartet und dieses Mal bekam mit Sonic eine der bekanntesten und langlebigsten Figuren des Mediums ein ganz eigenes Leinwandabenteuer spendiert. In "Sonic The Hedgehog" bekommt es das Aushängeschild des Spieleentwicklers Sega mit dem fiesen Dr. Robotnik zu tun, der von Jim Carrey in Topform gespielt wird.
Der Weg in die Filmtheater dieser Welt war hart und beschwerlich, heftiger Gegenwind von Fans zwangen die Macher dazu, den Titelhelden neu zu gestalten. Regisseur Jeff Fowler setzte sich vor kurzem in Berlin mit TV SPIELFILM zusammen, um über seinen Film, die Hintergründe und das Genie Carrey zu sprechen.
"Sonic The Hedgehog": So findet Sega den Film
TV SPIELFILM: Waren Sega und die Erfinder von "Sonic" im Projekt involviert?
Jeff Fowler: Wir hatten jede Menge Meetings mit Sega bezüglich der Geschichte des Films und sie waren wirklich toll. Sie machen ja Videospiele und keine Filme und vertrauten unserem Team, unseren Produzenten und mir, einen aufregenden und lustigen Familienfilm zu machen. Sie haben uns sehr unterstützt und verstanden, dass es sich um tolles Material handelt.
TV SPIELFILM: Haben sie den Film schon gesehen?
Jeff Fowler: Ja und sie freuen sich sehr über den Film, den wir gemacht haben.
TV SPIELFILM: Warum hast du dich dafür entschieden, Sonic auf die reale Welt treffen zu lassen?
Jeff Fowler: Ich liebte einfach diese Idee, dass Sonic auf die Erde kommt und ihm gesagt wird, dass er Superkräfte hat und diese für Probleme sorgen werden, da die Fieslinge hinter ihnen her sein werden. Dramaturgisch fand ich sehr interessant, dass er ein Außenseiter ist und sich in die Menschheit und ihre Kultur verliebt, obwohl er nicht daran teilhaben kann – doch das ist etwas, was er sich mehr als alles andere wünscht. Deswegen habe ich mir für ihn diese Entwicklung ausgedacht, damit er nach Freundschaft und Gemeinschaft strebt und ich war einfach der Ansicht, dass das ein tolles Thema für einen Familienfilm ist.
Jeff Fowler: "Es ist einfach Jim Carrey"
TV SPIELFILM: Wie hast du Jim Carrey davon überzeugt, bei dem Film mitzuspielen?
Jeff Fowler: Das musste ich gar nicht. Wir hatten ein sehr gutes Gespräch und es schien so, als hätte er seine Figur sofort begriffen. Er hatte jede Menge tolle Ideen und es hat einfach viel Spaß gemacht, seine Figur zu gestalten – sein Kostüm, die Technologie, seine Sprechweise, Jim war einfach sehr engagiert. Wir können uns wirklich glücklich schätzen mit der Arbeit, die er geleistet hat und er ist einfach perfekt als Dr. Robotnik.
TV SPIELFILM: Hast du ihn viel improvisieren lassen?
Jeff Fowler: Oh, es ist einfach Jim Carrey. Ich war nur bei diesem Ritt mit seinen wundervollen Ideen und Vorschlägen dabei und er kam so oft ans Set mit neuen wundervollen Einfällen. Es war eine absolute Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten, diese Figur und die Handlung zu erarbeiten. Er ist einfach unglaublich.
TV SPIELFILM: Gibt es eine besondere Jim-Carrey-Anekdote, die du uns verraten möchtest?
Jeff Fowler: Ich geb‘ dir einfach eine Vorstellung von seinem Arbeitsprozess: Es gibt im Film viele Szenen im mobilen Labor und dort ist dieser kleine Stuhl, der auf einen Schwenkarm gebaut wurde und ziemlich cool war, er sah sehr futuristisch aus. Wir haben mit dem Produktionsdesigner Sean Haworth daran gearbeitet und hätten nie gedacht, dass daraus mehr als nur ein Stuhl werden könnte. Doch dann kam eines Tages Jim Carrey zum Set, als wir noch sehr frühe Choreografien machten und sah den Stuhl. Und der gab ihm auf einmal so viele Ideen, wie er sich zum Beispiel um ihn herumbewegen könnte. Wenn man den Film sieht, macht er in jeder Szene etwas anderes auf dem Stuhl und so wurde er zu einer Verlängerung seiner Darbietung. Das zeigt einfach wie er arbeitet und wie er Details, die er wahrnimmt, in seine Leistung einbaut.
TV SPIELFILM: Es gibt ja im Film diese verrückte Tanzszene. Gab es dafür vorher schon eine Choreografie oder war das einfach nur Jim Carrey, der sein Ding macht?
Jeff Fowler: Ich glaube, es gab nur eine einfache Beschreibung dazu im Drehbuch, dass Robotnik einen Tanz aufführt. Aber was daraus wurde ist nur ein weiteres Beispiel für das Genie von Carrey. Und selbst das Lied hat er ausgesucht und mir vorgeschlagen, er hatte die ganze Zeit "Where Evil Grows" von der Poppy Family gesummt und es war so eine schräge, lustige und letztendlich perfekte Idee für diese Szene. Wirklich die ganze Choreografie und alles kam von Jim.
Sonic: Shitstorm als Chance
TV SPIELFILM: Es gab ja während der Produktion einige Probleme bezüglich des Designs von Sonic. Kannst du den Entscheidungsprozess beschreiben, der zur Überarbeitung geführt hat?
Jeff Fowler: Die Botschaft war einfach klar, die Fans waren einfach nicht glücklich und es gab kaum Diskussionen darüber – wir mussten ganz klar die notwendige Arbeit investieren. Wir haben uns einfach zusammengesetzt, das neue Design besprochen und haben losgelegt. Auf eine seltsame Weise hat es das Team sogar noch mehr zusammengebracht. Wir waren sehr leidenschaftlich bei der Sache und wollten es unbedingt richtig machen, um die Fans an Bord zu holen.
TV SPIELFILM: Es war also keine weitere Überzeugungsarbeit notwendig, zum Beispiel wegen der zusätzlichen Finanzierung?
Jeff Fowler: Nein. Paramount und Sega waren einfach nur sehr begeistert von dem Film und die Figur Sonic richtig hinzubekommen war von hoher Priorität. Sie waren voll einverstanden mit den Änderungen und wir teilten diesbezüglich alle dieselben Ansichten.
TV SPIELFILM: Rian Johnson, der Regisseur von "Star Wars: Die letzten Jedi", hat sich erst vor kurzem kritisch zur Anbiederung von Filmprojekten an die Fans geäußert, was ihr zumindest zu einem gewissen Grad auch getan habt. Heißt das also, dass du ihm widersprechen würdest? Was sagst du zu dem Widerspruch, auf die Anhänger da draußen zu hören und zugleich trotzdem eine eigene Vision umsetzen zu wollen?
Jeff Fowler: Als Künstler ist Feedback ein natürlicher Teil des kreativen Prozesses. Zum Beispiel werden Filme innerhalb der Industrie bei Testvorführungen gezeigt, die Leute reagieren darauf und man nimmt dann Änderungen vor – oder eben nicht. Und man versucht einfach, zum besten Ergebnis zu kommen. Ich kann aber nichts zu anderen Filmemachern und deren Herangehensweisen bei Publikumsreaktionen sagen. Ich weiß nur, dass es bei "Sonic" das einzig Richtige war.
TV SPIELFILM: Was ist mit möglichen Fortsetzungen? Hast du schon etwas geplant?
Jeff Fowler: Nichts würde mich glücklicher machen als noch mehr "Sonic"-Filme zu drehen. Natürlich konzentrieren wir uns erst einmal auf den ersten und hoffen, dass die Zuschauer ihn genauso mögen werden wie wir. Aber ich kann auf jeden Fall auch für die gesamte Besetzung sprechen: Wir hatten so viel Spaß bei den Dreharbeiten, dass wir liebend gerne mehr Teile machen würden.
"Sonic The Hedgehog" ist seit dem 13. Februar 2020 in deutschen Kinos zu sehen.