Sie alle drei sind angekettet an einem Türrahmen. Das Ermittlertrio Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen), Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) und Ludwig Schaller (Alexander Held) aus München ist von einem Verdächtigen angegriffen worden. Kurz zuvor hatten sie den Kerl noch nach einem Handgemenge festgesetzt.
Der Namenlose wird "Molly - Der Mann" (Franz Dinda) genannt und soll jemanden erschossen haben. Kurz nachdem er von einem Verhör getürmt war, hat der Unbekannte Fräulein Flierl entführt. Sie fühlt sich von seinem Äußeren an den Schauspieler Omar Sharif erinnert. "München Mord" ist eben kein gewöhnlicher Krimi. Die Folge "Damit ihr nachts ruhig schlafen könnt" läuft an diesem Samstag um 20.15 Uhr im ZDF.
Das ist aber nicht der einzige Handlungsstrang dieser Episode. Es gibt da noch eine ungeliebte Akte, die den dreien vom Chef Helmut Zangel (Christoph Süß) - der mal wieder auf eine Beförderung hofft - aufgedrückt wird, bevor sie als erledigt im Archiv verschwinden soll. Dabei geht es um den Jungen Benno, der seit 18 Jahren als vermisst gilt. Ganz allmählich kommt heraus, dass er noch lebt und die beiden Fälle zusammenhängen - dummerweise mischt sich ein kühler Kollege von der Bundespolizei in die Ermittlungen ein.
Regisseur Dirk Kummer ("Faltenfrei") hat einen eher merkwürdigen, weil wirklich arg konstruierten und vertrackten Krimi gedreht, der dem Zuschauer einige Konzentration abverlangt. Der Film beweist jedoch ein schönes Gespür für das richtige Timing: Eine Tür geht auf, eine andere zu - und das gleich mehrfach. Kummer baut einige Wendungen in seinen Krimi ein, lässt seinen Figuren viel Raum zur Entfaltung, gibt ihnen Zeit zum Nachdenken und auch mal zum Staunen.
"München Mord" ist kein Einheitsbrei
Am meisten staunt vermutlich die Kollegin Flierl, die dem verdächtigen Molly glaubt und ihn wohl auch ein wenig mag, obwohl er sie gefangen hält und sie die meiste Zeit des Films in einem dunklen Kofferraum oder einem scheußlichen Badezimmer verbringen muss.
Nun, Franz Dinda ("Das Boot") ist nun wirklich kein Omar Sharif, kann aber ausdauernd finster dreinschauen. Die Schauspieler agieren ansonsten gewohnt gut, wie eigentlich immer in dieser Reihe, die schon etwas aus dem Sumpf des Krimi-Einerleis herausragt. Vor allem Bernadette Heerwagen ("Annie - Kopfüber ins Leben") überzeugt hier als junge Kommissarin, die beinahe ihr Arbeitsethos über Bord gehen lässt, weil sie dem ziemlich versteckten Charme von Molly zu erliegen droht. Ist es das berüchtigte Stockholm-Syndrom, das Nähe zwischen Opfer und Täter erzeugt?
Ganz so weit kommt es zum Glück dann nicht - schließlich haben die drei Ermittler den wahren Mörder buchstäblich am Haken. Wie sagt der trockene Herr Schaller - der hier unkonventioneller ermitteln darf als sonst - so schön: "Damit ihr nachts ruhig schlafen könnt".