Als hätten Kommissare und andere Ermittler im Fernsehen nicht schon genug Macken. "Professor T." legt jetzt noch einen drauf. Matthias Matschke spielt einen genialischen Akademiker, der psychologische Kriminologie lehrt und mit unausstehlicher Arroganz, irren Zwangsneurosen und Ansteckungsphobien Studenten, Verbrechensopfer und Polizei gleichermaßen vor den Kopf stößt. Drehbuchautor Benjamin Braeunlich hat die Serie, die im Original aus Belgien stammt und bei der letztjährigen TV-Messe MIPCOM bei Fernsehmachern aus aller Welt für Furore sorgte, im Auftrag des ZDF adaptiert. Zunächst für vier Folgen.
Sind Ticks mittlerweile spannender als Verbrechen?
Benjamin Braeunlich: Auf keinen Fall. Ambivalente Hauptfiguren, die uns durch das Verbrechen führen, dagegen schon. Für uns war es wichtig, eine Serie zu machen, die einerseits eine Leichtigkeit mit sich bringt, die es in der Form bei deutschen Krimiformaten nicht gibt, aber auch eine emotionale Tiefe.
Wie nah sind Sie am Original?
Im Kern sind wir dem Original treu geblieben. Eine Adaption ist eine Neuinterpretation, dabei haben wir dem Ganzen eine neue Seele gegeben.
Was mussten Sie machen, damit es ins ZDF passt?
Abgesehen davon, dass wir pro Folge zehn Minuten länger sind als die Belgier, ging es um die Frage, wie brutal man erzählen darf, um nicht zu düster zu werden. Ich finde, wir sind schon an eine Grenze gegangen, die sehr mutig ist.
Und weiter?
Es gab viele Detailanmerkungen bezüglich der Krimihandlung. Was kann man ein bisschen schneller, was noch spannender machen? Da ist das deutsche Fernsehen unglaublich geschult. Das belgische Original ist krimitechnisch an vielen Punkten nicht so klug.
Aber kunstvoller und skurriler.
Ja, es hat weniger realistischen Bezug. Die haben - was ich auch ganz toll finde - Tanz- und Gesangsszenen drin. Die sind viel verrückter. Wir sind geradliniger, puristischer, aber auch durchdachter.
Warum hinken deutsche Produktionen in Sachen Originalität dem Ausland hinterher?
Bei uns geht man gern auf Nummer sicher. Es gibt nicht viele Redakteure, die wie in unserem Fall wirklich Mut haben, besondere Geschichten auf eine besondere und neue Art zu erzählen. Stellt sich die Frage, ob das Fernsehen so etwas überhaupt muss. Es gibt ja noch das Kino - wo das allerdings auch nicht funktioniert. Hmmh, vielleicht liegt es auch ein bisschen am Zuschauer?
Die konventionelle Erzählweise wird in der Branche auch mit "ZDFig" beschrieben.
Ich würde das gar nicht so abwertend sagen, wir haben ein sehr gutes deutsches Fernsehen. Viele wissen gar nicht, was in Frankreich, Italien, teilweise sogar in England und in Skandinavien so läuft. Natürlich gibt es da auch sehr hochwertige Produktionen, aber die haben wir auch.
Wie den "Tatort", für den Sie auch schon gearbeitet haben?
Genau, da geht es weniger darum, ein Format zu bedienen. Da ist die künstlerische Linie mehr gefragt als anderswo. Aber wir haben auch die zumeist ganz wunderbaren Mittwochs- und Montagsfilme.
Samstag ist dagegen ein schwieriger Abend, oder?
Ich hoffe, dass es für "Professor T." und im Besonderen für Matthias Matschke ein guter
Abend wird. Er hat die schwierige Aufgabe, dem Vorbild zu entsprechen und ihm noch
mal einen neuen Twist zu geben, großartig gemeistert.
Sie drehen mit Dominik Graf bald einen weiteren Krimi?
Nein, mit Graf mache ich gerade einen Politthriller fürs Kino. Da denkt man über Szenen
ganz anders nach, und ist auch kompromissloser.
Interview: Heiko Schulze
Benjamin Braeunlich: Auf keinen Fall. Ambivalente Hauptfiguren, die uns durch das Verbrechen führen, dagegen schon. Für uns war es wichtig, eine Serie zu machen, die einerseits eine Leichtigkeit mit sich bringt, die es in der Form bei deutschen Krimiformaten nicht gibt, aber auch eine emotionale Tiefe.
Wie nah sind Sie am Original?
Im Kern sind wir dem Original treu geblieben. Eine Adaption ist eine Neuinterpretation, dabei haben wir dem Ganzen eine neue Seele gegeben.
Was mussten Sie machen, damit es ins ZDF passt?
Abgesehen davon, dass wir pro Folge zehn Minuten länger sind als die Belgier, ging es um die Frage, wie brutal man erzählen darf, um nicht zu düster zu werden. Ich finde, wir sind schon an eine Grenze gegangen, die sehr mutig ist.
Und weiter?
Es gab viele Detailanmerkungen bezüglich der Krimihandlung. Was kann man ein bisschen schneller, was noch spannender machen? Da ist das deutsche Fernsehen unglaublich geschult. Das belgische Original ist krimitechnisch an vielen Punkten nicht so klug.
Aber kunstvoller und skurriler.
Ja, es hat weniger realistischen Bezug. Die haben - was ich auch ganz toll finde - Tanz- und Gesangsszenen drin. Die sind viel verrückter. Wir sind geradliniger, puristischer, aber auch durchdachter.
Warum hinken deutsche Produktionen in Sachen Originalität dem Ausland hinterher?
Bei uns geht man gern auf Nummer sicher. Es gibt nicht viele Redakteure, die wie in unserem Fall wirklich Mut haben, besondere Geschichten auf eine besondere und neue Art zu erzählen. Stellt sich die Frage, ob das Fernsehen so etwas überhaupt muss. Es gibt ja noch das Kino - wo das allerdings auch nicht funktioniert. Hmmh, vielleicht liegt es auch ein bisschen am Zuschauer?
Die konventionelle Erzählweise wird in der Branche auch mit "ZDFig" beschrieben.
Ich würde das gar nicht so abwertend sagen, wir haben ein sehr gutes deutsches Fernsehen. Viele wissen gar nicht, was in Frankreich, Italien, teilweise sogar in England und in Skandinavien so läuft. Natürlich gibt es da auch sehr hochwertige Produktionen, aber die haben wir auch.
Wie den "Tatort", für den Sie auch schon gearbeitet haben?
Genau, da geht es weniger darum, ein Format zu bedienen. Da ist die künstlerische Linie mehr gefragt als anderswo. Aber wir haben auch die zumeist ganz wunderbaren Mittwochs- und Montagsfilme.
Samstag ist dagegen ein schwieriger Abend, oder?
Ich hoffe, dass es für "Professor T." und im Besonderen für Matthias Matschke ein guter
Abend wird. Er hat die schwierige Aufgabe, dem Vorbild zu entsprechen und ihm noch
mal einen neuen Twist zu geben, großartig gemeistert.
Sie drehen mit Dominik Graf bald einen weiteren Krimi?
Nein, mit Graf mache ich gerade einen Politthriller fürs Kino. Da denkt man über Szenen
ganz anders nach, und ist auch kompromissloser.
Interview: Heiko Schulze