Schwer zu sagen, was Schlimmer war: Der sportliche Offenbarungseid der Spieler von 1860 München, die besorgniserregende Hilflosigkeit der Verantwortlichen oder die ungezügelte Wut der Anhänger, die gefährliche Gegenstände auf das Spielfeld warfen und damit eine Spielunterbrechung erzwangen. Fest steht nur: Mit dem 0:2 sind die Löwen endgültig in der Drittklassigkeit angekommen. Das ist eine Katastrophe für diesen Traditionsverein, der seit 2004 ununterbrochen in der 2. Bundesliga spielt und sich gestern vor über 60.000 Fans in der Allianz Arena und weiteren 3,76 Millionen Fußballfans (Rekord!) live im Ersten in seine Einzelheiten zerlegt.
Schiedsrichter Daniel Siebert muss die Begegnung zwischen 1860 München und Jahn Regensburg in der 81. Minute beim Stand von 0:2, nachdem aus dem 1860-Block hinter dem Gäste-Tor kontinuierlich Sitzschalen und Stangen auf den Rasen geworfen werden, für gut 15 Minuten unterbrechen. Zynisch könnte man unken: in über 90 Minuten waren dies die gefährlichsten Momente für Gästekeeper Philipp Pentke. Doch die Lage ist ernst und kurz vor der Eskalation. Kommentator Tom Bartel versucht die Ausschreitungen für das TV-Publikum zusammenzufassen: "Wenn Menschen kiloschwere Gegenstände aufs Feld werfen, haben sie einen Dachschaden, oder sind kriminell." Die Kameras der ARD fangen erschreckende Bilder eines aufgebrachten Mobs ein, minutenlang sieht das Fernsehpublikum Gegenstände durch die Luft fliegen. Erst nachdem das Spiel fortgesetzt wird und der Abstieg kurz nach 20 Uhr für die Löwen besiegelt ist, verzichtet das Erste auf weiteren Kurven-Voyeurismus.
TV-Gelder im Unterhaus
Ein Schock für alle Anhänger von 1860, ein Segen für die restliche 2. Bundesliga. Durch die Verteilung der Fernsehgelder bedeutet der Abstieg der finanzstarken Löwen mehr Geld für einige Zweitligisten. Die Münchner belegten vor der Saison mit Transferausgaben von 9,35 Millionen Euro nach 2. Liga-Meister VfB Stuttgart den zweiten Platz in der Einkaufstabelle und auch im TV-Ranking waren sie mit 6,5 Millionen Euro gut ausgestattet. Die zweithöchste Spielklasse Deutschlands wird um einen Bigplayer erleichtert.
Da in finanzieller Hinsicht ein kleiner Verein wie Jahn Regensburg nachrückt und im Gesamtranking der TV-Gelder auf Platz 17 einsteigt, werden an einige Vereine im Fußballunterhaus prozentual mehr Gelder ausgeschüttet. Aktuell belegen der FC Ingolstadt, SV Darmstadt 98, Eintracht Braunschweig, der 1.FC Nürnberg und der 1.FC Union Berlin die ersten fünf Plätze in der Fernsehgeldtabelle. Dass diesen Vereinen durch den Abstieg von 1860 München mehr Geld winkt, liegt an dem Verteilschlüssel der nationalen Medienerlöse. Dieser beinhaltet eine Fünf-Jahres-Wertung (Säule "Bestand"), bei der Jahn Regensburg gegenüber 1860 niedriger eingestuft wird. Durch eine garantierte Rekordsumme zur Saison 2017/18 von Fernsehgeldern in Höhe von fünf Millionen Euro, nach bisher 1,8 Millionen, können einige Zweitligisten nun mit durchaus beachtlichen Mehreinnahmen rechnen. Wie hoch diese genau sind, werden die Finanzexperten der Vereine in den kommenden Tagen ergründen müssen.
Da in finanzieller Hinsicht ein kleiner Verein wie Jahn Regensburg nachrückt und im Gesamtranking der TV-Gelder auf Platz 17 einsteigt, werden an einige Vereine im Fußballunterhaus prozentual mehr Gelder ausgeschüttet. Aktuell belegen der FC Ingolstadt, SV Darmstadt 98, Eintracht Braunschweig, der 1.FC Nürnberg und der 1.FC Union Berlin die ersten fünf Plätze in der Fernsehgeldtabelle. Dass diesen Vereinen durch den Abstieg von 1860 München mehr Geld winkt, liegt an dem Verteilschlüssel der nationalen Medienerlöse. Dieser beinhaltet eine Fünf-Jahres-Wertung (Säule "Bestand"), bei der Jahn Regensburg gegenüber 1860 niedriger eingestuft wird. Durch eine garantierte Rekordsumme zur Saison 2017/18 von Fernsehgeldern in Höhe von fünf Millionen Euro, nach bisher 1,8 Millionen, können einige Zweitligisten nun mit durchaus beachtlichen Mehreinnahmen rechnen. Wie hoch diese genau sind, werden die Finanzexperten der Vereine in den kommenden Tagen ergründen müssen.
Und was wird aus 1860 München? Der große Ausverkauf droht
Der Sturz des TSV 1860 München in die 3. Liga wird den Verein brachial treffen. Zwar bleibt der finanzstarke Scheich Hasan Ismaik den Löwen erhalten, doch was die verheerende Transferbilanz der vergangenen Saison vor allem beweist, ist: Geld schießt keine Tore und verhindert auch keine. Was die blau-weißen Münchner für die Zukunft brauchen, ist eine Mannschaft, denn die stand schon lange nicht mehr auf dem Platz.
Doch das wird schwer. Nur sechs Spieler aus dem fünftwertvollsten Zweitliga-Kader der vergangenen Spielzeit besitzen einen gültigen Vertrag für die 3. Liga - der Rest könnte ablösefrei gehen, die Drittliga-Saison indes beginnt bereits am 21. Juli. Nach den Abgängen von Geschäftsführer Ian Ayre und dem Klubpräsidenten Peter Cassalette gleichen die Löwen einem Trümmerhaufen. Das Statement des Vereins nach der Pleite spricht Bände:
"Unsere erste Aufgabe ist es jetzt, einen konkreten Plan für die Zukunft zu machen. Mit dem Fall Dritte Liga haben wir uns bereits befasst. Jetzt werden wir uns die notwendige Zeit nehmen, um diese Pläne in Ruhe durchzugehen und alle Optionen sorgfältig zu prüfen. Bis dahin werden von uns keine weiteren Stellungnahmen erfolgen. Wir bitten um Verständnis, dass wir unseren Plan erst dann kommunizieren, wenn unseren Fans eine klare Botschaft mit auf den Weg geben können, wie es in der Dritten Liga weitergeht."
Dem Vernehmen nach benötigt 1860 für den Erhalt der Drittliga-Lizenz bis Ende der Woche eine Finanzspritze in Höhe von rund 20 Millionen Euro. Vom Investor? Große Teile der Anhängerschaft sprechen sich für einen kompletten Neustart ohne Ismaik im Amateurbereich aus. Denn der Hiobsbotschaften nicht genug, bedeutet der Abstieg der Profis, dass die zweite Mannschaft gemäß der DFB-Statuten fortan in der fünftklassigen Bayernliga gemeldet wird. Die U19 und die U17 von 1860 München sind in dieser Saison ebenfalls sportlich abgestiegen.
Was also am Schlimmsten wiegt nach dem gestrigen Abend, lässt sich auch heute längst noch nicht beurteilen.
Autor: Steven Sowa
Doch das wird schwer. Nur sechs Spieler aus dem fünftwertvollsten Zweitliga-Kader der vergangenen Spielzeit besitzen einen gültigen Vertrag für die 3. Liga - der Rest könnte ablösefrei gehen, die Drittliga-Saison indes beginnt bereits am 21. Juli. Nach den Abgängen von Geschäftsführer Ian Ayre und dem Klubpräsidenten Peter Cassalette gleichen die Löwen einem Trümmerhaufen. Das Statement des Vereins nach der Pleite spricht Bände:
"Unsere erste Aufgabe ist es jetzt, einen konkreten Plan für die Zukunft zu machen. Mit dem Fall Dritte Liga haben wir uns bereits befasst. Jetzt werden wir uns die notwendige Zeit nehmen, um diese Pläne in Ruhe durchzugehen und alle Optionen sorgfältig zu prüfen. Bis dahin werden von uns keine weiteren Stellungnahmen erfolgen. Wir bitten um Verständnis, dass wir unseren Plan erst dann kommunizieren, wenn unseren Fans eine klare Botschaft mit auf den Weg geben können, wie es in der Dritten Liga weitergeht."
Dem Vernehmen nach benötigt 1860 für den Erhalt der Drittliga-Lizenz bis Ende der Woche eine Finanzspritze in Höhe von rund 20 Millionen Euro. Vom Investor? Große Teile der Anhängerschaft sprechen sich für einen kompletten Neustart ohne Ismaik im Amateurbereich aus. Denn der Hiobsbotschaften nicht genug, bedeutet der Abstieg der Profis, dass die zweite Mannschaft gemäß der DFB-Statuten fortan in der fünftklassigen Bayernliga gemeldet wird. Die U19 und die U17 von 1860 München sind in dieser Saison ebenfalls sportlich abgestiegen.
Was also am Schlimmsten wiegt nach dem gestrigen Abend, lässt sich auch heute längst noch nicht beurteilen.
Autor: Steven Sowa