"Der Millionen Raub" (ZDF, Montag, 8.4., 20:15 Uhr; Regie und Buch: Lars Becker) beginnt mit einem stressigen Morgen, wie ihn wohl jede Familie mit Kindern von zu Hause kennt: Vater Omar Abdallah (Karim Ben Mansur) kleidet sich für die Arbeit, während seine Ehefrau Malaika (Sabrina Amali, "Die Notärztin") mit dem gemeinsamen Sohn ums Zähneputzen kämpft. "Wo ist eigentlich meine Waffe?", fragt Omar plötzlich. "Im Küchenschrank", antwortet seine Mutter Haifa (Inaam Wali-Al Battat). Malaika habe sie hineingelegt, damit das Kind sie nicht entdeckt.
Es ist dieser erste Dialog, der den Ton für die folgenden anderthalb Spielfilm-Stunden setzt. Omar. so erfährt man, arbeitet als Geldtransporter. Gemeinsam mit seinem Kollegen Zlatko Petrovic (Slavko Popadić) plant er einen Coup: Anstatt die Einnahmen der Kundschaft sicher zur Bank zu bringen, setzen sich die beiden mit ihrem Kleintransporter ab. Doch der Plan scheitert: Im Umland kommt es zum Streit, Omar schlägt Zlatko nieder und taucht nach Brasilien ab.
Der Millionen Raub: Wo ist das Geld?
Zwei Monate später wartet der nächste Schock auf Haifa und Malaika: Chantal (Sina Tkotsch) taucht ohne Vorwarnung in der Wäscherei der Frauen auf. Sie sei Omars Freundin und erwarte ihr gemeinsames Kind, sagt sie. Omar sei in Rio de Janeiro erwischt worden. Von den verschwundenen acht Millionen Euro fehle allerdings weiter jede Spur.
Im Hamburger Gefängnis bekommt der junge Mann fortan viel Besuch: Malaika, Haifa und Chantal wollen wissen, wo das Geld versteckt ist. Seine Anwältin Alice König (Anja Kling) und Zlatkos Mutter Dunja (Anica Dobra) stricken derweil an ihren eigenen Auswegen aus der verfahrenen Situation ...
Frauen-Gang im Mittelpunkt
"Der Millionen Raub" ist ein ungewöhnlicher ZDF-Krimi. Der starke Spannungsbogen mit skurriler Note könnte es gut und gerne mit aufwendiger produzierten Bankraub-Filmen aufnehmen. Statt der Aufklärung eines Kriminalfalls stehen in dem prominent besetzten ZDF-Film allerdings die Folgen für die Täter und deren Angehörigen im Zentrum. Dass es dabei vor allem um die Frauen geht, war für Darstellerin Anica Dobra eine besondere Freude, wie sie im Interview verrät: "Lars Becker bewegt sich in seinen Filmen immer in verschiedenen sozialen Umfeldern. Das Thema hat ihn schon interessiert, bevor es politisch korrekt wurde." Diesmal habe er sich auf "Frauen in einem gewissen Alter" fokussiert: "Es geht um Mütter, die noch verrückter sind als ihre Söhne. Deshalb sind die Söhne, wie sie sind: weil die Mütter Temperament haben! Und noch was ist besonders: es handelt sich nicht nur um zwei Mütter, sondern um eine ganze Frauen-Gang!"
Dobra selbst spielt in der Geschichte zwar eine Schlüsselrolle, die größten Textanteile liegen allerdings bei anderen Figuren. Für die gebürtige Serbin ist das kein Problem: "Es geht mir nicht um die Drehtage oder darum, dass es eine möglichst große Rolle ist", erklärt sie: "Eine gute Rolle ist nicht eindimensional. Die Rolle kann klein sein, aber sie muss einen Bogen oder eine unerwartete Entwicklung haben." Die Wäscherin aus "Der Millionen Raub" erfüllt diese Eigenschaften definitiv.
Das Original zu diesem Beitrag "Ungewöhnlicher ZDF-Krimi: So gut ist "Der Millionen Raub"" stammt von "Teleschau".