Vergangene Woche kam "stern TV" mit einem Special aus der Sommerpause zurück: Über 90 Minuten brachte uns das Magazin auf den aktuellen Stand in Sachen Familie Ritter. Seit 1994 begleitet "stern TV" den durch Kriminalität, Drogenabhängigkeit und Rechtsradikalismus auffällig gewordenen Clan aus Köthen (Sachsen-Anhalt).
Wie konnte es zu einer solchen Verwahrlosung kommen? Das fragten sich die Zuschauer von "stern TV" letzte Woche einmal mehr. In der vergangenen Ausgabe vom Mittwoch (28. August) war nun Peter Grimm bei Steffen Hallaschka zu Gast, Leiter des zuständigen Jugendamtes Anhalt-Bitterfeld.
Liebesentzug und Überschwang
Grimm verteidigte das Vorgehen der Behörden der Stadt Köthen im Fall Ritter. "Es ist wirklich bewundernswert, was die Stadt in diesen Jahrzehnten getan hat", sagte er gegenüber Hallaschka. Obwohl die Ritters jede staatliche Hilfe ablehnten, habe die Stadt immer wieder den Kontakt hergestellt. "Es gibt kaum ein Kind in dieser Familie, wo der Staat nicht eingegriffen hätte, wo nicht Heimerziehung angeordnet worden wäre, bis hin zu Familiengerichten, wo ambulante Leistungen erbracht wurden."
Aber warum fallen die Familienmitglieder immer wieder in alte Muster zurück? In der Folge von letzter Woche schockierte vor allem der Absturz der Ritter-Enkelin Jasmin. Sie kam als Kind ins Heim und distanzierte sich von ihrer Familie. Nun stand sie aber mit ihren Onkeln Norman und Christopher wegen Raub und Körperverletzung vor Gericht.
Grimm macht die Dynamik innerhalb der Familie verantwortlich: "Was man in den Beiträgen oft sieht, ist das Prinzip ‚Zuckerbrot und Peitsche‘. Dieser vollständige Liebesentzug, und auf der anderen Seite dieser Überschwang [...] Ich würde es fast Entmenschlichung nennen. Diese Kinder werden völlig niedergemacht, alle Generationen sehnen sich nach Zuwendung, doch die gibt es dort nicht."
Die Schuld für die Verbrechen werde nie bei den Tätern gesucht. "Niemand macht etwas, es sind immer andere schuld, die Jungs sind immer unschuldig, werden unschuldig verhaftet."