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Wimbledon

So schön kann Tennis sein

Das Wimbledon-Finale 2008 zwischen Federer und Nadal gilt als das Spiel der Spiele. Der Sport zeigte sich von seiner schönsten Seite. Höchste Zeit, ihn wiederzuentdecken.

Kann Tennis episch sein? Seit dem Wimbledon-Endspiel 2008 schon. Die Weltpresse jedenfalls stilisierte den Kampf der Giganten zwischen Rafael Nadal und Roger Federer zur dramatischen Erzählung, zur Poesie. Mehr Emphase ging wirklich nicht. Und auch wer, wie Exchampion John McEnroe, den Filzball etwas flacher hielt, zeigte Regung. McEnroe: "Das war das beste Match, das ich jemals gesehen habe." Nadal entthronte seinen ärgsten Widersacher nicht nur auf dem Londoner Zwei-Millimeter-Rasen, sondern kurz darauf auch in der Weltrangliste.

Bester Deutscher nach Becker & Stich: Rainer Schüttler

Das Turnier 2009 verspricht ähnlich spannend zu werden. Dominator Nadal schwächelte zuletzt bei den French Open in Paris, Federer präsentierte sich souveräner. Dreht der Schweizer den Spieß nun wieder um? Auf den Stars liegt eindeutig der Fokus, aber auch die deutschen Spieler haben wieder auf sich aufmerksam gemacht. Bei den Achtelfinal-Teilnahmen von Philipp Kohlschreiber und Tommy Haas in Paris beeindruckte vor allem Letzterer im Spiel gegen Federer - zumindest zwei Sätze lang. Diese Leistung trauten viele dem 31-Jährigen, der oft durch Verletzungen gehandicapt war, nicht mehr zu.

"Das war wie ein Boxkampf und tat am Ende sehr weh", sagte Haas nach der Fünf-Satz-Niederlage. In Wimbledon hat es Haas 2007 auch bis ins Achtelfinale geschafft. Der beste Deutsche seit den Tagen von Becker und Stich ist dort allerdings Rainer Schüttler, dessen Halbfinale vergangenes Jahr gegen Rafael Nadal einen Hauch von Sensation hatte und sogar über die Tennisgemeinde hinaus im Land für Schlagzeilen sorgte. Dass der stolze und so bescheidene 33-Jährige vor dem Spiel noch schnell seine Eltern nach London bat, war sogar für den Boulevard interessant.

Die Leistung der Deutschen stimmt

Dieses Spiel, sein Finale 2003 bei den Australian Open und das vergeigte Doppelendspiel bei Olympia 2004 an der Seite von Nicolas Kiefer sind die wenigen emotionalen Höhepunkte im deutschen Tennis seit den Tagen der Tennis-Gräfin und des Siegertyps aus Leimen. Leistung haben Schüttler, Haas und Kiefer (schaffte es in der Weltrangliste bis auf Platz 4) meist gezeigt, nur zur Euphorie im Publikum hat es nie wirklich gereicht. Die Nachfolger von Boris Becker taugten nie zu Stars, entweder waren sie zu sperrig (Kiefer), zu fern (Haas lebt in den USA) oder zu blass (Schüttler). Glamour kommt immer dann ins Spiel, wenn Nadal und Federer die Arena betreten. Das sollten sich die Zuschauer nicht entgehen lassen, villeicht gibt's 2009 wieder ein Epos.

Andreas Rolf

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