Als die langjährigen "Tatort"-Kommissare Lürsen und Stedefreund, gespielt von Oliver Mommsen und Sabine Postel, im April 2019 nach 39 Fällen ihren Dienst quittierten, war der Unmut bei vielen fans groß. Schließlich gehört das Duo zu einem beliebten Ermittlerteam. Nach einigem Hin und Her kam schließlich das neue "Tatort"-Team zusammen, das auf den ersten Blick so ungewönhlich wie spannend wirkt: Dar Salim, bekannt als Qotho in "Game of Thrones", Jasna Fritzi Bauer und eine alte Bekannte: Luise Wolfram. Die spielte die BKA-Kollegin Linda Selb schon in früheren "Tatort"-Filmen. Jetzt feiert das Team an Pfingstmontag sein Debüt mit "Neugeboren".
"Tatort: Neugeboren": Schnellcheck und Inhalt
Das neue Team besteht aus drei absolut unterschiedlichen Charakteren: Bauer spielt Liv Moormann, die ambitionierte Neue im Kommissariat, Salim spielt den Dänen Mads Andersen, der eigentlich beim dänischen Geheimdienst arbeitet und der Bremer Polizei eher zufällig bei dem auftretenden Mordfall hilft und Linda Selb kennen "Tatort"-Zuschauer ja bereits, aber warum eine BKA-Beamtin den Beiden bei einem lokalen Mordfall helfen soll, ist ihnen natürlich nicht sofort klar.
Die Leiche eines jungen Mannes wird gefunden und es stellt sich schnell raus, dass der vermutete Suizid keiner ist. Fast zeitgleich wird einer Frau ihr Neugeborenes entwendet. Die drei Ermittler hängen sich rein, müssen aber selbst erst einmal zusammenfinden. Das gibt diesem ersten "Tatort" eine ganz besondere Dynamik.
Auch wenn es immer noch ein Sonntagabendkrimi ist, bringt die schräge Konstellation etwas Leichtigkeit in den düsteren ersten Fall des neuen Teams. Bauer hat bei aller Ernsthaftigkeit immer auch etwas Augenzwinkerndes an sich und dass das Team so unterschiedlich ist, sorgt für ein wohliges Gefühl des herzhaft Unangenehmen. So wandert der Film zwischen brutal ernstem Kriminalfall und manch amüsanter Spitze auf einem Grat, der nicht jedem gefallen muss. Regie und Machart lassen den Film aber nie ins Alberne abrutschen. Im Bremer Drogenmilieu gibt es nix zu lachen und im Großen und Ganzen ist "Neugeboren" ein fieser Krimi mit düsterem Hintergrund. Genau da könnten vor allem Fans des klassischen Bremer "Tatorts" ihren Spaß haben.
Fast wie früher?
Die schlimmen Schicksale, die Entführung eines Babys und das alles in hohen Häuserschluchten eines sozialen Brennpunktes in Bremen. Das neue Team beginnt den ersten Fall mit dem, was die besten Fälle der alten Ermittler schon immer konnten: Die Stadt von einer düsteren Seite zeigen. Eine Stadt, die schön, touristisch und lebenswert ist, hat gleichzeitig auch Stadtteile, in denen Armut und Kriminalität sichtbar werden.
Im Pflege-Tatortfilm "Im toten Winkel" kam das genauso raus wie bei "Brüder" von 2014, der sich mit Clan-Kriminalität auseinandersetzte. Ein Thema, das in Bremen nicht von der Hand zu weisen ist. Die Armut und die zerbrochenen Lebensläufe, die in "Neugeboren" thematisiert werden, setzen fort, was früher die Pluspunkte der Bremer "Tatorte" war: echte Probleme des Stadtstaates in kaltem Krimi-Gewand. Den Trailer findet ihr unten.
"Tatort: Neugeboren" läuft an Pfingstmontag, 20.15 Uhr, im Ersten.