Ob Disney es bereuen wird, dass sie die Weltpremiere von "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" bei den Filmfestspielen in Cannes abgehalten haben? Einen Monat vor Kinostart konnte das Festival-Publikum den Film nun schon sehen, der der wohl meisterwartete Blockbuster 2023 sein dürfte. Immerhin spielt Harrison Ford ein letztes Mal seine ikonischste Rolle. In Cannes wurde er mit stehenden Ovationen bejubelt und hat überraschend einen Preis bekommen, die Ehrenpalme für sein Lebenswerk.
Doch der Auftritt in Cannes könnte sich rächen. Nun kursieren schließlich die ersten Meinungen und auch offizielle Kritiken zum Film im Netz – und viele von denen verraten ohne jede Spoiler-Warnung, worum es inhaltlich geht. Sogar ein großer Plottwist, der in den Trailern nicht mal angedeutet wurde, wird von den Kritikern einfach ausgeplaudert. TVSpielfilm.de fasst erste Reaktionen zusammen – lässt den Spoiler aber natürlich weg. Unser Tipp ist dennoch: Wer vor dem Kinostart gar nichts zu "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" wissen will, sollte im Internet jetzt Kritiken eher meiden.
Wie gut ist "Indiana Jones 5"? Erste Kritiken sind verhalten
Beim Kritikerportal Metacritic sind bislang 12 Kritiken zu "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" eingelaufen. Dort können die Journalisten zwischen 0 bis 100 Punkten vergeben. Der Durchschnittswert des Films nach den ersten 10 Texten liegt bei 52 Punkten – ein arg durchschnittlicher Wert. Da dürfte man sich bei Disney mehr versprochen haben, als man den Start in Cannes beschloss.
Positiv äußert sich James Mottram von Games Radar, er schreibt: "Dies ist ein Indiana-Jones-Film mit Tränen in den Augen. Wir sehen, dass die Figur älter geworden ist, aber nicht unbedingt weiser. Er trinkt ein bisschen zu viel und bereut es, dass er nach Reichtum und Ruhm strebt und seine Lieben zurücklässt."
Auch John Nugent von Empire lobt den Film, bei ihm heißt es: "Der Film weist alle Merkmale der Serie aufweist, wie man sie sich erhofft, liebevoll bewahrt wie archäologische Schätze. Indys letztes Rendezvous mit dem Schicksal hat ein bizarres Finale, das das Publikum spalten könnte - aber wenn man sich ihm anschließt, fühlt es sich wie ein passender Abschied vom Lieblingsgrabrauber des Kinos an."
Deutlich kritischer äußert sich David Ehrlich bei IndieWire, laut ihm ist der neue Film "nicht nur eine fast völlige Zeitverschwendung, sondern auch eine mühsame Erinnerung daran, dass manche Relikte besser dort bleiben sollten, wo sie hingehören" und stellt Vergleiche zum von Fans wenig geliebten vierten Teil der Reihe, "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels", an. Diesen hält er für besser, denn: "Teil 4 hinterließ seinen Helden mit dem Glück, das er sich, wie er nie zugab, immer gewünscht hatte. ‚Indiana Jones und das Rad des Schicksals‘ reißt es ihm weg und gibt ihm praktisch nichts von Wert zurück."
Kevin Maher von Times of London wagt denselben Vergleich mit dem direkten Vorgänger: "Die gute Nachricht ist, Teil 5 ist nicht so schlecht wie 'Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels'. Die schlechte Nachricht ist, dass er aber auch nicht viel besser ist." Und Owen Gleiberman bei Variety schreibt knapp als Fazit: "Der neue 'Indiana Jones'-Film ist ein pflichtbewusstes, aber letztlich eher freudloses Stück nostalgischen Humbuges."
Eine der negativsten Stimmen stammt aus dem Telegraph von Kritiker Robbie Collin, der vernichtend urteilt: "‘Das Rad des Schicksals‘ fühlt sich letztlich wie eine Fälschung eines unbezahlbaren Schatzes an: die Form und der Glanz mögen oberflächlich gesehen eine Weile überzeugend sein, aber die schäbige Handwerkskunst wird umso deutlicher, je länger man hinschaut." Aus seiner Sicht ist der Film "voller Chaos", hat aber zudem "schmerzlich wenig Funken und Bravour: Es gibt hier keine Einstellung, keine Drehung der Choreographie, die einen über den Filmemacher staunen lässt, der sie sich ausgedacht hat."
"Indiana Jones und das Rad des Schicksals" startet am 29. Juni 2023 in den deutschen Kinos.