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Exklusiv: "In aller Freundschaft"-Star Julian Weigend über Geheimnis seiner Rolle

IaF, Julian Weigend
In aller Freundschaft: Julian Weigend als Dr. Kai Hoffmann. MDR/Saxonia Media/Kiss

Seit Januar 2018 ist Julian Weigend als Dr. Kai Hoffmann der Chef der Sachsenklinik bei "In aller Freundschaft". Mit TVSpielfilm.de hat der Schauspieler über die ARD-Serie und seine Rolle gesprochen.

Seit 1998 läuft "In aller Freundschaft" erfolgreich im Ersten. 2018 übernahm Julian Weigend als Chirurg Dr. Kai Hoffmann die Leitung der Sachsenklinik von Dr. Kathrin Globisch (Andrea Kathrin Loewig). Nach der 900. Folge, die am 23. Juni ausgestrahlt wird, verabschiedet sich die Krankenhausserie in die Sommerpause, in der das Erste die schönsten Sommerfolgen aus den verschiedenen Staffeln zeigt. Ab Ende September starten die Dreharbeiten für die 42 Folgen der mittlerweile 24. Staffel, in der es emotional weitergeht.

TVSpielfilm.de sprach anlässlich der Jubiläumsfolge mit dem gebürtigen Österreicher Julian Weigend.

"Man fängt ja stets bei Null an"

Glückwunsch zur 900. Folge, Herr Weigend! Sie selbst sind ja erst seit 100 Folgen dabei, haben Sie Lust, persönlich auch die 900 voll zu machen?

Diese Frage habe ich mir selbst noch nicht gestellt, weil ich soweit im Voraus nicht denke und plane. Um selbst 900 Folgen zu füllen, müsste die Serie ja nochmal 20 Jahre produziert werden. Ich glaube so weit in die Zukunft zu schauen, bringt nichts und würde mich nur vom Hier und Jetzt ablenken.

Ich bin prinzipiell für alles offen und wenn die Rahmenbedingungen stimmen und sich gut anfühlen, kann ich mir vieles vorstellen ... aber was die "Freundschaft" betrifft, denke ich immer nur von Jahr zu Jahr, freue mich darauf und bin dankbar in einem so wunderbaren Team dabei zu sein.

Herr Weigend, wie wurden Sie denn als Österreicher in Leipzig aufgenommen?

Der Ösi bei den Ossis! (lacht) Nein im Ernst, das war alles überhaupt kein Thema. Ich wurde von der ersten Minute an im wahrsten Sinne des Wortes "freundschaftlich" aufgenommen und ich hatte keine Minute einer Befremdlichkeit oder eines Unbehagens. Aber da ich ja sowieso schon über 24 Jahre in Berlin lebe, war es für mich keine wirkliche Umstellung, jetzt öfter in Leipzig zu sein. Vielleicht wäre das so gewesen, wenn ich bis dato nur in Österreich gelebt hätte, aber ich lebe mittlerweile jetzt quasi schon länger in Deutschland als in meiner ursprünglichen Heimat Österreich, insofern war Leipzig für mich kein Neuland.

Als Sie 2018 zu "In aller Freundschaft" kamen, war es eine Umstellung, nach "Schimanski" (Anmerkung der Redaktion: Weigend spielte Kriminalhauptkommissar Thomas Hunger) und "Dolce Vita & Co.", wieder ein festes Serien-Engagement anzunehmen?

Für mich ist jedes neue Projekt eine Herausforderung, denn man fängt ja stets bei Null an. Die Karten werden neu gemischt und man muss sich immer wieder neu beweisen. Nichts ist aus dem Ärmel geschüttelt, denn jeder Schauspieler, der diesen Beruf mit Handwerk, Professionalität und Passion ausübt, weiß das oder sollte es eigentlich wissen. (lacht) Da stellt sich für mich nicht die Frage, ob ich einen "Tatort", ein Fernsehspiel, eine Reihe oder Serie drehe ... für mich ist es stetige Umstellung, da es ja immer mit Veränderung und der damit einhergehenden persönlichen Entwicklung zu tun hat.

Immer genug Möglichkeiten für andere tolle Projekte

Bleibt Ihnen neben "IaF" noch Zeit für andere Projekte? Wann können wir Sie denn demnächst mal ohne weißen Kittel sehen?

Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich neben der "Freundschaft" immer genug Möglichkeiten habe, andere tolle und spannende Projekte zu drehen. Da gibt mir die Produktion immer den Freiraum und würde mir niemals die Option anderer Projekte versperren, weil sie darin ja auch für sich letztlich nur weiterbringende und bejahende Aspekte sehen. Darin sehe ich eine kluge und weise Handlung, denn wir alle partizipieren ja aus so einer Situation. Wenn es sich zeitlich partout mal nicht deixeln lässt, dann ist das so und da hat "In aller Freundschaft" auch Priorität, aber sie werden immer alles tun und möglich machen und das weiß ich sehr zu schätzen.

Da durch Corona ja jetzt auch in unserer Branche schon einige Wochen alles auf Eis liegt und es vorwiegend immer noch bleibt, kann ich noch nicht sagen, wann ich andere Projekte wahrnehmen werde, aber ich bin guter Dinge, dass es bald wieder losgehen wird.

Als Dr. Kai Hoffmann werden Sie als äußerst strukturiert beschrieben. Statussymbole seien ihm nicht wichtig. Wieviel Julian steckt in Kai?

In einigen Dingen bin ich durchaus strukturiert, das brauche ich, um meinen Alltag auch so zu meistern, dass ich Einiges voranbringen kann. Allerdings bin ich privat weit von einem "strukturierten Kai" entfernt, mit dessen Akribie und fast schon Besessenheit in seiner Arbeit und auch privat,  alles perfekt machen zu müssen. Was ihn teilweise selbst seiner Lebensqualität, Leichtigkeit und Freude beraubt. Mit Statussymbolen kann man aber auch mich persönlich nicht beeindrucken.

Das interessiert mich nicht und hat es auch nie. Für mich haben Menschen keine Wertsteigerung, wenn Sie sich materiell etwas angehäuft haben und sie sich dadurch und ausschließlich darüber definieren. Es ist sicher schön, sich etwas anzuschaffen und sich darüber zu freuen, keine Frage, aber sich über Statussymbole zu definieren wie z. B. einen Luxuswagen oder andere für uns Menschen so scheinbar wichtige Formen unserer gesellschaftlichen Akzeptanz, sind lediglich ein Armutszeugnis und keine Bereicherung. Die Definition des persönlichen Status findet für mich nur durch Menschlichkeit und ein großes Herz statt.

 

"Er wird ein 'Getriebener' bleiben"

"Seine Affären dauern selten länger als eine Nacht", heißt es weiter in ihrer Rollenbeschreibung. Also keine Hoffnung auf ein dauerhaftes Liebesglück, z. B. mit Dr. Maria Weber?

Dazu möchte ich noch nichts verraten, da es ja sonst langweilig wäre. Aber so viel kann ich verraten, dass die beiden immer eine besondere Verbindung haben werden.

Können Sie uns vielleicht schon verraten, wie es sonst mit Dr. Hoffmann zukünftig weitergeht?

Mit Hoffmann wird es auf jeden Fall weiter spannend bleiben, weil er immer ein Stück Unberechenbarkeit haben und er ein "Getriebener" bleiben wird. Er hat aus seiner Vergangenheit noch Vieles aufzuarbeiten, dessen ist er sich zwar bewusst, aber er ist ein grandioser Verdränger seiner Vergangenheit und wählt dafür sicher oft den einfacheren Weg, nämlich sich nicht tiefer damit auseinanderzusetzen ... das würde bedeuten, dass er sich seinen Ängsten stellen und auch Schwäche eingestehen müsste. Das wäre auch bzw. gerade für einen Kai Hoffmann zu viel. (lacht)

Welches Geheimnis macht Dr. Kai Hoffmann so unnahbar?

Hoffmann hat – wenn man so will – einige Geheimnisse, die einerseits durch sein Erlebtes bei seinen Mali-Einsätzen, aber auch durch einen schlimmen Verlust in ihm schlummern. Letztlich sind es ganz tiefe Verletzungen, die er nie aufgearbeitet hat und die er mit sich herumträgt. Diese Wunden versucht er mit sich auszumachen und es fällt ihm unendlich schwer darüber zu reden und sich einer professionellen Hilfe anzunehmen.

Deshalb trägt er immer Last bzw. etwas Beladenes mit sich herum, was natürlich nicht unbemerkt bleibt. Im Gegenteil, es ist genau das, was dann zu den Konflikten in seinem Umfeld führt, ob es Maria ist oder auch andere Wegbegleiter sind. Es bleibt also spannend.

"In aller Freundschaft" läuft dienstags um 21 Uhr im Ersten.