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RTLZWEI-Sendung

Abdelkarim über "Endlich Klartext": "Uns geht es nicht darum jemanden vorzuführen"

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Abdelkarim auf dem roten Teppich. Imago images, Montage: TVSPIELFILM

Erreicht die Politik die Bürger dieses Landes? Dieser Frage ging Abdelkarim bereits in der ersten Staffel seiner Sendung "Endlich Klartext" nach und brachte Politiker und Bürger an einen gemeinsamen Tisch. Dafür gab es nicht nur den Deutschen Fernsehpreis, sondern auch eine zweite Staffel von RTLZWEI. Wir haben mit Abdelkarim über seine Rolle als Vermittler gesprochen.

Wer sich in seine Sendung traut, kann die Floskeln direkt im Büro lassen: In "Endlich Klartext! Der große RTL ZWEI-Politiker-Check" bringt Abdelkarim Politiker unterschiedlicher Parteien und Bürger zusammen, um über die Folgen ihrer Politik und Probleme zu sprechen. Der Sozial-Check feiert nach drei Jahren das Comeback mit einer zweiten Staffel. 2017 flimmerte Abdelkarim zum ersten Mal mit "Endlich Klartext" über die Bildschirme - passend zur damaligen Bundestagswahl. In den neuen Ausgaben sind u.a. Jens Spahn (CDU), Kevin Kühnert (JuSo), Franziska Giffey (SPD) und Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) zu sehen. Die neuen Folgen starten am 18. Februar um 22:15 Uhr auf RTL ZWEI.

Abdelkarim im Interview

TVSPIELFILM.de: Worum geht es in der Sendung "Endlich Klartext"?

Abdelkarim: Ich entführe Politiker und Politikerinnen - es ist natürlich keine echte Entführung - und bringe sie zu den Menschen, die von den Entscheidungen der Politik direkt betroffen sind. Es ist doch so: Sehr oft sitzen die Politiker mit anderen Politikern oder Fachleuten in Talkshows und diskutieren über gesellschaftliche Themen. Das ist ja alles schön und gut, aber in "Endlich Klartext" gehen wir einen Schritt weiter und nehmen sie mit in das wahre Leben. Aus "denen da oben" wird bei uns ein Gespräch auf Augenhöhe.

Gab es Veränderungen zur ersten Staffel?

Die erste Staffel wurde kurz vor der Bundestagswahl gedreht, damals haben die Politiker ihre Parteien und die Themen vorgestellt. In der zweiten Staffel haben wir uns thematisch auf Sozialthemen festgelegt. Immer wieder kommen Alibidiskussionen dazu auf, aber andere Themen, mit denen man mehr Stimmen gewinnen kann, dominieren dann doch die Schlagzeilen. Viel zu viele Menschen kommen zu kurz und es war uns ein Anliegen, dass diese Themen jetzt auf den Tisch kommen.

Welches Feedback haben Sie zur Sendung bekommen?

Die erste Staffel kam sehr gut an. Wir hatten auch schon beim Drehen den Eindruck, dass es gut wird, aber es ist nach so einer Drehorgie schwierig, das objektiv zu bewerten. Deshalb hat es uns natürlich sehr gefreut, dass die Sendung auch von Außenstehenden so positiv aufgenommen wurde. Die Zuschauer fanden es schön, dass die Politiker wirklich mal raus mussten und es zu einem Gespräch mit den Menschen kam. Es geht uns nicht darum, Politiker zu bashen oder "Normalbürger" vorzuführen, sondern wirklich um die Sache.

Wie würden Sie Ihre Rolle in der Sendung beschreiben?

Ich bin der Jackenständer (lacht). Nee, ich bin der Moderator und führe durch das Gespräch. Im Idealfall habe ich wenig zu tun, weil wir zwei Experten haben: der Politiker vom Fach und die Person, die ihren Alltag und ihre Probleme kennt. Oft bin ich dann aber auch überfordert, weil es ab und an zu viel Fachsprache ist. Da greife ich ein und frage: "Könnt ihr mir das auch mal erklären?" Probleme in der Pflege sind beispielsweise vielen bekannt, aber man hat nie den gleichen Überblick wie ein Politiker, der sich seit Jahren damit beschäftigt oder einem Menschen, der seit Jahren damit in der Familie zu tun hat. Dann muss man das Ganze runterbrechen und erklären für Personen wie mich.

"Alle haben sich auf das Spiel eingelassen"

Foto: RTLZWEI, Abdelkarim, Kai Whittaker und Fee Linke (v.l.n.r.).

Sie tauchen in die Alltagswelt der Personen ja auch ein. Gab es für Sie Aha-Momente oder Schicksale, wo Sie überrascht waren oder Ihnen die Größe des Problems nicht bewusst war?  

So ging es mir laufend während der Dreharbeiten. Ich fand die Geschichten der Menschen, die wir getroffen haben, sehr interessant und beeindruckend. Natürlich weiß ich, dass es Menschen gibt, die Schwierigkeiten haben mit ihrem Einkommen den Alltag zu bestreiten. Aber das selbst zu sehen und mitzuerleben, das ist was komplett anderes. Bei uns können die Leute ihr Leben ganz normal vorstellen, weil sie wissen, dass es uns nicht darum geht jemanden vorzuführen oder die Sendung dann irgendwie kaputtzuschneiden.

Haben Sie festgestellt, dass die Sendung bei den teilnehmenden Politikern zu einem Umdenken geführt hat?

Politiker leben zwar nicht mehr in der Steinzeit, trotzdem ist es auch für sie ein großer Unterschied, wenn sie diese Probleme live erleben. Ein Beispiel: Wenn die Politiker im Gespräch von einer Regelung erzählen, die ein Problem abdecken soll, kann die betroffene Person direkt reagieren und sagen: "Diese Regel hilft aber überhaupt nicht und bringt mich nicht weiter." Jens Spahn war einer der Politiker, die einsehen mussten, dass nett gemeinte, eigentlich durchdachte Regeln und Theorien im Alltag oft an ihre Grenzen stoßen und die Menschen nicht so erreichen, wie die Politik dachte.

Gab es einen Politiker, der Sie besonders beeindruckt hat?

Ehrlich gesagt fand ich alle Begegnungen toll, weil alle sich auf das Spiel eingelassen haben. Sie haben von Anfang an oder während des Gesprächs gemerkt, dass Politik-Floskeln hier nichts bringen, sondern es hier wirklich ans Eingemachte geht, eben Klartext reden: Was ist das Problem und wie können wir es lösen?

Bei welchem der Sozialprobleme haben Sie festgestellt, dass es sehr viele Personen betrifft?

Leider ist es für zu viele Bürger schwierig mit den Einnahmen, die sie haben, ein menschenwürdiges Dasein zu leben. Es muss niemand verhungern, aber es fällt vielen schwer, mit dem Einkommen am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Wenn ich auf den Markt gehe und mir das meiste einfach nicht leisten kann, dann sind das sehr harte Erkenntnisse. Das Schöne an der Sendung ist, dass die Politiker das ohne Wenn und Aber miterlebt haben und sich selbst ein Bild davon machen konnten, indem sie zum Beispiel mit uns auf dem Markt waren. Am Ende ist es so: Der Politiker, das Kamera-Team und ich, wir gehen wieder zurück in unseren Alltag, aber für die betroffene Person ändert sich nichts, wenn die Politik nichts unternimmt.

Was für ein Bild haben Sie von der Politik und welche Rolle spielt Comedy dabei?

Ich habe ein großes Vertrauen in die Politik und ich habe sehr wohl das Gefühl, dass die Politiker, mit denen ich geredet habe, das große Ganze im Blick haben und wollen, dass es den Menschen besser geht. Sie glauben daran, dass die Regeln, die sie festgelegt haben, im Alltag helfen. Aber sie mussten einsehen, dass der Alltag sehr kompliziert ist, es viele Einzelfälle gibt und einige Regeln komplett an der Masse vorbeigreifen. Comedy und Kabarett generell ist in jeder Hinsicht hilfreich, nicht nur um Politik, sondern um einfach den Alltag zu verarbeiten.

"Mein Jura-Studium habe ich erfolgreich abgebrochen"

Wann wussten Sie, dass Sie Comedian werden wollten?

Ich habe damit schon als Kind angefangen und war in der Schule immer der Klassenclown. Meine erste Comedywelle habe ich mit RTL-Samstagnacht, Kaya Yanar, Ingo Appelt, Harald Schmidt und Co. erlebt. Die habe ich im Fernsehen gesehen und gedacht: Boah cool, Comedy gibt es auch als Beruf! Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass ich es schaffe und habe erstmal mit einem Jurastudium begonnen. Mit der Zeit haben mich dann immer mehr Freunde ermutigt, das mit der Comedy auszuprobieren. Die Comedy hat Jura dann schleichend verdrängt, das Studium habe ich dann erfolgreich abgebrochen.

Könnten Sie sich eine Karriere als Vollzeitpolitiker vorstellen?

Nee, zum Glück habe ich da keine Zeit für (lacht). Ich wusste es schon vorher, aber durch die Gespräche in der Sendung ist mir noch klarer geworden, dass Politik ein harter Job ist. In der Demokratie gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, insbesondere Politiker müssen – wenn sie ihren Job gut machen wollen – ständig abwägen und alle Interessen im Blick haben. Ich habe großen Respekt vor allen Politikern, die das gut machen wollen. Das ist eine riesige Herausforderung. 

Denken Sie denn, dass Sie Eigenschaften haben, die für eine politische Laufbahn gut wären?

Ach du Schande, das ist eine schwierige Frage. Es gibt in der Politik viele Menschen, die ihren Job super machen, aber auch viele, die sich durchmogeln. Da würde ich dann ins Spiel kommen.  

Vielen Dank für das Interview! "Endlich Klartext!" ab sofort wieder immer dienstags um 22:15 Uhr auf RTL ZWEI.