Zu den Feiertagen bieten sich Festtagsspezialsendungen im TV gerne an. Insbesondere wenn eine Show verlässlich Quotenerfolge holt. Die letzten Jahre hat sich "The Masked Singer" zum neuen Unterhaltungstitanen des deutschen Fernsehens hochgearbeitet. Erstmals zeigte ProSieben deshalb am 26. Dezember 2021 eine Weihnachtsausgabe: "The Masked Singer – Die rätselhafte Weihnachtsshow". Und man holte auch hiermit Traumquoten: Ein Marktanteil von 12,7 Prozent wurde erreicht, trotz "Tatort"-Konkurrenz.
Drei Promis wurden exklusiv in dieser Sendung demaskiert, sie versteckten sich unter dem Rentier, der Gans und dem Geschenk. Die Jury bildeten "Masked Singer"-Urgesteine Ruth Moschner und Rea Garvey, gemeinsam mit Andrea Sawatzki, die schon selbst in der letzten Staffel als Kandidatin teilnahm. Also alles perfekt oder? Leider nein. Denn die "Masked Singer"-Weihnachtsshow war kaum festlich und dafür vor allem eins: extrem langweilig.
Lahme Gäste machen es viel zu einfach
Die Qualität von "The Masked Singer" steht und fällt mit dem Ratespiel um die Promis. Natürlich sind da immer auch mal Kandidaten bei, die leichter oder schwerer zu erkennen sind. Dieses Mal war es aber wirklich keine Herausforderung, zu hören, dass sich unter dem Rentier der Moderator Steven Gätjen und unter der Gans die Sängerin Yvonne Catterfeld verstecken. Schon nach den ersten paar Tönen wusste so gut wie jeder Bescheid. Auf Twitter hatten hunderte Mitkommentierende das Rätsel vor dem ersten Werbeblock gelöst. Die Jury stellte sich derweil selten blöde an und riet sich die kuriosesten Namen zusammen. Das war weniger lustig und mehr frustrierend.
Nur Mickie Krause als Geschenk hatten nicht sofort alle Zuschauer raus – was wohl daran lag, dass er hier vernünftig sang, statt seinen bekannten Ballermann-Modus abzuspulen. Er war fraglos das Highlight der Sendung, doch wie so oft bei "The Masked Singer" gewinnt am Ende nicht der überraschendste Gast oder der, der für die meiste Spannung sorgt, sondern schlicht der beste Sänger. So wurde Yvonne Catterfeld gekrönt. Aber – und das ist das größte Problem der Weihnachtsshow gewesen – nicht von den TV-Zuschauern.
Nur live ist live: "Masked Singer"-Special vorab aufgezeichnet
Damit die Promis an Weihnachten kein Versteckspiel vor ihrer Verwandtschaft machen müssen, wurde das Weihnachtsspecial schon vor mehreren Wochen aufgezeichnet (und war deshalb auch um 22:15 Uhr ungewöhnlich pünktlich vorbei). Natürlich beeinträchtigte diese Entscheidung das Abstimmungsverhalten: Statt Telefonvoting entschieden nicht die Zuschauer zu Hause, sondern das Publikum im Studio. Und damit wurde das spannendste Element der Sendung entfernt: Vor der Glotze hatte niemand einen Einfluss darauf, wie diese Sendung ausgeht. Nimmt man einer Live-Show das Live-Element, ist sie nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Selbst für die Zuschauer im Saal war diese Entscheidung eher wenig befriedigend. Damit niemand, der bei "The Masked Singer – Die rätselhafte Weihnachtsshow" im Publikum saß, im Vorfeld verraten konnte, wer unter den Masken steckte, mussten die Zuschauer für die Demaskierung der drei Promis den Saal verlassen – und bekamen so selbst das Ende nicht zu sehen.
Der einzige Eindruck, den das erweckt: Von weiteren Specials sollte ProSieben in Zukunft entweder absehen oder sich vorher klar darüber werden, was ihre Show eigentlich so besonders macht. Immerhin: Die nächste Ausgabe steht schon in den Startlöchern: Am 6. Januar 2022 startet die erste Folge der Ableger-Show "The Masked Dancer". Hoffentlich kann die mehr überzeugen.