Als Netflix im Oktober 2014 bekannt gab, mit Adam Sandler einen exklusiven Deal über vier Filme abgeschlossen zu haben, konnte die Filmindustrie nur müde lachen. Es wirkte wie ein teurer PR-Gag,
schließlich hatten Sandlers letzte Filme mit Ach und Krach ihre Produktionskosten eingespielt.
Im Fernsehen scheint der Komiker ungleich beliebter zu sein. In einem Bericht an seine Aktionäre schrieb der mit Zahlen sparsam umgehende Streamingdienst: "Netflix-Mitglieder haben mehr als eine halbe Milliarde Stunden lang die Filme von Adam Sandler genossen." Das Lachen ist der Kinobranche andernorts vergangen: Als im Mai "Okja" im Wettbewerb von Cannes lief, gab es laute Buhrufe, als das Netflix-Logo auf der Leinwand auftauchte. Nicht weil der Film so schlecht ist, sondern weil beim Filmestablishment Panik herrscht.
Längst beschränkt sich Netflix nicht mehr auf Sandler-Komödien. Allein in diesem Jahr wurden Hunderte Millionen für eine Kriegssatire mit Brad Pitt ("War Machine"), einen Sci-Fi-Film mit Will Smith ("Bright") und eine Literaturverfilmung mit Robert Redford und Jane Fonda ("Our Souls at Night") ausgegeben. Und laut Gerüchten produziert Netflix aktuell für mehr als 100 Millionen Dollar Martin Scorseses Gangsterepos "The Irishman".
schließlich hatten Sandlers letzte Filme mit Ach und Krach ihre Produktionskosten eingespielt.
Im Fernsehen scheint der Komiker ungleich beliebter zu sein. In einem Bericht an seine Aktionäre schrieb der mit Zahlen sparsam umgehende Streamingdienst: "Netflix-Mitglieder haben mehr als eine halbe Milliarde Stunden lang die Filme von Adam Sandler genossen." Das Lachen ist der Kinobranche andernorts vergangen: Als im Mai "Okja" im Wettbewerb von Cannes lief, gab es laute Buhrufe, als das Netflix-Logo auf der Leinwand auftauchte. Nicht weil der Film so schlecht ist, sondern weil beim Filmestablishment Panik herrscht.
Längst beschränkt sich Netflix nicht mehr auf Sandler-Komödien. Allein in diesem Jahr wurden Hunderte Millionen für eine Kriegssatire mit Brad Pitt ("War Machine"), einen Sci-Fi-Film mit Will Smith ("Bright") und eine Literaturverfilmung mit Robert Redford und Jane Fonda ("Our Souls at Night") ausgegeben. Und laut Gerüchten produziert Netflix aktuell für mehr als 100 Millionen Dollar Martin Scorseses Gangsterepos "The Irishman".
Netflix erklärt Kino den Krieg
Dass dies erst der Anfang ist, macht Netflix-Content-Chef Ted Sarandos im Interview klar. "Wir haben bewiesen, dass wir das wirtschaftliche Modell einer Fernsehserie besser als jeder Fernsehsender ersetzen können", erklärt er. "Bei großen Filmen ist es bisher noch nicht ganz klar, ob wir nun auch das Modell eines großen Studios mit Kinoauswertung, DVDVerkäufen und Streaminggeschäft ersetzen können. Das testen wir gerade aus."
Dieser Satz dürfte Hollywood-Studios und Kinobesitzern den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Denn wenn Netflix in Zukunft noch mehr Kinofilme produziert, die dann nicht mehr im Kino laufen, steht die Industrie vor der größten Herausforderung seit dem Aufkommen des Fernsehens in den Fünfzigern. Als Reaktion darauf überlegen nun Studios wie Warner, Universal und Fox, ihre Kinofilme nach einem Monat im Kino bei einem eigenen Streamingdienst anzubieten. 30 bis 50 Dollar sollen Kunden für dieses Privileg bezahlen. Kinoketten würden als Kompensation für mögliche Einbußen an den Einnahmen beteiligt. Angesichts der Netflix-Preisstruktur von zehn Dollar im Monat ein überschaubares Risiko.
Dieser Satz dürfte Hollywood-Studios und Kinobesitzern den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Denn wenn Netflix in Zukunft noch mehr Kinofilme produziert, die dann nicht mehr im Kino laufen, steht die Industrie vor der größten Herausforderung seit dem Aufkommen des Fernsehens in den Fünfzigern. Als Reaktion darauf überlegen nun Studios wie Warner, Universal und Fox, ihre Kinofilme nach einem Monat im Kino bei einem eigenen Streamingdienst anzubieten. 30 bis 50 Dollar sollen Kunden für dieses Privileg bezahlen. Kinoketten würden als Kompensation für mögliche Einbußen an den Einnahmen beteiligt. Angesichts der Netflix-Preisstruktur von zehn Dollar im Monat ein überschaubares Risiko.
Hausgemachte Probleme
In gewisser Weise haben sich die Filmstudios selbst in diese Bredouille gebracht. Seit Jahren konzentriert sich die Industrie nur noch auf Blockbuster und hat die filmische Mittelklasse aus den Augen verloren: Werke, die bis zu 100 Millionen Dollar kosten und von interessanten Regisseuren gemacht werden. In genau diese Lücke sind Netflix und Amazon gestoßen. Musste sich Spike Lee vor wenigen Jahren das Geld für seine Arbeiten noch via Kickstarter beschaffen, ließ er seinen neuen Film "Chi-Raq" von Amazon finanzieren.
Während Amazon mit seinen Filmen, wie dem zweifachen Oscar-Gewinner "Manchester by the Sea", der traditionellen Kinoauswertung noch treu bleibt, sieht sich Netflix als Disruptor, der den Status quo komplett über den Haufen werfen will. Ein Angebot, das immer mehr Filmemacher dankend annehmen.
Nicht nur gewähren die neuen Player uneingeschränkte künstlerische Freiheit und großzügige Budgets. Durch die omnipräsente Bewerbung auf den Startseiten ist abseitigen Stoffen wie dem Magersuchtsdrama
"To the Bone" ein größeres Publikum gesichert, als sie es im Arthouse-Kino je erreicht hätten.
Trotz allem Wirbel um Netflix ist natürlich nicht zu befürchten, dass das Kino aufhört zu existieren. Doch die Studios werden sich genau anschauen, welchen Einfluss der Start von Netflix-Blockbustern wie "Bright" auf das Verhalten der Kinogänger hat. Und vor allen Dingen wird ihre Lobby mit aller Macht zu verhindern versuchen, dass Netflix bei der Oscar-Verleihung abräumt. Zumindest von Adam Sandler droht dort keine Gefahr.
Autor: Rüdiger Meyer
Während Amazon mit seinen Filmen, wie dem zweifachen Oscar-Gewinner "Manchester by the Sea", der traditionellen Kinoauswertung noch treu bleibt, sieht sich Netflix als Disruptor, der den Status quo komplett über den Haufen werfen will. Ein Angebot, das immer mehr Filmemacher dankend annehmen.
Nicht nur gewähren die neuen Player uneingeschränkte künstlerische Freiheit und großzügige Budgets. Durch die omnipräsente Bewerbung auf den Startseiten ist abseitigen Stoffen wie dem Magersuchtsdrama
"To the Bone" ein größeres Publikum gesichert, als sie es im Arthouse-Kino je erreicht hätten.
Trotz allem Wirbel um Netflix ist natürlich nicht zu befürchten, dass das Kino aufhört zu existieren. Doch die Studios werden sich genau anschauen, welchen Einfluss der Start von Netflix-Blockbustern wie "Bright" auf das Verhalten der Kinogänger hat. Und vor allen Dingen wird ihre Lobby mit aller Macht zu verhindern versuchen, dass Netflix bei der Oscar-Verleihung abräumt. Zumindest von Adam Sandler droht dort keine Gefahr.
Autor: Rüdiger Meyer
Filme der Streamingdienste
LEINWAND VON MORGEN
14.7. To the Bone
(D: Lily Collins,
Keanu Reeves)
18.8. What Happened
to Monday
(D: Noomi Rapace)
2017 Bright
(D: Will Smith)
2017 The Meyerowitz
Stories
(D: Adam Sandler,
Dustin Hoffman)
2017 Our Souls
at Night
(D: Robert Redford,
Jane Fonda)
2018 Mute
(D: Alexander Skarsgard, Paul Rudd)
14.7. To the Bone
(D: Lily Collins,
Keanu Reeves)
18.8. What Happened
to Monday
(D: Noomi Rapace)
2017 Bright
(D: Will Smith)
2017 The Meyerowitz
Stories
(D: Adam Sandler,
Dustin Hoffman)
2017 Our Souls
at Night
(D: Robert Redford,
Jane Fonda)
2018 Mute
(D: Alexander Skarsgard, Paul Rudd)