Die Ausstrahlung der sechsmal 45 Minuten langen Miniserie findet in drei Doppelfolgen statt. Weiter geht es am Mittwoch, 10. Januar (20.15 Uhr), und Freitag, 12. Januar (22.30 Uhr).
Je länger man den von Beginn an gut geschriebenen und gespielten Familienszenen zuschaut, desto mehr Irritation erfährt die Geschichte: Warum behandeln alle Familienmitglieder Braut Emily wie ein rohes Ei? Und was ist bei den Schwarz' früher passiert, das offenbar bis heute nachwirkt? - Als ein Protagonist der Hochzeitsgesellschaft unerwartet verschwindet, verwandelt sich der Plot in einen Kriminalfall oder zumindest ein Rätsel.
Autorin Esther Bernstorff, die für ihr Familien-Obdachlosen-Drama "Ein Teil von uns" 2017 einen Grimme-Preis erhielt, tut hier das, was US-Filmemacher Mike White mit seiner von Emmys überhäuften Erfolgsserie "The White Lotus" gelang. Die alten Serienprojekte des begnadeten Drehbuchautors und Regisseurs wollte trotz Kritikerlob kaum jemand sehen. In seiner Luxus-Hotelserie "The White Lotus" baute er dann neben exzellenten Geschichten und Charakteren noch ein paar "crowd pleaser" ein: ein Mordrätsel, das zu Anfang gestellt wird, wunderschöne Locations und attraktive Menschen - fertig ist der Publikumserfolg.
Kein Runterzieher – trotz des schweren Themas
Auch in "Haus aus Glas" machen es Esther Bernstorff, die früher viel mit Filmemacherin Emily Atef ("Das Fremde in mir") zusammengearbeitet hat, und Regisseur Alain Gsponer ("Heidi") dem Publikum leicht, den Geschichten um die Unternehmerfamilie zu folgen: Die Sonne scheint auf und in die lichtdurchfluteten Räume der Designervilla. Und alle Menschen darin bringen Humor, Lust aufs Leben und sogar Liebe für die anderen in der Familie (mal mehr, mal weniger) mit in den Plot. Weil all diese kleinen Begegnungen äußerst geschmeidig vom tollen Ensemble dargeboten werden, macht es einfach Spaß, der Serie zu folgen und zunehmend die kleinen Brüche und Geheimnisse zu erkunden, die einem hier serviert werden.
Altgediente Darsteller wie Götz Schubert und Juliane Köhler bekommen als Elternpaar endlich mal wieder Aufgaben, die ihre schauspielerische Extraklasse herauskitzelt. Und bei den Jungen sind neben den "etablierten" Geschwistern Stefanie Reinsperger (Dortmunder "Tatort-Kommissarin) und Merlin Rose vor allem die beiden von Morgane Ferru und Sarah Mahita jüngeren Schwestern echte Entdeckungen, auf deren weitere Rollen man gespannt sein darf.
Was sehr erfreulich ist: Trotz des "Signalbegriffes" Trauma ist die Miniserie kein depressiver Runterzieher, wie es sonst oft bei deutschen Serien zum Thema der Fall ist. Esther Bernstorff erzählt zwar, "wie stark unsere Lebensgeschichten von den Erlebnissen in unserer Kindheit geprägt sind", aber sie tut dies mit sanft hintergründigem Humor und viel Liebe für ihre Figuren, ja für Werte wie Familie, Freundschaft und Geschwisterliebe an sich. Ernstere Aspekte werden dabei jedoch nicht ausgespart.
"Ich bin inzwischen der Überzeugung", sagt Esther Bernstorff, "dass die Rollen, die wir als Kinder innerhalb unserer Familien annehmen - Rebellin, Tröster, Lastenträgerin, Lichtbringer - der zentrale Motor sind für unser späteres Handeln". Wer "Haus aus Glas", den starken Auftakt ins deutsche Serienjahr, vorab "on demand" schauen will, kann dies in der ARD-Mediathek bereits ab 29. Dezember tun.
Das Original zu diesem Beitrag "Wieder kein "In aller Freundschaft": Welche Top-Serie das Erste stattdessen zeigt" stammt von "Teleschau".