Stechende Sonne, 40 Grad. Eric pflückt auf einem Feld im indischen Nirgendwo Baumwolle. Nach zwanzig Minuten tut der Rücken weh, die
Bäuerinnen können darüber nur lächeln. Wenigstens ist es ein Biofeld, beim konventionellen
Baumwollanbau kommen so viele Pestizide zum Einsatz, dass die Arbeiter krank werden. Krebs,
verseuchte Böden, Armut - Moment, ist das hier nicht Kinderfernsehen?

Ja, aber deshalb bleiben ernste Themen nicht ausgespart. Für einen Zweiteiler war "pur+"-Reporter Eric Mayer in Indien, um über die Situation in der Landwirtschaft und bei den Näherinnen zu berichten, Tenor: "Eric sucht das faire T-Shirt." Dass sich viele Arbeiter vor Verzweiflung mit Pflanzenschutzmittel das Leben nehmen, wird nicht verschwiegen, ebenso wenig die brutalen Arbeitsbedingungen.

Wissenssendungen wie "pur+", das Reportageformat des ZDF, (mo. bis do. im Kika) sind fester Bestandteil im Kids-TV. Dabei geht es natürlich auch um "klassische" Fragen, etwa: Warum fliegt ein Luftballon, und was macht
eigentlich die Feuerwehr? Aber die Welt verändert sich, damit die Lebenswelt der Kinder, und das
spiegelt sich zum Glück auch im Programmangebot. Im letzten Jahr gab es vermehrt Formate zur Flüchtlingssituation und Integration. Auch Kinderarmut und Umweltschutz
sind häufige Themen.

Die Welt verändert sich, das zeigt sich auch im Kids-TV

"Kinder wollen so gut wie alles wissen", sagt einer, der sich auskennt: Seit acht Jahren packt Eric Mayer bei "pur+" nahezu jedes Eisen an. "Gerade bei Angstthemen wie Krieg haben wir die Aufgabe, Orientierung zu geben, damit sich junge Zuschauer nicht damit alleingelassen fühlen."

Dabei will der 36-Jährige über Dinge nicht nur berichten, sondern sie auch erleben. So ließ er
sich eine Nacht allein und bei völliger Dunkelheit in einen Bunker sperren, um zu sehen, was Isolation
bei einem Menschen anrichtet. Er übernachtete mit einem Obdachlosen unter einer Brücke, steckte seinen Arm bis zum Ellbogen in eine Kuh, um zu fühlen, was der Tierarzt fühlt.

"Oft kann ich selbst gar nicht glauben, was ich alles so mache." Seine Mutter simste ihm, dass sie
gar nicht hingucken konnte, als er beispielsweise ein Krokodil mit bloßen Händen gefangen hatte.
Tabus gibt es dabei kaum. Im Redaktionsteam wird diskutiert, was möglich wäre, was sich Eric
zutraut. Bei dem Indien-Thema war allen klar, dass es sehr vielschichtig ist. "Wir wollten dabei
nicht nur die Produktionsweise der Kleiderindustrie erklären, sondern auch, wie unser Handeln hier damit in Verbindung steht und was besser laufen kann."

Aufklärung, Engagement und journalistische Sorgfalt ist gerade in "postfaktischen" Zeiten wichtig, und so gebührt "pur+" ebenso wie anderen Formaten Dank, dass sie auch und gerade Kindern Zusammenhänge und Schicksale erklären.
Davon abgesehen können selbst Erwachsene noch etwas lernen: "Kürzlich kam ein Biologe auf mich zu und bedankte sich für die Haisendung mit den Worten: ,Vieles über diese Tiere wusste
ich noch gar nicht.‘" Knast, Küche, Kanalisation -
was kommt als Nächstes, Eric? "Ins ewige Eis, einen der Pole besuchen, das ist mein großer
Traum."

Autorin: Kerstin Klitsch

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