Frauenverbände und Gleichstellungsbeauftragte beschwerten sich beim Rundfunkrat. Dieser ist bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten das oberste Gremium der Programmkontrolle. Seine Reaktion: Die Beschwerde zwar zurückweisen aber gleichzeitig die Empfehlung aussprechen, die Sendung nicht mehr auszuspielen. Und wie sollte es anders sein? Die Ausgabe der Plasberg-Talkshow wurde aus den Archiven gelöscht. Sophia Thomalla, selbst Gast des Talks, prangerte dies in einem "Stern"-Artikel an und stieß damit eine berechtigte Diskussion an.

Der Sender zensiert sich damit nämlich selbst, ohne den Zuschauern die Möglichkeit zu lassen, sich eigenständig ein Urteil darüber zu bilden, ob dieser Beitrag unseriös sei oder nicht. Da fragt man sich: Was habt ihr euch dabei gedacht, liebe ARD? Wo bleibt da unser Artikel 5 des Grundgesetzes, der die Presse- und Meinungsfreiheit beschreibt? Ein Beitrag zur Geschlechterdebatte wird wohl kaum gegen freiheitlich demokratische Grundgesetze verstoßen.

Zugegeben: Der Talk war (mal wieder) polemisch und mitunter mehr persönlich als sachlich. FDP-Politiker Wolfgang Kubicki und Grünen-Vorsitzender Anton Hofreiter liefern sich ein scharfzüngiges Scharmützel, bei dem Kubicki vor allem durch Vorurteile auffällt: Hofreiter sehe mit seiner Frisur ja auch schon "gendermäßig" aus. Plasberg fand diese Diskussion "wunderbar". Dass ihm der Rundfunkrat mit seiner (Empfehlungs)Entscheidung dermaßen über den Mund fährt, dürfte ihn also nicht sonderlich erfreuen.

Netzfeministin Anne Wizorek funkt ständig dazwischen und wirft die Vermutung in den Raum, die Töchter Kubickis hätten auch nur wegen ihrer Namen Karriere gemacht. Schauspielerin Sophia Thomalla ist gewohnt einsilbig und überzeugt, dass Frauen mit Köpfchen auch schön aussehen können. Für solch dezidierte Analysen wird die gebürtige Berlinerin eben gern eingeladen. Letztendlich noch Publizistin Birgitt Kelle, die zu folgender Meinung steht: "Männer und Frauen sind nun mal von Geburt an unterschiedlich und das darf gerne auch so bleiben."

Wie man sich vorstellen kann, setzt sich die Diskussion in bester Schlammschlacht-Manier fort. Grund genug, einen Beitrag zu entfernen und dem Publikum vorzuenthalten? Ruth Hieronymi, Vorsitzende des WDR-Rundfunkrats, hält das für "angemessen": Das Thema Gleichberechtigung sei nicht mit der notwendigen Ernsthaftigkeit behandelt worden. Für den deutschen Frauenrat ein Grund, kräftig zu jubeln. Sie haben bekommen, was sie wollten und glauben nun, mit ihrer Meinung recht zu haben.

Ein fader Beigeschmack allerdings bleibt, wie auch die Reaktionen im Netz bekräftigen. Dort wird die Debatte mit ordentlich Schlamm weitergeführt: Von dem Ziel, eine seriöse Diskussion über Gleichstellung zu führen, sind die Öffentlich-Rechtlichen nun weiter entfernt, als vorher. Aber vielleicht denken sie sich: Sollen die sich im Netz ruhig ordenlich bewerfen, wenigstens haben wir den Schlamm nicht mehr an der Backe. Die Frage bleibt also weiterhin: Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht, liebe ARD?

Dieses verflixte Internet vergisst aber auch nichts: Für alle, die sich als mündige Bürger fühlen und somit selbst eine Meinung bilden wollen, gibt es die Sendung von Plasberg unter dem folgenden Link:
>>> Nieder mit den Ampelmännchen Deutschland im Gleichheitswahn