Am Ende bleibt nicht viel von Dieter Bohlens 19 Jahren bei "Deutschland sucht den Superstar". Außer sowas hier: "Du bist ein Mensch wie Gott ihn geschaffen und McDonalds ihn geformt hat." Jaja, die markigen Sprüche waren so eine Sache bei DSDS: Geliebt und gehasst. Hat da gerade jemand geschasst gesagt? Nein? Egal.
Bohlen hätte zu den Liveshows kommen sollen
Obwohl noch gar nicht offiziell ist, dass Dieter Bohlen wirklich bei "seiner" Show von RTL geschasst wurde, sieht alles danach aus. Vor allem aber das Aussetzen der letzten beiden Liveshows unter dem Vorwand des verletzten Fußes, trifft Fans der Sendung schwer. Und das kommt ausgerechnet von dem Mann, der immer betont hat, dass er in jeder(!) Verfassung, egal ob krank oder nicht, schon auf der Bühne stand. "Da musst du einfach durch und trotzdem ne geile Show abliefern", hätte Dieter wohl zu sich selbst als Kandidat gesagt.
Einen Streit hat es wohl nicht gegeben, sagte er kürzlich in einem Video. Das ist schön zu hören, aber warum sitzt er dann nicht in den Liveshows? Wieso lässt er nach 18 Staffeln DSDS die Zuschauer hängen? Sein Abgang ist vielleicht Bohlens größtes Vergehen an den Fans, die ihm im Fernsehen all die Jahre die Treue gehalten haben. Egal was zwischen ihm und RTL war: Das wäre das Mindeste gewesen. Aber der Dank gebührt ihm trotzdem.
Danke Bohlen für all die Zeit
Langlebige TV-Formate sind selten geworden. Eine veränderte Medienlandschaft und ein neuer Typ Stars sind zwei der vielen Gründe. Darum will ich Dieter Bohlen an dieser Stelle persönlich danken, dass er DSDS so lange die Treue gehalten hat. Quotentechnisch und vor allem inhaltlich tritt das Format seit locker zehn Jahren auf der Stelle und der selbsternannte Poptitan hätte sich auf seinen Millionen ausruhen oder eine andere Show machen können. Dass er bei RTL geblieben ist, brachte ihm zwar kontinuierlich öffentliche Aufmerksamkeit, die er in wertvolle Social-Media-Auftritte umgewandelt hat, aber das hätte jemand wie Bohlen auch woanders haben können.
Er stand zu RTL und lieferte, was sie von ihm wollten. Harte Sprüche für manchmal mittelmäßige Kandidaten, ehrliche Bewertungen und seltene, emotionale Höhepunkte wie sein Tränenausbruch in den Castings 2018. Teilnehmerin Mandy Mettbach sang "Liebe kann so weh tun" von Marianne Rosenberg und Bohlen war völlig überraschend zu Tränen gerührt – erinnert an seine Studienzeit in Göttingen, als er das Lied immer gehört hat. In solchen Momenten war DSDS absolutes Top-Fernsehen, das tief berühren konnte. Unterhaltung war immer das oberste Ziel und wer die Show mochte, bekam das konsequent jedes Jahr – auch ein Verdienst des Produzenten.
Jetzt, wo Bohlen raus ist, kann RTL versuchen das Format richtig zu erneuern, mit der Ankündigung von Hape Kerkelings Comeback zum Kölner Sender haben sie ja bereits eine gute Option. Oder sie machen eine völlig neue Castingshow. Es passt dazu, dass sich RTL grundsätzlich neu aufstellen will. Für Fans des Chefjurors gebührt ihm daher auch der Dank, dass er geht: Jetzt kann er frisch und in ein weniger eng geschnürtes Korsett im Fernsehen neu auftreten. Vielleicht eine Castingshow oder eine Personality-Sendung? Wir freuen uns drauf.
Es ist dennoch ein Abschied, der schwerfällt. Wir Fans hatten viel Liebe für DSDS und auch für Dieter Bohlen. Aber wie er selbst schon früh erkannt hat: Liebe kann so weh tun.
"Deutschland sucht den Superstar" läuft samstag, 20.15 Uhr bei RTL.