Schon der Trailer zu "The Dark Knight Rises" verheißt nichts Gutes: Bruce Wayne liegt geschunden am Boden, über ihm thront ein muskelbepackter Hüne. Die zerschmetterte Fledermaus-Maske in den Händen, röhrt er: "Wenn Gotham in Schutt und Asche liegt, hast du meine Erlaubnis zu sterben."
Wie das Duell der Giganten letztendlich ausgeht, daraus wird bis zum Kinostart ein Geheimnis gemacht. Fest steht, dass sich Regisseur Christopher Nolan für das Finale seiner Batman-Trilogie etwas Besonderes vorgenommen hat. In Gestalt von Bane begegnet dem Dunklen Ritter nämlich seine Nemesis, jener Oberschurke, der ihm in den Comics das Rückgrat bricht und so zwingt, das Fledermaus-Cape an den Nagel zu hängen.

Legenden-Dämmerung

Das Ende von Batman - es wäre die logische Folge der finsteren Nolan-Saga. Schon in "The Dark Knight" ließ der ehemalige Independentfilmer der Dramaturgie zuliebe so einige Protagonisten das Zeitliche segnen. Ein kalkuliertes Risiko, das voll aufging: Bis zu Marvels Superhelden-Crossover "The Avengers" war Nolans zweite Interpretation des DC-Klassikers die erfolgreichste Comicverfilmung aller Zeiten.
Ein erstaunlicher Erfolg, bedenkt man die Filmgeschichte des Dunklen Ritters: Hatte dieser dank der ambitionierten Artdéco-Vision von Extrickfilmer Tim Burton 1989 noch eine verheißungsvolle Kinokarriere begonnen, wandelte er sich Ende der 90er-Jahre unter der Ägide
von Routinier Joel Schumacher zu einem poppigen Recken in quietschbunter Musical-Atmosphäre.

Die Geschichte des zweifelnden Helden verkam zu einem billigen Trivialgeschehen. Die Rückkehr des Dark Knight Erst Christopher Nolan nutzte die Ansätze der Comicvorlage zur Vertiefung und Profilierung des Helden: In der Neuauflage "Batman Begins" erzählte er die Geschichte eines jungen Mannes, der den Mord an seinen Eltern miterlebt und sich dann - zerrissen zwischen Rachsucht und Gerechtigkeitssinn - auf einen Feldzug gegen das Böse begibt.

"Die Figur war sehr viel gefährlicher und aufbrausender, als ich sie bis dahin kannte", erinnert sich Christian Bale. "Wir konnten also eine völlig neue Geschichte erzählen." Nolan und Co-Autor David S. Goyer wählten für ihr Drehbuch einen düstereren, komplexeren und realistischeren Ansatz als ihre Vorgänger. Sie eliminierten die gute Laune, die grellen Farben.
Aus Tim Burtons barocker Halbwelt Gotham wurde eine postkapitalistische Hölle, ein Sündenpfuhl aus Elend, Luxus und Verbrechen. Ein erwachsener Comicfilm War "Batman Begins" mehr psychologisches Charakterdrama denn atemloser Actionkracher, gingen Nolan und Co. mit "The Dark Knight" deutlich weiter: Für den Kampf mit dem anarchistischen Joker griffen sie die Terrorangst nach dem 11. September auf und machten aus dem einstigen Comicstrip ein moralisches Fallbeispiel.

"The Dark Knight Rises" bildet den 3. Akt der Superhelden-Tragödie. Für den Showdown in den verschneiten Straßen von Gotham sperrte das Filmteam ganze Straßenblöcke in Pittsburgh und New York: In einer Schlacht zwischen den Einsatzkräften der Polizei und einer Armee aus Kriminellen prallen Hunderte Statisten aufeinander, schießen und prügeln. Explosionen überall. Mittendrin: Batman - und Bane, jener Widersacher, den Joel Schumacher noch zu einem tumben Handlanger zusammenschrumpfte.

"Dieser Bane ist nicht nur stark, sondern auch clever. Er weiß, wie er Batman in die Knie zwingt", sagt sein Darsteller Tom Hardy und grinst. Endlich ein Gegner, der ihm wirklich gewachsen ist." Christopher Nolan hat Batman zu einer ernsten Angelegenheit gemacht, zu einem erwachsenen Comicfilm - mit aller Konsequenz: "Wir haben geschafft, dass die Zuschauer mit Bruce Wayne mitfiebern, ob nun mit Kostüm oder ohne. Jetzt wollen wir seine Geschichte angemessenen zu Ende
bringen."

Laslo Seyda