Den Ton für diesen Abend gab Bastian Schweinsteiger vor. Der frühere Weltmeister, jetzt als Fußballexperte für die ARD aktiv, stand am Montagabend mit offenem Mund im Kopenhagener Stadion, drehte dem TV-Zuschauer dabei einige Male den Rücken zu, um sich an den dänischen Fans erfreuen zu können und machte kein Geheimnis aus seiner Sympathie für die Dänen. Und dann war Tom Bartels dran.
Nach all dem, was die Dänen aufgrund des Herzstillstands ihres Spielers Christian Eriksen beim ersten EM-Spiel durchmachen mussten, ist jegliche Sympathie für Land, Menschen und Mannschaft nachvollziehbar.
Mitfühlen und mitjubeln war aufgrund der zuletzt so dramatischen Lage rund um das dänische Team nun vor allem deswegen verständlich, weil die Glücksgefühle aus den Dänen beim faszinierenden 4:1 gegen Russland auf so anfassbare Art heraussprudelten.
Bartels-Kommentar "ziemlich unprofessionell"?
Und doch gab es viele, die sich über die Art und Weise des Kommentierens in der ARD wunderten, manche gar echauffierten. Die Mitfreude von Tom Bartels am Sieg der Dänen war für viele Twitterer Grund genug, ihren Ärger über fehlende Neutralität öffentlich zu machen.
"Von der ersten Minute an Dänemark-Fan", nannte einer den ARD-Kommentator. "Fußball sollte Sport sein und kein Märchen-Wunschbrunnen", schrieb ein anderer.
"Ziemlich unprofessionell" sei das doch, wenn man "zu keiner Sekunde unterdrücken" könne, wer "Bartels Favorit" in dem Spiel sei, lautete ein weiterer Kommentar - und es gab etliche ähnliche in dieser Tonart.
ARD entschuldigt Bartels Kommentar mit "emotionaler Situation"
So viele, dass die ARD - die sehr offen in sozialen Netzwerken auf Kritik und Anregungen reagiert - darauf sogar einging. In einer "emotionalen Situation" gelinge es nicht immer, eine neutrale Perspektive einzunehmen, schrieb der Sender, laut dem Bartels sonst aber stets mit "bestem Wissen und Gewissen kommentieren" würde.
Dass ihm dies am Abend des so mitreißenden Dänemark-Erfolgs nicht gelang, bat die ARD zu entschuldigen. Eine erfrischend ehrliche und offene Reaktion des Senders am Ende eines so besonderen Fußballabends.
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