Die junge Weißrussin Laila (Carina de Vroome) träumt von einem besseren Leben im Westen und landet in der Hölle. Als die Mutter eines kleines Sohnes in Amsterdam den versprochenen Saisonjob in der Gastronomie antreten will, landet sie stattdessen im Bordell, wo sie gefangen gehalten und zur Prostitution gezwungen wird.
Bei einem Fluchtversuch werden der verdeckte Ermittler Alex Pollack (Hannes Jaenicke) und sein holländischer Kollege Kommissar Bram de Groot (Fedja van Huêt) auf die Frau aufmerksam. Nach einigen Fehlschlägen gelingt es ihnen, die rebellische Laila als Informantin anzuwerben, um an die Hintermänner heranzukommen. Der Amsterdam-Krimi "Das Mädchen ohne Namen" läuft am Donnerstag um 20.15 Uhr im Ersten.
Amsterdam-Krimi: Komplexe, moderne Themen im Thriller-Genre
Die Reihe aus der Grachtenmetropole, die seit 2018 läuft, hat den Anspruch, gesellschaftliche und soziale Fehlentwicklungen aufzuzeigen. "Wir klären nicht, wie gewohnt, nach anfänglichem Leichenfund die dazugehörigen Morde auf, sondern erzählen komplexe, moderne Themen im Thriller-Genre", sagt Jaenicke im ARD-Pressetext.
Diesmal geht es also um das sensible Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution in einem Europa, in dem das Wohlstandsgefälle immer noch immens ist. Der Film konzentriert sich dabei ganz auf die junge Frau aus dem Osten, die sich einfach nicht mit ihrer Opferrolle abfinden will und mit vollem Risiko gegen ihre Peiniger aufbegehrt.
Laila wird zur Geliebten des Bordellchefs Jos Zwolsman (Mike Reus) und kommt so in die inneren Zirkel der Menschenhändler hinein. Als Informantin für die Polizei hat sie aber immer auch ihre eigenen Interessen im Blick: Sie will einfach nur zurück zu ihrer Familie.
Die junge niederländische Schauspielerin Carina de Vroome legt dabei eine beeindruckende Leistung hin. Ihr nimmt man die Hoffnung auf ein besseres Leben ebenso ab wie die eiskalte, illusionslose Raffinesse, mit der sie sich aus den Fängen der Menschenhändler befreien will.
Das traurige Schicksal der jungen Frau und etliche düstere, teils makabre Details dominieren diesen Krimi von Regisseur Ismail Sahin, und ein wenig vermisst man die Kontraste. Das gut aufgelegte niederländische Ermittlerteam und auch Protagonist Hannes Jaenicke bekommen aber leider viel zu wenig Gelegenheiten, mal einen Spruch zu machen oder ihre eigenen Befindlichkeiten zu artikulieren.
Und auch der Schauplatz Amsterdam bleibt weitgehend ungenutzt, bis auf die immergleichen Bilder aus dem Rotlichtbezirk. So wirkt diese Folge in der Tristesse bisweilen statisch, bleiern. Gesellschaftlich relevante Sujets im TV-Krimi abzuarbeiten, ist sicherlich wichtig, aber Dramaturgie und Spannung sollte man nicht vernachlässigen. Zum Schluss des düsteren Dramas spendiert Axel Pollack seinem Kollegen Bram de Groot einen Reisekatalog: Einfach mal Urlaub machen.