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"Die Heiland" mit neuen Folgen: Anna Fischer über Ausstieg – "Es ging mir doch sehr nah"

Anna Fischer, Christina Athenstädt, Die Heiland
"Die Heiland" (Christina Athenstädt, r.) hört ihrer Assistentin Ada (Anna Fischer, l.) zu. ARD/Hardy Spitz

"Die Heiland" ist zurück. In den neuen Folgen wird sich die blinde Berliner Anwältin von ihrer engsten Mitarbeiterin verabschieden müssen: Assistentin Ada steigt aus. Auch für Schauspielerin Anna Fischer kein leichter Schritt.

Am Dienstag, 2.11., startet im Ersten die dritte Staffel der Erfolgsserie "Die Heiland – Wir sind Anwalt". An der Seite der Titelheldin (seit Lisa Martineks Tod Christina Athenstädt) ist seit Anfang an Ada Holländer als Assistentin. Gespielt wird die "rechte Hand" der blinden Anwältin Romy Heiland von Anna Fischer – noch. Denn "Ada", so sagt Fischer in der ARD-Pressemappe über ihren Abschied in der Mitte der 6. von den 13. neuen Episoden, "wird bewusst, dass ihr das mit der Kanzlei über den Kopf wächst und sie etwas anderes will."

Wir haben mit der scheidenden Darstellerin Anna Fischer über die Serie, ihren Ausstieg und neue Projekte gesprochen.

"Ich konnte nicht schlafen vor Aufregung"

TVSPIELFILM.de: Sie sagen, "Die Heiland" war für Sie eine der intensivsten Zeiten als Schauspielerin. Was hat Sie am stärksten geprägt?

Anna Fischer: Am stärksten geprägt hat mich die Zusammenarbeit mit all meinen Kolleg*Innen. Ich konnte Einblicke erhaschen, wie unterschiedlich jeder arbeitet. Das hat mich vieles gelehrt, obwohl ich dachte ich hätte schon so einiges gesehen. Auch die Zeit, die ich am Set verbracht habe, das gemeinsame Erschaffen einer Figur, einer Szene, überhaupt die Arbeit an der Rolle Ada. Immer wieder zu überzeugen. Staffel für Staffel. Der gemeinsame Prozess, durch eine Folge zu gehen. Die Erleichterung nach jeder Ausstrahlung, dass es den Leuten da draußen vor den Apparaten gefällt, was wir tun. Die positiven Stimmen, wenn man auf der Straße erkannt wurde. Einfach der Spaß dabei sein zu können und sich gemeinsam durch die Höhen und Tiefen zu schlagen. 

Und was war Ihr emotionalster Moment in den bisherigen Staffeln?

Der emotionalste Moment war mein letzter Drehtag. Ich hatte Tränen in den Augen. Ich dachte mir fällt es leichter, aber es ging mir doch sehr nah. Die Rolle der Ada ausklingen zu lassen, überhaupt schlusszumachen und sich ins Unbekannte zu stürzen. Aber auch der erste Drehtag zu "Heiland" war etwas ganz besonderes. Ich konnte nicht schlafen vor Aufregung. Doch bis heute schießt das Adrenalin durch mein Körper, wenn die Kamera angeht, das ist ein wahnsinnig schönes Gefühl. Und bei der " Heiland" ging es über Monate so, das lässt lebendig fühlen. 

Wer oder was wird Ihnen am meisten fehlen?
Am meisten vermissen werde ich das Team. Die Regelmäßigkeit und auch die Struktur, die eine Serie mit sich bringt. Das Lachen beim "Guten Morgen" sagen. Die Leichtigkeit des Seins. Ganz einfach gesagt – einen sicheren Arbeitsplatz. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

"Ich sehe vieles nicht mehr als selbstverständlich an"

Auch wenn Romy die Blinde nur gespielt hat, was haben Sie durch die Serie gelernt? Hat "Die Heiland" Ihren Blick auf die Welt geändert?

"Die Heiland" hat mir den Horizont erweitert, auf jeden Fall. Ich durfte erleben, was es heißt einen blinden Menschen durch den Tag zu führen. Wie viele Hürden diese Einschränkung mit sich bringt. Und welche Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Ich bin sehr dankbar darum, nun verstehe ich diese Community der Sehbehinderten mit all deren Herausforderungen etwas mehr. Ich sehe vieles nicht mehr als selbstverständlich an und kann trotzdem sagen - alles ist möglich, lass dich nicht unterkriegen. Ich hätte mich sonst vermutlich niemals mit Sehbehinderung beschäftigt.
Ich habe so tolle Menschen kennengelernt, das werde ich mitnehmen und im Herzen behalten.

Haben Sie die blinde Berliner Strafverteidigerin Pamela Pabst, die die Serie inspiriert hat, mal getroffen?

Pamela Pabst habe ich oft getroffen. Sie hat uns geholfen - in rechtlichen Angelegenheiten oder in offenen Fragen zum alltäglichen Erleben eines Sehbehinderten. Ich durfte sie häufig im Gericht erleben, sie ist eine bemerkenswerte Frau. Mutig und selbstbewusst. Ohne Scheu. Einen Tag habe ich ihr in ihrer Kanzlei assistiert. Mit ihrer wirklichen Assistentin. Mir wurde gezeigt, worauf es ankommt, wie man sich organisiert und vor allem, wie gearbeitet wird. Ich finde es ist wichtig, Pamela an Bord zu haben. Und den Zuschauern zu vermitteln, das es kein Ende bedeutet mit einer Behinderung zu leben, sondern die Einschränkung ins alltägliche Leben integriert werden kann – auch wenn es eine große Herausforderung ist.

Ada geht nach Portugal, wohin geht Ihre Reise?  Welche beruflichen Projekte stehen im Kalender? Wo werden wir Sie nach "Die Heiland" im TV sehen?

Ich bin weiterhin beim "Harten Brocken" zu sehen und "Die Bestatterin" geht auch weiter. Ich arbeite immer auch an meiner Musik. Eigentlich ist immer viel zu tun…

"Die Heiland – Wir sind Anwalt": neue Folgen ab 2.11. um 20.15 Uhr im Ersten.