Rebecca (Tinka Fürst) ist jung und krank, sterbenskrank. Weil ihr Hirntumor nicht heilbar ist und sie selbst bestimmen will, wann sie aus dem Leben scheidet, sucht sie sich einen Sterbehelfer (Michael Pink). Der soll sie zu ihrer letzten Part begleiten. Doch am nächsten Morgen hat Rebecca einen neuen Plan: Sie will leben, mithilfe eines Wunderheilers. Und Henry soll sie dahin begleiten. In der Tragikomödie "Now or never", die das Erste am 24. Juni zeigt, geht das Gespann auf einen aberwitzigen Trip in die Berge…

TVSpielfilm.de hat mit der Hauptdarstellerin Tinka Fürst über den Film und ihre Rolle gesprochen.

"Mich trieben die großen Fragen zu unserem Leben und Sterben um"

Frau Fürst, die Rolle in "Now or never" als todkranke Rebecca klingt sehr herausfordernd. Wie haben Sie sich denn da auf das Casting vorbereitet?

Die Castingeinladung kam zu einem Zeitpunkt, als ich schon tief in der Thematik steckte.  Zwei Jahre zuvor wurde bei einer Person aus meinem nahen Umfeld ein Gehirntumor diagnostiziert. Und ich hatte gerade erst 'Arbeit und Struktur' von Wolfang Herrndorf gelesen; ein autobiographisches Buch in dem Herrndorf die letzten dreieinhalb Jahre seines Lebens dokumentiert, von der Diagnose seines Hirntumors bis zu seinem Suizid. Mich trieben die großen Fragen zu unserem Leben und Sterben um. Wieviele davon "Now or Never" berührt, war für mich eine verrückte Fügung. Ich musste mir erstmal die Frage stellen, ob ich das überhaupt spielen kann und will. Das war aber relativ schnell klar. Die Castingszenen habe ich dann zusammen mit einer Freundin, die auch Schauspiel-Kollegin ist, vorbereitet.

War es dann trotzdem schwierig, Rebecca zu spielen? Sich mit dem Gedanken zu beschäftigen, dass das Leben ganz schnell vorbei sein kann?

Rebecca zu spielen war nicht schwer, in dem Sinne, dass sie mir sehr nah ist und ich ihre Impulse und Verhaltensweisen sehr gut verstehen und nachempfinden kann. Herausfordernd war für mich die emotionale Dimension. Zu akzeptieren, dass eine geliebte Person (oder auch geliebte Figur) sterben muss und wird, kostet unglaublich viel Kraft und Mut. Das unmittelbare Ende des eigenen Lebens anzunehmen und alles andere loszulassen, ist die größte Aufgabe schlechthin. Mich hat das ganz schön umhergeworfen. Und ich war auch traurig, als wir abgedreht hatten und ich wusste, dass Rebecca jetzt tot ist. Auch wenn ihr Tod, so wie sie ihn dann wählt, ihr Happy End ist. 

"Now or never" ist ja trotz Rebeccas Erkrankung auch ein durchaus komisches Roadmovie. Finden Sie, dass man solch ernste Themen wie Tod und Sterbehilfe so darstellen darf?

Humor ist für mich essentiell, um überhaupt mit solchen schweren Themen umgehen zu können. Der Film versucht dieser Schwere mit komödiantischen Elementen eine Leichtigkeit entgegenzusetzen. Ob das gefällt, ist Geschmacksache. 

Was denken Sie über Sterbehilfe, können Sie Rebeccas Weg nachvollziehen?

Ich kann Rebeccas Entscheidung gut nachvollziehen. Sonst hätte ich das auch nicht spielen können. Trotzdem ist Sterbehilfe ein sehr sensibles und komplexes Thema, das unsere moralischen und ethischen Grundsätze hinterfragt. Sterbehilfe gewährt das Recht auf einen selbstbestimmten und würdevollen Tod, was ich grundsätzlich befürworte. Ich bin dafür, dass wir den Diskurs dazu weiterführen. Tod und Sterben werden in unserer Gesellschaft eher tabuisiert. 

"Eine bestimmte Wunschrolle habe ich gar nicht unbedingt"

Sie sind ja eher nicht der Social Media Typ, aber eine nächste Rolle haben Sie dort doch verraten: In "Im Abgrund" (AT) spielen Sie neben Peter Kurth eine Polizistin, die einen verurteilten Kindermörder überwacht. Wissen Sie schon, wann der Thriller ins Fernsehen kommt? 

Der Sendetermin für unseren ARD-Thriller "Im Abgrund" steht noch nicht fest. Aber ich freue mich sehr darauf. Das war eine tolle Arbeit mit tollen Kollegen. Und ich konnte eine Figur spielen, die ganz anders ist, als alles was ich bisher so gespielt habe - ein großes Geschenk. 

Könnte daraus eine Reihe werden? Hätten Sie überhaupt Lust, länger eine Polizistin zu spielen?

Nein, es gibt weder vom Sender, noch von Seite unserer Produzenten Wüste Film die Bestrebungen, eine Reihe daraus zu machen. Auch wenn es mich interessieren würde, wie es mit meiner Figur weiter ginge.

Ich kann mir auch vorstellen, eine Figur länger in einer Reihe zu spielen, solange sie mich interessiert und sie Entwicklungen durchmacht. 

Welche weiteren Projekte haben Sie auf der Liste? Und was wäre Ihre absolute Wunschrolle?

Ich werde meine Dreharbeiten zu 'Ku'damm 63' beenden, die durch die Corona-Krise unterbrochen wurden. Dann drehe ich einen "Tatort" in Köln und ein eigenes experimentelles Dokumentarfilmprojekt. Eine bestimmte Wunschrolle habe ich gar nicht unbedingt. Das ist für mich eher eine Frage des Stoffes, ob der mich berührt und ich dazu was zu sagen habe. Allerdings gibt es einige RegisseurInnen mit denen ich unbedingt (wieder) arbeiten möchte. (Anmerkung der Redaktion: Tinka Fürst hat u.a  mit mit Margarethe von Trotta und Jakob Lass gedreht).

Frau Fürst, wir danken Ihnen für das Gespräch.

"Now or never" läuft am 24. Juni um 20.15 Uhr im Ersten.