Mitten im schönen Thüringer Wald, unterhalb der Wartburg in Eisenach, steht ein Kühlschrank. Und nicht nur das: Es befindet sich auch noch eine Leiche darin - mit fehlendem linken Auge und zusammengefalteten Händen, als würde sie beten. Bei dem toten Mann handelt es sich um einen Richter am Oberlandesgericht Erfurt, der als gnadenloser Mensch beschrieben wird.
Die Kriminalpsychologin Annett Schuster (Kristin Suckow) und der Fall-Analytiker Jan Kawig (Bernhard Conrad) vermuten daher Rache als Motiv für den Mord. Der MDR-Krimi "Tod am Rennsteig - Auge um Auge" läuft am Donnerstag (9.3.) um 20.15 Uhr im Ersten.
Von religiösen Geschichten und dem Glauben an einen Gott erzählt Regisseurin Maris Pfeiffer (60, "Getrieben", "Mord am Höllengrund") hier nebenbei auch. Hauptsächlich geht es aber um die Tätersuche (Buch: Jens Köster), bei der religiöse Motive und Rache eine große Rolle spielen. Der Täter scheint intelligent zu sein und eine ganz eigene (Bild-)Sprache zu verwenden, die es nunmehr zu entschlüsseln gilt. Immer mehr rückt (wie schon in einigen anderen TV-Krimis) die Vergangenheit eines Ermittlers in den Fokus - es geht nicht nur um den biblischen Spruch "Auge um Auge", sondern auch um "Zahn um Zahn".
Bernhard Conrad (41, "Kahlschlag", "Der Überfall") spielt hier einen gelernten Zimmermann mit Gefühlen und leisem Humor, der in der Kirche seine belegten Brote isst und als Fall-Analytiker versuche, ein Puzzleteil in die Luft zu werfen in der Hoffnung, dass sich dann am Boden "ein fertiges Bild" ergeben möge.
Das wiederum ist nicht die Sache seiner rationalen Kollegin: Kristin Suckow (34, "Da hilft nur beten!") hält sich lieber an klare Fakten. Und muss erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass die (manchmal singende) Gerichtsmedizinerin ganz hübsch mit ihr flirtet.
Alles in allem ist dies ein angenehm unaufgeregt erzählter Krimi, der mit verlassenen Schauplätzen (Kirche, Schwimmbad, Theater) und eng miteinander kommunizierenden Hauptfiguren aufwarten kann.
Das unkonventionelle und rein ostdeutsche Team hat viel zu rätseln in diesem kniffligen Fall, bei dem der Täter für den Zuschauer schon früh erkennbar ist. Trockener Humor ist genügend vorhanden und die Bilder des schönen Erfurt und Thüringer Waldes tun auch ziemlich gut.