Es ist nicht alltäglich, dass die Sendung in Deutschland mit den stärksten TV-Quoten neue Gesichter bekommt: Die 20-Uhr-Tagesschau hat seit Januar 2021 zwei neue Sprecherinnen und Sprecher, da unter anderem Jan Hofer und Linda Zervakis die Sendung verließen. Julia Niharika-Sen und Constantin Schreiber traten vor knapp zwei Jahren ihren Dienst an, beide waren bei der ARD bereits bekannte Gesichter. Unser Porträt zu Niharika-Sen findet ihr hier. Aber wer ist Constantin Schreiber?
Korrespondent und Brückenbauer
Vor seiner Karriere bei der Tagesschau war Schreiber Volontär und später Nahost-Korrespondent bei dem Auslandsrundfunk Deutsche Welle. Schreiber spricht arabisch. Dort arbeitete er in unter anderem in Dubai, Somalia und Nordostafrika, anschließend war er für das Auswärtige Amt tätig, wo er diverse Politikerinnen und Politiker beriet – danach wagte er den Sprung zum Buchautoren und ins TV.
Allerdings ging er zuerst nicht ins deutsche Fernsehen, sondern moderierte für den ägyptischen Fernsehsender ONTV ein Wissensmagazin, das bis heute besteht. In Ägypten aber auch in anderen Ländern des Nahen Ostens ist Schreiber durchaus ein bekanntes TV-Gesicht: der arabischsprechende Deutsche ist eine interessante Kombination.
Für n-tv arbeitete er ebenfalls als Moderator und produzierte unter anderem das Format "Marhaba – Ankommen in Deutschland", in dem verschiedene deutsche Rituale und kulturelle Eigenheiten in arabischer Sprache erklärt werden. Dafür gab es den Grimme-Preis. Neben seiner thematischen Auseinandersetzung mit dem Nahen Osten, war er ab 2017 in den Früh- und Nachmittagsausgaben der Tagesschau zu sehen und moderierte Formate im NDR.
Werke als Buchautor
Schreiber ist außerdem als Sachbuchautor tätig, veröffentlichte einen Titel zu ausländischen Investoren in Deutschland und brachte mit "1000 Peitschenhiebe", die gesammelten gelöschten Blogeinträge des Aktivisten Raif Badawi heraus.
Kontroverser wurden die darauffolgenden Werke von Schreiber aufgenommen. "Inside Islam – Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird" war nicht nur ein Sachbuch, bei dem Schreiber verschiedene Moscheen in Deutschland besucht, um sich mit deren Inhalten auseinanderzusetzen, sondern wurde durch die TV-Reihe "der moscheereport" auf tagesschau24 ergänzt. Schreiber kritisierte dabei Missstände in den deutschen Moscheen, wurde aber auch von verschiedenen Seiten für seine Herangehensweise kritisiert, die dem Thema nicht gerecht würde.
Beim Sachbuch "Kinder des Koran. Was muslimische Schüler lernen" fiel das Feedback ähnlich aus, beide Bücher waren ein großer kommerzieller Erfolg. In seinem ersten Roman 2021 "Die Kandidatin" erzählt er die Geschichte des Wahlkampfes einer muslimischen, feministischen Frau bei der Bundestagswahl als Politik-Thriller. Auch dafür gab es Lob und Kritik. Seit dem 4. Januar 2021 ist er regelmäßig in der 20-Uhr-Ausgabe der Tagesschau zu sehen.