Lisbeth. So heißen Frauen mit Haarnetz und Kittelschürze im Ruhrpott oder in Sketchen von Hape Kerkeling. Vielleicht noch die englische Queen, wenn sie mal frei hat. Seit Lisbeth Salander, der Antiheldin aus Stieg Larssons "Millennium-Trilogie" ist das anders - und seit Noomi Rapace erst recht. Denn sie ist Lisbeth Salander, die sie in drei Filmen spielte, und wird mit dieser Rolle verbunden bleiben wie Daniel Radcliffe mit Harry Potter und Anthony Hopkins mit Hannibal Lecter. Dabei hätte Rapace (sprich: Ra-pass) die Rolle zuerst gar nicht bekommen, weil sie, kein Witz, zu weiblich war, zu hübsch für diese Lisbeth. Im Roman wird die Hackerin Salander als anorektisches, bleiches Mädchen mit raspelkurzem Haar, Piercings und Tätowierungen beschrieben: "Sie sah aus, als wäre sie gerade nach einer einwöchigen Orgie mit einer Hardrockgang aufgewacht."
Rapace, die man in Schweden aus Theater und TV kennt, gibt sich privat gern feminin und musste hart trainieren, um diese Beschreibung zu erfüllen. Aber man täusche sich nicht: Als Teenager hatte sie eine Punkphase, in der sie sich "einfach nur jeden Tag besaufen" wollte, wie sie in einem Interview sagte. Im Film steckte Lisbeths Metallschmuck teils in Noomis alten Piercing-löchern. Eine Tätowierung hat sie allerdings nicht und darüber ist sie heute froh.

Die Waldorfschülerin aus Südschweden, Tochter einer schwedischen Schauspielerin und eines spanischen Flamencosängers, kann ungeheuer willensstark sein, hartnäckig. Von der Schauspielschule wurde sie abgelehnt, seither stürzt sie sich bevorzugt in düstere Rollen, demnächst in Ridley Scotts SF-Thriller "Prometheus", ihrer nächsten internationalen Großproduktion nach dem zweiten "Sherlock Holmes"-Film, in dem sie eine mysteriöse Wahrsagerin spielt.
Noomi Rapace glaubt an Neuanfänge. So suchte sie sich ihren Nachnamen selbst aus, gemeinsam mit Noch-Ehemann Ola (sie sind seit 2010 getrennt, ihn kennt man als Polizist Stefan Lindman aus den ARD-Wallander-Verfilmungen). Sie hieß Norén, er Norell, doch ihre Verbindung sollte einen neuen Namen haben, gänzlich unbefleckt von einer Vorgeschichte. Sie wählten Rapace, das französische Wort für Raubvogel.

Volker Bleeck