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"Genial daneben"

Hugo Egon Balder über deutsches TV: "Wir wollen Hollywood, aber zahlen Wanne-Eickel"

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Genial daneben: Hugo Egon Balder im Interview RTLZWEI

Ab dem 5. Mai läuft "Genial daneben" nicht mehr bei Sat.1, sondern bei RTLZWEI. Im Interview mit TVSpielfilm.de erklärt Moderator Hugo Egon Balder, was sich in den vergangenen 20 Jahren im TV verändert hat und was er sich in Zukunft wünscht.

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Schon seit der ersten Folge "Genial daneben" moderiert TV-Legende Hugo Egon Balder die Sendung, in der Comedians auf knifflige Zuschauerfragen antworten sollen. Der Clou: Kommen sie nicht auf die Antwort, gewinnt die Zuschauerin oder der Zuschauer 500 Euro, andernfalls geht er oder sie leer aus. In der neuen Staffel läuft die Sendung ab sofort bei RTLZWEI, Balder ist nach wie vor dabei, Hella von Sinnen und Wigald Boning ebenfalls.

Im Interview mit TVSpielfilm.de erzählt er, wie er einmal in der Sendung einschlief, was Alkohol mit Fernsehen zu tun hat und was er am deutschen TV-Betrieb kritisiert.

TVSpielfilm.de: Herr Balder, was können wir von der neuen Staffel "Genial daneben" genau erwarten?

Hugo Egon Balder: Das gleiche wie immer, auch mit den mehr oder wenigen gleichen Leuten.

Also hat sich mit dem Wechsel zu RTLZWEI nichts verändert?

Nein, überhaupt nicht.

Ich persönlich schaue die Sendung schon, seitdem ich jung war und jetzt wird sie 20 Jahre alt.

Ja, da waren wir alle noch jung (lacht). Damals waren wir auch die ersten, die so einen Quatsch gemacht haben, jetzt gibt es davon viele.

Welche deutschen TV-Shows gefallen Ihnen wirklich gut?

 "Wer stiehlt mir die Show" finde ich sehr gut. Da braucht es aber auch einen Sender wie ProSieben, der den Mut hat, sowas zu machen.

Gibt es "Genial daneben"-Momente aus den letzten 20 Jahren, die Ihnen im Gedächtnis geblieben sind?

Bei uns geht es nicht darum eine Antwort zu finden, sondern eine zu erfinden. Jeder soll dort den größten Scheiß erzählen. Hauptsache die Leute werden unterhalten und wodurch diese Unterhaltung entsteht, ist mir völlig wurscht.

Einmal hatte ich vor der Sendung so Hunger, dass es für mich drei Burger von McDonald's gab, dann bin ich in der Sendung eingeschlafen. Aufgewacht bin ich dann, als Hella von Sinnen fragte "Herr Balder, schlafen Sie?" und ich nur: "Ja!"

"Heute muss man auch aufpassen, was man sagt"

Foto: RTLZWEI

Charaktere wie Hella von Sinnen haben sich definitiv einen Platz im deutschen TV verdient.

Das sag ich auch immer. Hella ist jemand, der sehr polarisiert. Man kann es nicht jedem recht machen und das ist doch fabelhaft. Hella sitzt auch manchmal von Anfang an da und sagt: "Herr Balder, ich habe heute schlechte Laune." Das ist doch großartig.

Haben Sie das Gefühl, so etwas fehlt dem deutschen Fernsehen?

Die einzigen, die sich wirklich Anarchie trauen, sind Joko und Klaas. Dieter Nuhr, Thorsten Sträter und Sebastian Pufpaff gehen auch in diese Richtung. Aber heute muss man auch aufpassen, was man sagt, sonst wird man ja sofort verhaftet (lacht).

Hat sich das am meisten verändert im TV?

Die Verbote werden immer mehr, bei vielen Strömungen weiß man auch gar nicht mehr, was eigentlich richtig ist. Muss ich jetzt gendern? Vielleicht ist die Mutlosigkeit bei den Sendern noch schlimmer geworden. Aber ich würde nie sagen: Früher war alles besser, um Gottes Willen. Es war nur anders. Als wir angefangen haben bei RTL, konnten wir machen, was wir wollten.

Was glauben Sie, woran liegt diese Veränderung?

Bisschen Anarchie, mehr Kreativität würde ich mir wünschen. Dann ist natürlich alles eine Geldfrage. Wir wollen Hollywood, aber zahlen Wanne-Eickel. Und bei den Sendern finden immer endlose Meetings statt, allerdings nicht überall. Aber die Rücksichtnahme ist auch zu groß.

"Alte NDR-Talkshows sind großartig, das lag eben am Rotwein"

Wie meinen Sie das?

Wenn ich überlege, was wir bei "RTL Samstag Nacht" alles getrieben haben. RTL hatte am Montag Beschwerden von Werbepartnern, der evangelischen Kirche, der katholischen Kirche und so weiter.

Können Sie bestimmten Kritiken zustimmen?

Nee, damit muss man leben. Bei "Genial daneben" haben wir bei RTLZWEI auch nicht darauf geachtet, was wir sagen. Dieter Nuhr kriegt es ja ebenso von allen Seiten. Das ist aber gut, weil man dann merkt: Es wirkt.

Bei Ihrer Sendung der "Der Klügere kippt nach" fand ich die Idee sehr lustig.

Ja, das Konzept war wirklich gut, in der Umsetzung war es dann naja. Die Sendung war angelehnt an früheres Fernsehen, wo die Menschen in der Talkshow immer noch getrunken und geraucht haben. Alte NDR-Talkshows sind großartig, das lag eben am Rotwein, Weißwein und Bier. Das kriegt man da heute auch noch, aber es passiert einfach nicht mehr so viel.

Bei "Inas Nacht" gibt es ja auch echten Alkohol.

Darum lieben die Leute das ja auch so. Es ist echtes Fernsehen! Nach meinem Besuch da war ich auch völlig besoffen. (lacht)

Haben Sie mal überlegt mit "Genial daneben" auf Tour zu gehen?

Ja, auf jeden Fall, haben es dann aber verworfen. Weil ich viel beim Theater auf der Bühne stehe, finde ich auch mehr Fernsehmacher sollten ins Theater gehen und da nach neuen Talenten schauen und nicht immer nur den eigenen Kosmos bedienen.

Vielen Dank für das Gespräch!

"Genial daneben" läuft donnerstags um 20.15 Uhr bei RTLZWEI und bei RTL+