"Die Russen ticken anders", sagt Natalia Belitski. Die Schauspielerin muss es wissen, sie ist selbst eine. Aber eben auch eine Deutsche, jedenfalls beschreibt sie ihren Termin beim russischen Konsulat in Berlin, wo sie gerade einen neuen Ausweis beantragt hat, als "Ausflug in eine andere Welt".
Sie war sieben, als die Familie Sankt Petersburg verließ, weil der Vater einem Forschungsauftrag nach Deutschland folgte - und blieb. Als Komsomolzin und Tochter des Direktors einer kasachischen Sowchose kehrte die Tochter kürzlich noch einmal in die Heimat zurück - im Aussiedlerdrama "Poka heißt Tschüss auf Russisch", das Ende August in der Reihe "Kleines Fernsehspiel" im ZDF zu sehen war. Eine Woche darauf zeigte die mittlerweile in Prenzlauer Berg leben de Schauspielerin im TV-Krimi "Lena Fauch", dass sie auch ganz wunderbar und vollkommen akzentfrei Deutsch spricht und spielt. Und in dieser Taktung wird es weitergehen.
Sie war sieben, als die Familie Sankt Petersburg verließ, weil der Vater einem Forschungsauftrag nach Deutschland folgte - und blieb. Als Komsomolzin und Tochter des Direktors einer kasachischen Sowchose kehrte die Tochter kürzlich noch einmal in die Heimat zurück - im Aussiedlerdrama "Poka heißt Tschüss auf Russisch", das Ende August in der Reihe "Kleines Fernsehspiel" im ZDF zu sehen war. Eine Woche darauf zeigte die mittlerweile in Prenzlauer Berg leben de Schauspielerin im TV-Krimi "Lena Fauch", dass sie auch ganz wunderbar und vollkommen akzentfrei Deutsch spricht und spielt. Und in dieser Taktung wird es weitergehen.
Eine Fülle an Rollen
Wer durch die Auftragsbücher der heimischen Produktionen blättert, könnte den Eindruck gewinnen, dass derzeit alle Filmkameras in Deutschland auf die 1,79 Meter große Brünette aus dem Osten ausgerichtet sind. Sie spielt neben Julia Jentsch und Sebastian Hülk im Kinothriller "Auf einmal" (Kinostart: 6.10.) oder im ZDFSittengemälde "Familie!" (10. und 12.10.) mit ebenso prominentem Cast: Jürgen Vogel, Iris Berben, Anna Maria Mühe.
Zunächst aber spielt Natalia Belitski die weibliche Hauptrolle in einer Romantic Comedy auf Sat.1 mit dem Titel "Undercover küsst man nicht" und auf RTL II eine Forensikerin, der nicht nur die Brutalität eines grausamen Verbrechens zu schaffen macht: Am Tatort des Zweiteilers "Neandertaler" findet sie - klar! - die DNA eines Urmenschen.
Zunächst aber spielt Natalia Belitski die weibliche Hauptrolle in einer Romantic Comedy auf Sat.1 mit dem Titel "Undercover küsst man nicht" und auf RTL II eine Forensikerin, der nicht nur die Brutalität eines grausamen Verbrechens zu schaffen macht: Am Tatort des Zweiteilers "Neandertaler" findet sie - klar! - die DNA eines Urmenschen.
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Schauspielerei statt Meeresbiologie
Was ist das für eine schräge Story? "Science-Fiction im Wortsinn - oder geht das nur mit Raumschiffen?", antwortet sie. "Es ist komplett fiktiv, könnte wahr sein. Tatsächlich wäre es wissenschaftlich möglich, die Urmenschen zu klonen, wenn man eine intakte DNA finden würde."
Überprüfen lässt sich das so schnell nicht, aber das Thema hat sie offensichtlich interessiert. Das liegt wohl in der Familie, die Belitskis sind allesamt Wissenschaftler, und auch für die junge Natalia war die Vorstellung, Meeresbiologin zu werden wie ihre Mutter, lange Zeit eine Alternative zur darstellenden Kunst. Zum Glück nahm eine engagierte Deutschlehrerin die Schülerin mit zum Amateurtheater, wo der Funke übersprang.
Seit der letzten Spielzeit ist die mittlerweile 32-Jährige nicht mehr festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin, hat aber noch drei laufende Stücke, unter anderem "Herbstsonate" - nach dem Film von Ingmar Bergman -, wo sie mit Corinna Harfouch und Fritzi Haberlandt auf der Bühne steht. Zukünftig hat Natalia Belitski ihre großen Auftritte im TV, wo ihre Saison erst beginnt: Gerade stand sie für eine ZDF-Herzkino-Romanze vor der Kamera, bereits im Frühjahr hat sie in einer Folge der zweiten "Schuld"-Staffel - nach Ferdinand von Schirach - mitgewirkt und in Niki Steins TV-Film "Big Manni". In der Groteske um die Flowtex Affäre, den wohl größten Wirtschaftskrimi der bundesdeutschen Geschichte, "habe ich einen wahren Karriere-Bluthund, eine geldgierige Machtfrau gespielt".
Ende dieses Monats stehen dann Dreharbeiten für einen Bremer "Tatort" an und danach die Literaturverfilmung "In Zeiten des abnehmenden Lichts". Matti Geschonneck verfilmt den viel gepriesenen Zeitroman von Eugen Ruge über drei Generationen in der DDR.
Überprüfen lässt sich das so schnell nicht, aber das Thema hat sie offensichtlich interessiert. Das liegt wohl in der Familie, die Belitskis sind allesamt Wissenschaftler, und auch für die junge Natalia war die Vorstellung, Meeresbiologin zu werden wie ihre Mutter, lange Zeit eine Alternative zur darstellenden Kunst. Zum Glück nahm eine engagierte Deutschlehrerin die Schülerin mit zum Amateurtheater, wo der Funke übersprang.
Seit der letzten Spielzeit ist die mittlerweile 32-Jährige nicht mehr festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin, hat aber noch drei laufende Stücke, unter anderem "Herbstsonate" - nach dem Film von Ingmar Bergman -, wo sie mit Corinna Harfouch und Fritzi Haberlandt auf der Bühne steht. Zukünftig hat Natalia Belitski ihre großen Auftritte im TV, wo ihre Saison erst beginnt: Gerade stand sie für eine ZDF-Herzkino-Romanze vor der Kamera, bereits im Frühjahr hat sie in einer Folge der zweiten "Schuld"-Staffel - nach Ferdinand von Schirach - mitgewirkt und in Niki Steins TV-Film "Big Manni". In der Groteske um die Flowtex Affäre, den wohl größten Wirtschaftskrimi der bundesdeutschen Geschichte, "habe ich einen wahren Karriere-Bluthund, eine geldgierige Machtfrau gespielt".
Ende dieses Monats stehen dann Dreharbeiten für einen Bremer "Tatort" an und danach die Literaturverfilmung "In Zeiten des abnehmenden Lichts". Matti Geschonneck verfilmt den viel gepriesenen Zeitroman von Eugen Ruge über drei Generationen in der DDR.
Wahrhaftigkeit entdecken lautet die Devise
Eine gewisse Mitschuld daran, dass Natalia Belitski derzeit über all dabei ist, trägt Oliver Berben. Der Produzent hatte sie bei einer Preview der Sat.1-Komödie gesehen und für gleich drei Projekte verpflichtet. Bislang beinhaltet das Portfolio der Belitski zu meist selbstständige, anpackende Typen - wo bitte bleibt die russische Seele, die Melancholie? "Ich habe mich eigentlich immer eher im Drama gesehen, nie in Komödien", wundert sie sich selbst amüsiert. "Ich habe wirklich Lust, mir mal psychodramatisch die Zähne auszubeißen an einer Rolle."
Ansonsten ist es weniger ein bestimmter Charakter als eine Art zu arbeiten, die sie gern erleben würde. Nicht heute das Ende und am folgenden Tag den Anfang einer Story zu spielen, wie es Drehpläne oft erfordern, sondern chronologisch eine Figur zu durchleben und dadurch eine andere Wahrhaftigkeit zu entdecken. "Mich interessiert der Moment, wenn man hundertprozentig ist, was man spielt, und die Kameras, das Licht, die ganze Verabredung komplett ausblendet."
Das gelingt nicht immer und nicht jedem. Auf der Bühne des Deutschen Theaters hat sie diesbezüglich Nina Hoss fasziniert, mit der sie Tschechows "Kirschgarten" gespielt hat. "Wenn ich nicht auf der Bühne war, habe ich von der Seite geschaut, wie sie in einer Szene gegen die Tränen ankämpft." Ein "magic moment", wie ihn Natalia Belitski selbst mit Spielpartner Jürgen Vogel beim Dreh zu "Familie!" erlebte.
"Das war unser erster Drehtag, aber wir waren so beieinander, dass man alles andere ausgeschaltet und den Wind gespürt hat. Ich habe das geatmet und den Moment so krass gelebt." Und wenn mal nichts ist? "Ich war in der Cate-Blanchett-Ausstellung ("Manifesto", noch bis 18.9. im Hamburger Bahnhof in Berlin), mache Yoga, spiele Klavier."
Was denn? "Chopin, Préludes". Holla, aber sie hat ja schon mit vier die Klavierschule besucht, in Sankt Petersburg. Russen ticken eben anders.
Heiko Schulze
Ansonsten ist es weniger ein bestimmter Charakter als eine Art zu arbeiten, die sie gern erleben würde. Nicht heute das Ende und am folgenden Tag den Anfang einer Story zu spielen, wie es Drehpläne oft erfordern, sondern chronologisch eine Figur zu durchleben und dadurch eine andere Wahrhaftigkeit zu entdecken. "Mich interessiert der Moment, wenn man hundertprozentig ist, was man spielt, und die Kameras, das Licht, die ganze Verabredung komplett ausblendet."
Das gelingt nicht immer und nicht jedem. Auf der Bühne des Deutschen Theaters hat sie diesbezüglich Nina Hoss fasziniert, mit der sie Tschechows "Kirschgarten" gespielt hat. "Wenn ich nicht auf der Bühne war, habe ich von der Seite geschaut, wie sie in einer Szene gegen die Tränen ankämpft." Ein "magic moment", wie ihn Natalia Belitski selbst mit Spielpartner Jürgen Vogel beim Dreh zu "Familie!" erlebte.
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Heiko Schulze