Im April 2019 war es so weit: "Avengers: Endgame" wurde für viele das Kino-Ereignis des Jahres. Schließlich haben die 21 vorherigen MCU-Filme weltweit über 18,6 Milliarden US-Dollar eingespielt. Die Anhängerschaft ist entsprechend massiv und die Rekorde purzelten dank "Endgame" weiter. Doch wenn man genau hinschaut, klaffen in den Filmen noch immer riesige Logiklöcher. Auch "Endgame" ist davor nicht gefeit. So drängten sich uns immer noch insbesondere drei Fragen auf.

Infinity Stones – anfassen oder lieber nicht?

Verleih

Kann den Power Stone selbst als Halb-Celestial nicht alleine halten.

Im ersten Teil der "Guardians of the Galaxy" erfuhren wir, dass einfache Menschen zu schwach sind, um einen Infinity-Stein zu halten. Im zweiten Film wird das sogar von Ego bestätigt, als er zu Star-Lord sagte: "Als ich von einem Mann von der Erde hörte, der einen Infinity-Stein halten konnte, ohne zu sterben, wusste ich, du musst der Sohn der Frau sein, die ich geliebt hatte."

Diese These scheint in "Endgame" überholt zu sein, denn Hawkeye aka Clint Barton hält beispielsweise den Soul Stone in seiner bloßen Hand und ihm passiert nichts. Oder ist das ein versteckter Hinweis darauf, dass Barton in Wirklichkeit ein Celestial ist? Blödsinn! Marvel hat offenbar einfach seine Meinung über die Steine zugunsten der Story geändert. Kann man machen, sorgt aber für ordentlich Verwirrung.

Infinity Gauntlet – schnippen, wie man will?

Verlag

Der Comic hilft etwas beim Verständnis.

In "Infinity War" heißt es den kompletten Film lang: "Wenn Thanos alle Steine hat, braucht er nur mit dem Finger zu schnippen und die Hälfte aller Lebewesen wird ausgelöscht." Das wurde allgemeinhin dahingehend akzeptiert, dass die Steine gar keine andere Funktion haben können. In "Endgame" hingegen scheint man mit dem Schnippen machen zu können, was man will. Lust auf ein Eis? Einfach schnippen! Die Wäsche soll von selbst sauber werden? Einfach schnippen! Die ausgelöschte Hälfte der Dezimierung wieder zurückholen? Einfach schnippen! Offenbar kann man durch das Schnippen mit allen Steinen tun und lassen, was man will. Wie man diesen Wunsch den Steinen gegenüber allerdings erklärt, wird nicht wirklich aufgelöst. Es scheint, als müsste man lediglich ganz fest an seinen Wunsch glauben. So jedenfalls wird es Professor Hulk erläutet, als er die zu Staub gewordenen Lebewesen zurückholt. Und ebenso macht es Iron Man, um Thanos und dessen Schergen wiederum zu Staub werden zu lassen.

Wie man es dreht und wendet, wir haben hier noch eine Menge Redebedarf, liebe Marvel Studios! Abhilfe leistet immerhin die Comic-Vorlage. In "The Infinity Gauntlet" von 1991 sagt Nebula, die im Besitz der sechs Steine ist und sich in einem zombieartigen Nahtod-Zustand befand: "A mistake even the wretched thing that I was can rectify with but a thought." Zu deutsch: "Ein Fehler, den sogar das elende Ding, das ich war, mit nichts als nur einem Gedanken korrigieren kann." Danke für die Aufklärung, Nebula.

Infinity Freiheit – plötzlich meckert niemand mehr?

Verleih

Das Sokovia-Abkommen: Will diesmal niemand Konsequenzen sehen?

Nachdem die Avengers den "Infinity War"-Thanos getötet haben, kommt es zu einem Zeitsprung von fünf Jahren. Fünf ganze Jahre muss die Menschheit nun schon ohne ihre andere Hälfte auskommen. Und doch kam es zu keinerlei Konsequenzen bezüglich der Avengers? In "Civil War" kommt es unter anderem nach der Schlacht von New York, Sokovia und den Anschlägen in Nigeria zum Sokovia-Abkommen, einer Reglementierung der Avengers, weil ihre Kämpfe einfach zu viel Kollateralschaden angerichtet haben. Nun verschwinden aber Milliarden von Menschen und niemand soll dafür büßen? Niemand ist auf die Avengers sauer? Steve Rogers hat sogar Zeit, eine Selbsthilfegruppe zu führen? Das ist etwas inkonsequent und macht streng genommen den ganzen Film "Civil War" redundant.

"Avengers: Endgame" ist trotz mancher Logik-Löcher ein Filmhighlight, das es so noch nicht gegeben hat: opulent, emotional, würdig. Für alle, die immer noch nicht angefixt sind, hier der Trailer: