1994 schrieb Disney mit "Der König der Löwen" Trickfilmgeschichte. Seinerzeit avancierte das Werk zum erfolgreichsten Werk des Genres überhaupt und noch heute ist die Popularität des Titels ungebrochen. Nun erscheint die Neuverfilmung in deutschen Kinos, die allen Anzeichen nach auch zum immensen Hit wird auch wenn die Kritiken eher durchwachsen sind.

Zur illustren Sprecherriege zählt neben Pop-Titanin Beyoncé, Donald Glover oder Seth Rogen auch die deutsche Schauspielerin Florence Kasumba. Dem internationalen Kinopublikum ist sie unter anderem aus den Marvel-Blockbustern "Black Panther" und "Avengers: Infinity War" bekannt, hierzulande war sie zudem im "Tatort" oder in "Deutschland 86" zu sehen. Bei "Der König der Löwen" lieh sie der Hyäne Shenzi ihre Stimme sowohl in der englischen als auch deutschen Fassung. Wie die Sprachaufnahmen abliefen und warum ausgerechnet die deutsche Version die größere Herausforderung darstellte, erzählte sie uns exklusiv im Interview.

"Der König der Löwen"-Faszination

TV SPIELFILM: "Der König der Löwen" ist ja ein echter Disney-Klassiker, zu dem sicher jeder einen ganz eigenen Bezug hat und eigene Geschichten zu erzählen hat. Wie sieht es bei dir aus? Welche Bedeutung haben Simba und Co. für dich?

Florence Kasumba: Ach, Simba und Co.! Das ist ein Film, in dem es so viele Lebensweisheiten gibt. Ich weiß noch als er 1994 herauskam, da hat er mich noch nicht so interessiert, weil ich zu jung war und einfach nur dachte, das sei ja ein Kinderfilm. Aber jetzt, so viele Jahre später, merke ich erst was das für eine Bedeutung hat. Und ich kann mir aus all den Dingen, die Mufasa seinem Sohn auf den Weg mitgibt so viel herauspicken – als Elternteil, als Mensch, der selbst durchs Leben geht und anderen Menschen Mut zusprechen möchte. Der Film ist einfach schön, aber nicht einfach nur Entertainment, sondern eine gute Motivation fürs Leben.

TV SPIELFILM: Macht das dann auch die Faszination an der Geschichte für dich aus?

Florence Kasumba: Absolut! Mir waren viele Dinge vorher noch nicht bewusst. Als ich mich damit befasst habe, ging es um die Hyäne Shenzi, die ich spreche, aber jetzt geht es um das gesamte Ding. Diese gesamte Geschichte von Simba, da geht es ums Heranwachsen – und das müssen wir alle.

TV SPIELFILM: Wer ist deine Lieblingsfigur aus "Der König der Löwen"?

Florence Kasumba: (lacht) Also am liebsten spreche ich Shenzi. Aber in dieser Neuverfilmung liebe ich Timon und Pumbaa, die sind so toll zusammen und ich bin gespannt, was die Zuschauer von ihnen halten. Die machen so viel Spaß, selbst wenn ich die Augen zumache und ihnen nur zuhöre. Die sind toll!

TV SPIELFILM: Hast du denn ein Lieblingslied aus dem Film?

Florence Kasumba: Ich mag "Can You Feel The Love Tonight" ["Kann es wirklich Liebe sein" in der deutschen Fassung], das ist ein Klassiker und ein unheimlich schönes Lied. Aber ich mag natürlich auch den Anfang, wenn alle Tiere zu Simbas Geburt gerufen werden, "The Circle of Life" ["Der ewige Kreis"].

Hyänen-DNS in Florence Kasumba?

TV SPIELFILM: Wie viel Hyäne steckt in dir?

Florence Kasumba: Es kommt drauf an. Hyäne generell eigentlich gar nicht. Wie viel Shenzi steckt in mir? Eigentlich auch nicht so viel. Ich muss zugeben, dass ich immer Hunger habe, ich esse sehr gerne, bin jetzt aber auch kein Allesfresser wie eine Hyäne. Hyänen sind stark, jagen und leben im Rudel und das mag ich, ich bin ein Familienmensch. Ob ich stark bin? Ich habe jedenfalls ein Umfeld, das mich trägt und in dem ich mich wohlfühle und da fühle ich mich auch stark. Dieses Böse von Shenzi habe ich nicht - ich brauche keine Macht und ich mag Harmonie und Balance.

TV SPIELFILM: Wenn man nur zu hören, aber nicht zu sehen ist, was macht das mit einer Schauspielerin, die eigentlich auf der Bühne steht oder vor der Kamera agiert?

Florence Kasumba: Ich finde diese Art zu arbeiten unheimlich schwer und da habe ich aber Glück, dass ich bisher immer mit unheimlich guten Regisseuren zusammengearbeitet habe. Es ist natürlich viel leichter zu spielen, wenn ich meinen ganzen Körper verwenden darf, als wenn ich nur meine Stimme einsetzen kann und da brauchte ich auch viel Hilfe. Da ist es wichtig, dass man jemanden hat, dem man vertraut, der mich gut einschätzen kann und weiß, was er alles aus mir herauskitzeln kann. Die Arbeit ist jedenfalls eine andere, das ist nichts für Rampensäue.

Der perfekte Disney-Film

TV SPIELFILM: Kannst du uns erklären, wie der Vorgang zwischen englischer und deutscher Aufnahme war und was die Unterschiede der Rollen waren?

Florence Kasumba: Ich habe in den USA angefangen, an dem Projekt für die Originalversion zu arbeiten und dort befanden wir uns in einem "Black Box" genannten Raum, in dem unzählige Kameras auf uns gerichtet waren, die einfach alles aufgenommen haben, ganz gleich, ob ich mich umgedreht habe oder wohin ich geschaut habe. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie man uns sagte, dass die Spezialisten von Disney sich natürlich einfach an ihre Computer setzen und etwas animieren könnten, aber es macht immer noch einen großen Unterschied, wenn jemand persönlich ins Studio kommt und uns Dinge zeigen kann, auf die sie vielleicht nicht geachtet hätten.

Wie gehen die Figuren miteinander um? Und ich spreche ja auch ein Tier und deshalb bekam ich unheimlich viele Freiheiten: Ich durfte meine Kollegen beschnuppern oder angreifen und diese Arbeit kann man natürlich nicht vergleichen mit der, wenn ich normal in einem Synchronstudio stehe, einen Bildschirm und ein Mikro vor mir habe und da habe ich dann keine Bewegungsfreiheit mehr, sondern muss an Ort und Stelle stehen bleiben und richtig und vor allem synchron sprechen. Ich fand die Arbeiten in der "Black Box" viel leichter als hinterher die deutsche Nachsynchronisation.

TV Spielfilm: Wenn wir in einer perfekten Welt uns alle Disney-Filme in einem großen Werkzeugkasten denken und wir uns den tollsten Disney-Film basteln können – was würdest du da zusammenstecken? Was wäre für dich die perfekte Disney-Geschichte?

Florence Kasumba: Das ist schwierig! Ich mag die Idee, dass unterschiedliche Figuren von unterschiedlichen Universen gemeinsam arbeiten – so wie die "Avengers". Ich mag die Energie von "Der König der Löwen", bei der es darum geht, ein Gleichgewicht zu erhalten, weil es so harmonischer ist miteinander zu leben. Ich finde es toll, dass man Menschen stärkt, die vielleicht irgendwo leben und sich denken, dass ihr Schicksal vorprogrammiert sei, die sich aber anders fühlen und etwas anderes erreichen wollen. Da würde sicher Tiana aus "Küss den Frosch" reinkommen – und eigentlich würde sogar eine ganze Menge zusammenkommen und eine kunterbunte Mischung ergeben.

"Der König der Löwen" wurde von Jon Favreau inszeniert und ist ab dem heutigen 17. Juli 2019 in deutschen Kinos zu sehen.