Einschaltquoten: Der wichtigste Wert im TV-Business

Einschaltquoten sind in der Fernsehbranche nicht nur der Indikator dafür, was beim Zuschauer gut oder schlecht ankommt, sondern spiegeln auch den Verkaufswert für Werbung wider. Letztere ist vor allem für die Privatsender wichtig, während die öffentlich-rechtlichen Sender hauptsächlich durch den (nicht unumstrittenen) Rundfunkbeitrag finanziert werden.

Doch nicht jede Altersklasse verfügt über die gleiche Kaufkraft. Generell werden deshalb vor allem zwei Gruppen unterschieden: Zum einen alle Zuschauer ab drei Jahren und zum anderen die 14- bis 49-Jährigen, wobei letztere als "werberelevante Zielgruppe" bezeichnet werden, also für Werbetreibende besonders interessant sind.

Aber wie werden Einschaltquoten eigentlich gemessen?

Fernsehquote: Hochrechnung dank Spezial-Messgerät

Die gute Nachricht: Nein, dein Fernseher sendet nicht heimlich Informationen über deine Fernsehvorlieben an irgendeine Bundeszentrale, um die TV-Quote zu bestimmen. Stattdessen existieren in 5.400 deutschen Haushalten spezielle Messgeräte der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF), die den Fernsehkonsum von circa 11.000 Personen sekundengenau aufzeichnen. Wird der Fernseher eingeschaltet, wird über die Fernbedienung angegeben, welche und wie viele Personen mitschauen.

Seit 2016 ist die Grundgesamtheit dieses Panels die "Wohnbevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland in Privathaushalten mit mindestens einem Fernsehgerät in Gebrauch und einem deutschsprachigem Haupteinkommensbezieher". Diese Haushalte sind über ganz Deutschland verteilt und jedes Bundesland wird dabei von mindestens 218 Haushalten repräsentiert.

Über Nacht werden die Daten aller beteiligten Haushalte ausgewertet und auf die fast 39 Millionen TV-Haushalte (rund 75 Millionen Personen ab drei Jahren) hochgerechnet (Stand 04. Januar 2022). Daraus ergibt sich schließlich die Einschaltquote.

Quote per Hochrechnung: Wie verlässlich sind die Zahlen?

Nun kann man durchaus hinterfragen, ob 11.000 Personen den Fernsehkonsum von 75 Millionen Menschen wirklich realitätsgetreu abbilden können. Die Antwort: Ja, durchaus.

Wie präzise Hochrechnungen sind, zeigen vor allem Beispiele aus der Politik. Nach einer Wahl weichen die ersten Hochrechnungen in der Regel höchstens um ein Prozent vom tatsächlichen Endergebnis ab, obwohl auch hier nur ein Bruchteil der Bevölkerung befragt wird.

Viel Geld dank Rundfunkbeitrag: Wofür brauchen ARD und Co. noch Quoten?

Je höher die Quote einer Sendung, desto mehr Geld kann der Sender für die Werbeslots verlangen. Da sich das Privatfernsehen vor allem durch Werbung finanziert, kommt die Einschaltquote für RTL und Co. quasi einer eigenen finanziellen Währung gleich.

Doch auch für die öffentlich-rechtlichen Sender ist eine gute Quote wichtig. Denn ARD, ZDF und Co. werden bekanntlich durch den Rundfunkbeitrag (Ex-GEZ) finanziert - und wenn niemand zusieht, stellt sich irgendwann die Frage, wie sich die Zwangsabgabe bzw. die Existenz der Sender noch rechtfertigen lässt.