Erinnern Sie sich noch an den letzten "Superstar"? An den vorletzten vielleicht? Nein? Wissen Sie was: Es tut absolut nichts zur Sache.
Seit 2002 flimmert "DSDS" über die Bildschirme. Die Show, damals eine absolute Sensation, bescherte RTL Top-Quoten. Erstmals hatten es die TV-Zuschauer in der Hand, ihren ganz eigenen Superstar zu erschaffen und am Ende zu küren. Rund 9,48 Millionen Menschen schalteten jede Woche ein, beim Finale fieberten 12,8 Millionen Menschen mit. Ein Spitzenwert, der nie wieder erreicht werden sollte.
Alexander Klaws zehrt bis heute von seinem "Superstar"-Ruhm, Beatrice Egli gelang dies ebenfalls, Pietro Lombardi lancierte mit seinem Sieg 2011 ein ganzes Musik- und Reality-TV-Imperium, stieg später zum Juror auf. Die übrigen Sieger und Kandidaten tauchten entweder im Dschungelcamp wieder auf oder verschwanden in der Bedeutungslosigkeit. In der Castingshow ging es schon lange nicht mehr ums Finden eines Superstars, sondern um das, was der Sendungstitel auch verspricht - ums Suchen. Ob der Sieger nun erfolgreich werden würde, war weniger als zweitrangig, ein netter Nebeneffekt, ja - aber nicht wirklich relevant. Nur einer war unsinkbar - und für die Show-Produzenten unantastbar: Dieter Bohlen. Show-Dino, Pop-Titan, DSDS-Übervater.
Nach zwei Jahrzehnten gab RTL am 11. März in einer Mitteilung bekannt, dass man sich von Bohlen trennen werde - sowohl die kommenden DSDS-, als auch die "Supertalent"-Staffeln finden ohne ihn statt. Distanziert hieß es zur Kommandoübergabe am Jurypult, von Seiten des Senders, dass "alle Beteiligten im Vorfeld informiert" wurden. Dass Bohlen nicht freiwillig ging, bestätigte RTL kurz darauf auf Nachfrage von FOCUS Online. Die Entscheidung sei auf Initiative des Senders und nicht auf Bohlens Wunsch zustande gekommen, sagte ein Sprecher. "RTL hat entschieden, die Shows 'DSDS' und 'Das Supertalent' grundlegend weiterzuentwickeln", erklärte er. Bohlen selbst zeigte sich noch vor Kurzem mit seiner Freundin Carina auf Instagram, beim Auskundschaften neuer potentieller DSDS-Drehorte. Bis heute schweigt der Pop-Titan zu seinem Aus.
Am Mittwoch erklärte RTL nun, dass Dieter Bohlen nicht wie angekündigt in den beiden letzten DSDS-Shows der diesjährigen Staffel zu sehen sein wird. Fans hatten gehofft, sich von dem Jury-Dino verabschieden zu können. Daraus wird nun nichts - der Sender trägt daran aber keine Schuld. Von Senderseite heißt es: "Die beiden Live-Shows der aktuellen DSDS-Staffel werden ohne Dieter Bohlen stattfinden, der leider krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt hat." Bohlens "krankheitsbedingte Absage" bedauere man bei RTL. Ein großer Abgang bleibt Bohlen somit verwehrt, ein bitterer Beigeschmack bleibt.
Was bleibt nach knapp zwei Jahrzehnten von DSDS ohne das Aushängeschild Dieter Bohlen? Die schwächelnden Quoten (2020 sahen durchschnittlich nur noch 3,56 Millionen Zuschauer ab drei Jahren zu) sowie die Skandale um Ex-Juroren wie Xavier Naidoo und jüngst Michael Wendler brachten die Daseinsberechtigung der Show ins Wanken. Worüber sollen sich die Fans nun auf Twitter echauffieren, wenn Altherren-Witze, Kandidaten-Abkanzelungen und schlechte Gags aus Bohlens Mund fehlen? Mit Dieter Bohlens Abgang wurde der Sendung nicht nur die letzte, einzige Konstante genommen - sondern auch der letzte Nagel in den Sarg eines einstigen TV-Phänomens geschlagen.
Der DSDS-Abschied ohne Bohlen: Was bleibt von der Castingshow noch übrig? wird veröffentlicht von BUNTE.de.