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Sat.1 zog den Stecker: 1996 kam es zu einem deutschen TV-Skandal

Margarethe Schreinemakers
Margarethe Schreinemakers in ihrer eigenen Live-Sendung. IMAGO / teutopress

Margarethe Schreinemakers, hatte mit "Schreinemakers Live" auf Sat.1 eine der quotenstärksten Sendungen ihrer Zeit, bis zum Sommer 1996, als ihre Live-Übertragung gestoppt wurde.

Margarethe Schreinemakers wurde bekannt für die "Aktuelle Stunde", die sie seit 1984 im WDR moderierte. Später wurde sie Co-Moderatorin in der "NDR Talkshow", bevor sie dann 1992 zum Privatsender Sat.1 wechselte. "Schreinemakers Live" wurde zu einer der quotenstärksten Sendungen ihrer Zeit und mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem Bambi und der Goldenen Kamera. Die beliebte Sendung hatte zahlreiche bekannte Gäste, die von Schreinemakers interviewt wurden.

1996 berichteten Medien über angebliche Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung gegen Schreinemakers. Die vermutet dahinter einen Racheplan und will Stellung beziehen, doch ihre Live-Sendung vom 22. August 1996 wird abgebrochen.

Schreinemakers Live: Sat.1 stoppte die Live-Ausstrahlung

Hinter der Berichterstattung über die angebliche Steuerhinterziehung vermutete Schreinemakers damals eine Racheaktion des damaligen Finanzministers Theo Waigel. Dessen Frau war zuvor zu Gast in der Sendung und sprach über die kürzlich stattgefundene Scheidung von ihrem Mann. Schreinemakers kündigte an, in der kommenden Ausstrahlung zu den Vorwürfen selbst Stellung zu nehmen. Sat.1 als Sender lehnte dies jedoch ab und wollte eine schriftliche Unterlassungserklärung der Moderatorin. Sie kam dieser Bitte nicht nach und ignorierte die Ankündigung, ihre Live-Sendung würde abgebrochen werden, sollte sie auf das Thema zu sprechen kommen.

Am 22. August 1996 startete die Sendung ganz normal, doch als die Moderatorin dazu ausholte auf die Steuerhinterziehung zu sprechen zu kommen, brach Sat.1 die Übertragung ab. Nach einem Standbild schaltete der Sender in die Nachrichtenzentrale nach Berlin, wo Ulrich Meyer den Abbruch durch Verlesen einer Erklärung des Senders einordnete. Sat.1 hatte sich zum Abbruch entschlossen, weil er Schreinemakers kein Forum für ihre privaten Themen bieten wollte. Die Entscheidung wurde auch mit dem Pressekodex begründet, dass Journalist*innen ihr Medium nicht zu eigenen Zwecken nutzen sollten. Auch nach der Unterbrechung hielt der Sender an "Schreinemakers Live" fest. Die Show konnte jedoch nicht an die früheren Einschaltquoten anknüpfen. Nach der Absetzung moderierte sie "Ein Herz für Kinder" in der ARD und schließlich "Big Diet" bei RTLZWEI. Die Ermittlungen gegen Schreinemakers wegen Steuerhinterziehung wurden 1998 eingestellt.

Der Skandal um Margarethe Schreinemakers bleibt ein bemerkenswertes Kapitel in der Geschichte des deutschen Fernsehens und bleibt mit seiner Begründung bis heute einzigartig.