Der größte Widersacher von Super Mario ist in den Videospielen zumeist Bowser. Doch auf dem Markt selbst hatte es der Klempner jahrelang besonders schwer mit dem blauen, pfeilschnellen Igel Sonic. Das Maskottchen von Sega ist eine ganz eigene Ikone des Mediums, die mit "Sonic The Hedgehog" endlich mit einem eigenen Kinofilm vorstellig wird.

Inszeniert hat das Ganze Jeff Fowler, der Influencer Julien Bam lieh dem Titelhelden in der deutschen Fassung seine Stimme. Der Protagonist bekommt es dabei mit dem genialen wie durchgeknallten Dr. Robotnik zu tun, der von dem berühmten Komiker Jim Carrey ("Die Maske", "Die Truman Show") gespielt wird – und der den Film insgesamt rettet. Dieser nahm sich vor kurzem in Berlin einige Minuten Zeit für TV SPIELFILM, um über seine Ideen für die Rolle und etwaigen Fortsetzungen zu sprechen.

Jim Carrey über Robotnik: Genie mit Selbsthass

TVS: Was würdest du machen, wenn du die Superkräfte von Sonic hättest?

Jim Carrey: (schielt kurz zur Seite) Hast du es gesehen?

TVS: Ja…oh, du hast es schon getan!

Jim Carrey: Ganz genau, ich bin schon hinter dir herumgelaufen und hab für einen Bruchteil einer Sekunde die Hasenohren hinter dir gemacht.

TVS: Hattest du schon vorher einen Bezug zum "Sonic"-Franchise? Bist du etwa selbst ein Gamer?

Jim Carrey: Nein, ich war nie ein Gamer. Allerdings wurde ich da hineingezogen, während ich dabei geschrien und um mich getreten habe. Aber jetzt finde ich es ziemlich cool und die Spiele, die es gibt, sind einfach außergewöhnlich! Ich bin zwar kein Fan von den "Töten, töten, töten"-Spielen, doch ich liebe die Sportspiele und die Grafik ist wirklich toll. Ich bin jetzt wirklich daran interessiert und natürlich musste ich mich im Zuge dessen auch mit Sonic vertraut machen. Ich war auf der Suche nach einem Charakter, denn die Figuren waren noch nicht voll ausgearbeitet. Als Schauspieler musste ich dann genau herausfinden, worum es bei Dr. Robotnik wirklich geht – die Kombination aus absolutem Supergenie und totalem Selbsthass und dem Gefühl von Wertlosigkeit. Eine gefährliche Mischung, aber auch lustig.

Jim Carrey: "Apotheose"

TVS: Ist es auch genau das, was ihn so besonders macht im Vergleich zu all den anderen Figuren, die du gespielt hast?

Jim Carrey: Ich denke, was ihn besonders macht ist dieses Loch in der Form von Sonic, das niemals gefüllt werden kann. Sonic steht einfach für diese absolute Unschuld und den elektrisierenden Spieltrieb, er ist einfach frei. Robotnik denkt, dass er all das besitzen und kontrollieren kann, als wäre es seine Superkraft, an die er aber nie wirklich Hand anlegen kann. Ich liebe diese Idee und ich mag es mir vorzustellen, bei weiteren Filmen in ihm eine Figur zu haben, die sich noch weiterentwickeln kann. Robotnik hat noch nicht seine Apotheose erreicht – weiß du, was das bedeutet?

TVS: Ich glaube, so ungefähr? Eine Art Evolution…Metamorphose?

Jim Carrey: Noch nicht ganz, aber du bist schon nah dran.

TVS: Willst du es mir kurz erklären?

Jim Carrey: Es ist quasi der Höhepunkt deines Potenzials und Dr. Robotnik hat dieses Niveau noch nicht erreicht. Ich frage die Leute übrigens nach ihrem Wissen zu solchen Wörtern ab, denn ich spiele ja ein Supergenie, deswegen will ich sie dadurch in meinen Verstand ziehen.

TVS: Dann bin ich wohl durchgefallen.

Jim Carrey: (lacht) Das ist ok!

Carrey und Robotnik: Die Psychologie

TVS: Hast du für die Vorbereitung deiner Rolle nur in das Drehbuch und auf die Spiele geschaut oder hast du vielleicht auch Inspiration aus einer eher unerwarteten Quelle gezogen?

Jim Carrey: Ich arbeite sehr viel an meiner eigenen inneren Psychologie und versetze mich dabei an verschiedene Positionen. Ich hatte zum Beispiel meine eigene Erfahrung mit elterlichen Problemen, als ich aufwuchs und noch andere solche Dinge erlebt. Für mich geht es dann darum, mich und das Vehikel, in dem ich mich quasi befinde, in die Richtung einer Figur zu lenken, die in diesem Fall ohne Liebe ist. Natürlich will ich das mit einem Lächeln im meinem Herzen tun, denn in Wahrheit mache ich ja nur Späße in einem Film wie diesem. Ganz so wie damals bei "Der Grinch": Ich spielte diese schreckliche Figur, aber wenn ich es nicht tief in mir drinnen mit einem Lachen gespielt hätte, würden Kinder sehr verängstigt werden. Aber sie spüren und wissen es, dass ich nur meinen Schabernack treibe. Das ist also etwas sehr Wichtiges, worauf ich mich konzentriere. Und hat auch einfach sehr viel Spaß gemacht, diese Figur zu spielen, die an der Schwelle zur Revolution in künstlicher Intelligenz steht.

TVS: Du hast schon die Möglichkeit von Fortsetzungen erwähnt. Hast du denn schon für weitere Filme unterschrieben?

Jim Carrey: Ich werde da sein, wenn sie einen weiteren Film machen und mich dabeihaben wollen. Absolut! Ich denke, dass die Figur unendlich viel Potenzial hat und ich habe den anderen schon eine Millionen Ideen vorgeschlagen, von denen man vermutlich nur fünf verwenden kann. Aber so bin ich nun mal, ich speie einfach permanent etwas aus und die Fischer durchsuchen dann ihre Netze nach etwas Brauchbarem. Ich versuche einfach, das nicht abzustellen.

"Sonic The Hedgehog" ist seit dem 13. Februar 2020 in deutschen Kinos zu sehen. Hier ist noch mal der Trailer für euch: